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Personalmangel am Beckenrand

Karlsruher Europabad bricht Rekord – Freibadfans müssen noch hoffen

Den 9. Mai müssen sich Fans der Karlsruher Freibäder merken. Doch bisher ist nicht sicher, ob dann auch alle drei öffnen. Ein Bad geht sicher in Betrieb.

23.08.2023 Rheinstrandbad Rappenwört / Bäderchef Oliver Sternagel
Das Rheinstrandbad in Rappenwört lockt in der Freibadsaison auch Menschen aus der Region an. Noch ist unklar, wann der Betrieb diesen Sommer startet. Foto: Rake Hora

Zum ersten Wochenende im April kann sich Karlsruhe über Freibadwetter freuen. Und im Sonnenbad können Schwimmer tatsächlich schon jetzt ihre Bahnen unter freiem Himmel ziehen. Doch wann starten die übrigen Freibäder in die Saison?

Bilanz der Karlsruher Bäder

Bäderchef Oliver Sternagel äußert sich bei der Vorstellung der Jahresbilanz zu den Öffnungszeiten, zum Verlauf der vergangenen Saison – und zu geplanten Neuerungen, auch solchen im Europabad. Letzteres brach 2023 übrigens einen Rekord.

Wann starten die bisher nicht geöffneten Karlsruher Freibäder in die Saison?
Alle Freibäder werden so vorbereitet, dass sie zum 9. Mai startklar wären, erklärt Sternagel. Der 9. Mai ist der Feiertag Christi Himmelfahrt. Sicher sei, dass an diesem Tag das Turmbergbad in Durlach öffnet, und zwar ab da von 9 bis 20 Uhr. Wann und zu welchen Zeiten das Freibad Rüppurr und das Rheinstrandbad Rappenwört in die Saison starten, sei derzeit noch nicht endgültig geklärt. „Wir werden uns dazu ein, zwei Wochen vorher äußern“, so Sternagel. Stand heute habe er nicht genügend Personal, um alle drei Bäder gleichzeitig und zudem täglich von 9 bis 20 Uhr öffnen zu können.
Woher kommt diese Personalnot?
Bundesweit berichten Badbetreiber, dass sie – wie viele andere Branchen auch – kein Personal finden. „Wir arbeiten im Schichtbetrieb sowie an Sonn- und Feiertagen, das steht bei vielen nicht auf Platz eins der Beliebtheitsskala“, ist Sternagel sicher. Bezahlt werden die Mitarbeiter nach dem Tarif des öffentlichen Dienstes, es gibt entsprechende Zuschläge für die Wochenenden. Sternagel fasst die Voraussetzungen zusammen: „Bewerber müssen schwimmen und einigermaßen Deutsch können.“ Die Bäderbetriebe hätten sich unter anderem bei Jobbörsen, in sozialen Netzwerken und über Plakate in der City um Personal bemüht.
Ist das Problem neu?
Nein, auch 2023 kam es schon zu Einschränkungen der Öffnungszeiten bei den Freibädern. Das Rheinstrandbad öffnete damals unter der Woche erst ab 14 Uhr. Dort braucht es besonders viele Aufsichtskräfte, weil das Gelände sehr groß ist. „Mit dem Personal von Rappenwört kann ich zwei andere Freibäder betreiben.“ Saisonstart war 2023 in allen drei Freibädern der 27. Mai. Sportbürgermeister Martin Lenz (SPD) und Sternagel legen dar, dass sie im Gespräch sind mit dem Freundeskreis für das Rüppurrer Freibad sowie dem Bürgerverein Daxlanden, um gemeinsam transparent Lösungen zu finden. „Perspektivisch kann ich auch temporäre Schließungen nicht ausschließen“, sagt Sternagel: „Das ist eine harte Wahrheit, aber sie gehört zur Ehrlichkeit dazu.“ Sternagel erklärt: „Ich kann mir keine Mitarbeiter schnitzen.“ Und Sicherheit stehe über allem: „Wenn die Sicherheit gewährleistet ist, dann schwimmen wir.“
Welche Neuerungen erwartet die Besucher in nächster Zeit?
