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60.000 Fastnachter bei Umzug

Karlsruher Narren lassen Rathauschef selbst Radwege ausrollen

Attraktive Motivwagen, beliebte Fußgruppen und Gutselregen bei vorfrühlingshaftem Wetter – beim 90. Karlsruher Fastnachtsumzug hatten Zuschauer und Aktive ihren Spaß.

Ein Motivwagen der Fastnachter zeigt einen Radfahrer, der einen roten Teppich vor sich ausrollt
Selbst ist der Mann: Die Karlsruher Fastnachter setzen Oberbürgermeister Frank Mentrup aufs Rad und lassen ihn einen roten Fahrradstreifen eigenhändig ausrollen. Foto: Jörg Donecker

Bunt und temperamentvoll, vielfältig und von fast frühlingshaftem Wetter verwöhnt, hat der Karlsruher Fastnachtsumzug die Karlsruher Innenstadt am Fastnachtsdienstag für rund drei Stunden in einen ausgelassenen Ausnahmezustand versetzt.

Etwa 60.000 Menschen, so die Polizei, säumen die Umzugsstrecke, wissen sich mit der Großbaustelle in der zentralen Kaiserstraße zu arrangieren und genießen sichtlich die Narrenparade mit gut 50 Zugnummern und durchaus beachtlichem Bonbonregen.

Die Stimmung ist vom Start um 14.11 Uhr an ausgezeichnet. Dazu trägt das neue Konzept des Festausschusses Karlsruher Fastnacht (FKF) entscheidend bei. Zum zweiten Mal steuern die Fastnachtswagen und Fußgruppen von der Aufstellung beim Konzerthaus aus direkt den Familienbereich an.

Viele Familien an der Mathy- und Karlstraße in Karlsruhe

An der Ecke von Mathystraße und Karlstraße nutzen besonders viele Familien das großzügige Platzangebot.

Schon ab der Ritterstraße säumen kleine Cowboys und große Supermänner den Zugweg. Ein feuerroter Papagei hüpft die Mathystraße entlang, und manche elegante Prinzessin lächelt huldvoll.

Erwartungsvoll begrüßt, weil sie traditionell freigebig Süßwaren ins närrische Volk werfen, werden die hochedlen Tollitäten auf dem Prunkwagen des FKF, darunter Oberbürgermeister Frank Mentrup (SPD).

Direkt dahinter fahren die Präsidenten des Organisationskomitees Durlacher Fastnacht (OKDF) mit auf der Tour durch die westliche City. Das ist eine Premiere. Am Fastnachtssonntag war auch der FKF erstmals beim Durlacher Umzug vor rund 50.000 Zuschauern mit von der Partie.

Karlstraße wird zum Lieblingsabschnitt für viele Zuschauer

Die breite Karlstraße mausert sich unter freundlicher Sonne zu einem besonders beliebten und attraktiven Streckenabschnitt. Er bietet genug Platz für ein entspanntes Mit- und Nebeneinander der aktiven Zugteilnehmer in der Mitte und der Zuschauer auf beiden Seiten.

Davon profitieren auch zwei Karlsruher Kindergärten, die sich als Fußgruppe beteiligen. Der FKF schätzt diese noch junge Entwicklung, Nachahmer sind willkommen.

Einen Hauch von Kölner Karneval bringen die Motivwagen zu politischen Streitthemen. Der FKF lässt den Hauptorganisator des Open-Air-Festivals „Das Fest“, Martin Wacker, einen Fisch aus hochschlagenden Wogen heben. „Fische retten – aber richtig“, steht dazu geschrieben. Das nimmt Bezug darauf, dass beim Ablassen eines Teichs auf dem Festivalgelände die Fische darin ihr Leben lassen mussten.

Motivwagen zu Bauernprotesten und anderen aktuellen Themen

Die Fastnachter in der ehemaligen Fahrradhauptstadt Deutschlands setzen auf einem anderen Motivwagen Oberbürgermeister Frank Mentrup aufs Rad und lassen ihn einen roten Fahrradstreifen eigenhändig ausrollen.

Feuerwehrleute aus Knielingen greifen mit ihrem Motivwagen in der Tradition des rheinischen Karnevals fantasievoll die Bauernproteste auf. Und die KaGe Blau-Weiss Durlach knöpft sich das Bürgergeld vor.

Lokalmatadoren der Karlsruher Fastnacht steuern Wagen und Naschzeug bei, etwa die erfolgreichen Tanzgarden der „Holzbiere“ aus Knielingen. Andere absolvieren zu Fuß die gut zwei Kilometer lange Strecke wie die „Allez Hopper“ der Straßenbahner StraBaKa.

Kinder beugen sich beim Fastnachts-Umzug durch die Karlsruher Innenstadt über Absperrgitter am Rand der Strecke.
Begeistert säumen große und kleine Zuschauer die Umzugsstrecke durch die Innenstadt. Ein Bonbonregen geht über Absperrgittern nieder. Ordner achten mit darauf, dass nichts passiert beim Aufsammeln. Foto: Jörg Donecker

Beliebte Gäste sind unter anderem die Bühler Hexen und die Stutenseer Piraten mit jeweils ausladenden Umzugswagen, aber auch die Fußgruppen der KG-Fidelio-Gäste aus Biel in der Schweiz, diesmal im Schneeball-Kostüm, die gruseligen Wimsheimer Waldgschdalda oder die Pforzheimer Scheibenböcke.

Dass viele Straßenbahnlinien wegen eines erst am Vortag bekanntgegebenen Warnstreiks der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi für die An- und Abreise ausfallen, macht sich nicht entscheidend bemerkbar.

Kundige Moderation begleitet das fantasievolle Geschehen

Erfahrene Fastnachter moderieren im Familienbereich, am Stephanplatz und schließlich an der Rathaustreppe das tolle Treiben.

Bis die Karlsruher Guggenmusiker der Dodderdabber aus der Oststadt, die fantasievollen Fußgruppen der Badische Bäse oder der Uhus aus der Waldstadt jedoch dort eintreffen, dauert es zur Freude der Narren, die in der lahmgelegten Fußgängerzone Spalier stehen, seine Zeit.

Obwohl die Zugteilnehmer einen kurzen Streckenabschnitt zwischen dem Kaufhaus Karstadt und der Großbaustelle an der Ecke Lammstraße ohne Zuschauer schnurstracks passieren, dauert es fast bis 17 Uhr, bis sich der närrische Konvoi beim Rondellplatz auflöst.

Die hartgesottensten Fastnachter allerdings kehren noch mal zurück zu Rathaus und Stadtkirche für ein Bühnenprogramm zum Ausklang.

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