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„Erkennen Sie Karlsruhe?“

Leiterin des Stadtarchivs Karlsruhe stellt bei BNN-Leserforum ihre Arbeit vor

Archivare bewahren das schriftliche Gedächtnis der Stadt Karlsruhe. Gegen einen besonderen Feind kämpfen sie mit der Tiefkühltruhe.

Leserforum "Erkennen Sie Karlsruhe?" mit Katrin Dort und Eric Wychlacz vom Stadtarchiv.
Leserforum "Erkennen Sie Karlsruhe?" mit Katrin Dort und Eric Wychlacz vom Stadtarchiv. Foto: Rake Hora

Tausende von Zuschriften sind in den zurückliegenden zwei Jahren zur Rätselserie „Erkennen Sie Karlsruhe?“ eingegangen. Grund genug, um ein Leserforum zu genau diesem Thema zu organisieren. Katrin Dort, Leiterin des Stadtarchivs, und Archivar Eric Wychlacz – beide unterstützen die Serie seit der ersten Folge mit Rat und Tat – haben die Arbeit des Stadtarchivs vorgestellt.

„Karlsruhe verändert sich“, meint Stefan Proetel, Leiter der BNN-Stadtredaktion. „Gut, dass es das Stadtarchiv gibt, das die Erinnerung an die Vergangenheit bewahrt.“

Mit der Rätselserie habe man ebenfalls das Ziel verfolgt, die Erinnerung an vergangene Zeiten wachzuhalten, so Proetel, der sich beim Stadtarchiv für die Kooperation bei „Erkennen Sie Karlsruhe?“ bedankt.

Serie ist eine gute Gelegenheit, Schätze des Archivs zu zeigen

„Wir haben uns sehr über die Idee gefreut, denn wir sind davon überzeugt, dass es viele Menschen interessiert, wie die Stadt früher ausgesehen hat“, meint Katrin Dort.

Eric Wychalcz fügt hinzu, dass die Serie eine gute Gelegenheit sei, um „mit unseren Bildern und Beständen nach außen zu gehen“. Natürlich müsse man die ideale Auswahl treffen, meint er und zeigt ein Bild aus dem Jahr 1952, auf dem das Schloss – mit den damals noch sichtbaren Kriegsschäden – zu sehen ist. „Ein solches Bild ist für die Serie natürlich nicht geeignet, da das Motiv sofort von allen erkannt wird“, gibt er zu.

Eine Teilnehmerin möchte wissen, ob die Geschichten der Leserinnen und Lesern zu den bisher veröffentlichten 22 Folgen der Serie eingesehen werden können.

Der Platz reicht nur für eine kleine Auswahl

„Ein kleiner Teil der Einsendungen wird mit jeder Rätselauflösung veröffentlicht“, erklärt Proetel. „Leider reicht der Platz nicht, um alle Geschichten vorzustellen“, erklärt er. In Wetzlar dagegen laufe eine vergleichbare Serie seit vielen Jahren – hier seien inzwischen sogar Bücher mit den Erinnerungen der Leser erschienen.

Dort und Wychlacz haben noch einige historische Abbildungen mitgebracht, um das Wissen der Besucherinnen und Besucher zu testen: Das Hallenbad Grötzingen, das 1974 eröffnet wurde, wird tatsächlich von niemandem erkannt. Anders sieht es mit dem alten Mühlburger Bahnhofsgebäude am Fliederplatz aus, das inzwischen als Jugendzentrum genutzt wird.

Inzwischen ist der Betrieb eines solchen Archivs eine kommunale Pflichtaufgabe.
Katrin Dort
Leiterin des Stadtarchivs

„Wir können für die Serie unter anderem auf das Archiv des ehemaligen BNN-Fotografen Horst Schlesiger zurückgreifen“, erklärt Wychlacz. Zwischen 1950 und 1990 machte er Tausende von Bildern, die nach seinem Tod dem Stadtarchiv übergeben wurden.

Katrin Dort erklärt schließlich, wie die Arbeit in einem Stadtarchiv aussieht und versichert, dass darin „keine verstaubten grauen Mäuse“ unterwegs seien. Das Stadtarchiv geht auf einen Beschluss aus dem Jahr 1885 zurück und ist damit die älteste Kultureinrichtung in Karlsruhe.

„Inzwischen ist der Betrieb eines solchen Archivs eine kommunale Pflichtaufgabe“, erklärt sie und zählt die wichtigsten Arbeitsbereiche auf: Die Verwaltungsüberlieferung muss gesichert werden, die lokale Gesellschaft und Lebenswelt werden dokumentiert, das schriftliche Kulturerbe bewahrt. „Außerdem ermöglichen wir Recherche und historische Forschung und wir sind für die Erinnerungskultur im öffentlichen Raum zuständig“, sagt sie.

Dort erzählt noch von „ganz speziellen Feinden“, die man bekämpfen müsse, nämlich die Papierfischchen, die sich von der Cellulose des Papiers ernähren. Sie sind in Europa seit etwa 15 Jahren aktiv. „Neue Bestände frieren wir daher zunächst ein und lassen sie einige Zeit in Quarantäne“, meint sie. „So konnten wir bisher verhindern, dass die Papierfischchen ins Archiv kommen.“

Neubestände werden zunächst tiefgefroren – das soll gegen Papierfischchen helfen

Eric Wychlacz weist noch auf eine Ausstellung hin, die ab dem 27. Juli im Stadtmuseum zu sehen sein wird: „Karlsruhe hat Pläne! Schatzkammer Bauakte“. Das Stadtarchiv verfügt über rund 8.000 Bauakten zu inzwischen nicht mehr existierenden Bauwerken. „Im Rahmen eines Projekts zur Rettung historischer Bauakten haben wir weitere 8.600 Akten übernommen“, erklärt der Archivar.

Die Pläne bestanden zum Teil nur noch aus kleinen Schnipseln.
Eric Wychlacz
Archivar

„Viele der darin enthaltenen rund 15.000 Pläne mussten restauriert werden, was etwa 750.000 Euro gekostet hat“, berichtet Eric Wychlacz. „Die Pläne bestanden zum Teil nur noch aus kleinen Schnipseln.“ Sie mussten, wie bei einem Puzzle, zusammengesetzt und mit Spezialleim auf Japanpapier fixiert werden.

Teil der Ausstellung wird auch eine „Schaufensterausstellung“ sein. Dabei werden Pläne unter anderem bei Papier Fischer und bei den BNN in der Lammstraße gezeigt.

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