Bis zum 9. Mai werden nach Angaben von Sternagel an allen drei Freibädern die neuen Kassensysteme installiert. Besucher können dann weiter an der Kasse eine Karte kaufen. Alternativ gibt es aber die Möglichkeit, mit einem zuvor beispielsweise online erworbenen Ticket durch ein Drehkreuz zu gehen, „Fast Line“ genannt. „Wenn ein Bad später öffnet, will man nicht noch lange an der Kasse anstehen“, so Lenz. Auch das wiederaufladbare Armband funktioniert an diesen Drehkreuzen, auch an denen des Sonnen-, Europa- und Fächerbads. In allen Bädern wird diese Technik installiert.
Was ist noch geplant?
Im Europabad will Sternagel im nächsten Jahr eine neue Rutsche bauen. Dafür brauche es einen neuen Turm, an dem in den nächsten zehn Jahren insgesamt drei Rutschen errichtet werden sollen. Zum Finanzrahmen macht Sternagel noch keine Angaben, auch nicht zur Art der neuen Rutsche. Beim Fächerbad steht die Sanierung der Fassade und des Dachs an. Ab Herbst sollen zudem in Rappenwört die Arbeiten beginnen, um das Bad CO2-neutral zu machen. Sternagel setzt auf Photovoltaik, Wärmepumpen und Solartherme. „Wir brauchen dann kein Gas mehr für die Becken.“
Stichwort Gas: Wie sieht es aus bezüglich der Energie?
Im Europabad wird beispielsweise der Rutschenturm oft erst zwei Stunden später in Betrieb genommen, um Energie zu sparen. Das gelte nicht, wenn das Bad wie jetzt in den Ferien voll ist. Die Energiepreise sind derweil weiter ein Problem. „Beim Strom ging es um 100 Prozent hoch“, bilanziert Sternagel. Bei der Fernwärme nennt er ein Plus von 60 Prozent, beim Gas von 75 Prozent. „Wir dachten, das bricht uns das Genick.“ Auch beim Chlor seien die Preise explodiert, zudem stiegen nach den Tarifabschlüssen die Gehälter der Badmitarbeiter.
Wie sehen dann die Zahlen für 2023 aus?
Das Europabad hat im vergangenen Jahr trotz dieser Herausforderung bei den Energiepreisen ein leichtes Plus verzeichnet. Am Ende lag das bei 156.000 Euro, 2022 verbuchte man noch ein Minus von 131.000 Euro. Einher ging das mit einem Besucherrekord: Erstmals in seiner 15-jährigen Geschichte zählte das Europabad über 500.000 Besucher, nämlich exakt 503.268. Im Jahr davor lag man bei 464.782 Gästen. Im Schnitt gab im Jahr 2023 ein Gast pro Besuch 16,33 Euro aus. Aus Sicht von Sternagel profitierte das Europabad auch vom eher durchwachsenen Sommer.
Wie sah es 2023 bei den Freibädern aus?
In den Freibädern wurden 382.855 Besucher gezählt, das sind weniger als 2022. Damals kamen 469.683 Gäste. „Wir hatten drei schlechte Wochen im August“, so Sternagel. Nicht mitgerechnet sind die Besucher des von einem Förderverein betriebenen Freibads Wolfartsweier.
Welche Besucherzahlen haben die Bäderbetriebe insgesamt?
2023 wurden zu den 382.855 Gästen in den Freibädern noch weitere 1.055.362 Besucher in den Hallenbädern gezählt, darunter allein 297.475 im Fächerbad. In der Summe sind das dann 1,44 Millionen Gäste, 2022 waren es alles in allem 1,46 Millionen Kunden. Die Stadt Karlsruhe muss 2023 einen operativen Zuschuss in Höhe von 6,79 Millionen Euro bezahlen, 2022 waren es 6,87 Millionen Euro. Aus Sicht von Lenz ist das eine gute Investition in Prävention und Gesundheit, ergänzend zu den 5,5 Millionen Euro, die in die Sportförderung fließen. Bäder seien Teil der kommunalen Daseinsvorsorge.
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