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Landwirtschaftliches Technologiezentrum

Rundgang in Karlsruhe-Durlach bietet Wissenswertes über Äpfel, Kiwis und Pfirsiche

Obstbauinteressierte bekommen beim Blütenrundgang auf dem Augustenberg auch Tipps für den eigenen Anbau.

Obstbauberater Andreas Siegele (rote Kappe) erklärt Interessierten Obstanbau in einem Gewächshaus.
Bei dem Rundgang gibt Obstbauberater Andreas Siegele (Mitte) einen Einblick, welchen Einfluss der Klimawandel auf den Obstanbau hat. Foto: Nils Lösel

Bei Rekordtemperaturen hat am Samstagmittag der alljährliche Blütenrundgang auf dem Augustenberg am Fuße des Turmberges in Durlach stattgefunden. Dort befindet sich das Landwirtschaftliche Technologiezentrum (LTZ), das gemeinsam mit dem Landratsamt Karlsruhe zu dem Rundgang eingeladen hatte.

„27 Grad hatten wir hier in all den Jahren bei der Führung auch noch nie“, sagte Obstbauberater Andreas Siegele, der eine der insgesamt sechs Gruppen über die Anlagen führte.

Damit hatte er das Gespräch gleich auf ein auch für den Obstanbau zentrales Problemfeld gelenkt. Denn in diesem Jahr gab es aufgrund der durch den Klimawandel steigenden Temperaturen die mit Abstand früheste Blüte aller Zeiten.

Wir spüren den Klimawandel immer deutlicher in der Vegetation.
Jörn Breuer
LTZ-Leiter

Darauf richtete auch Jörn Breuer, Leiter des LTZ, in seinen Begrüßungsworten an die rund 100 interessierten Teilnehmerinnen und Teilneher den Blick. „Wir spüren den Klimawandel immer deutlicher in der Vegetation, und zwar sowohl im Obstbau als auch im Ackerbau“, sagte Breuer. „Manche Kulturen haben heute schon ausgeblüht“, fügte er hinzu.

Bei seinem Rückblick auf das vergangene Jahr merkte Breuer aber an, dass der Niederschlag hoch und dadurch die Vorräte der Böden aufgefüllt seien. „Hoffentlich haben wir keine längere Trockenzeit“, sagte der 63-Jährige.

Bewässerung und Baumgesundheit sind Thema in Durlach

Im Anschluss teilten sich die Besucherinnen und Besucher in sechs verschiedene Gruppen auf, die jeweils von einem Obstbauexperten begleitet wurden. „Wir haben selbst Obstbäume und spritzen diese nicht und wollen daher gerne wissen, was man beeinflussen kann“, sagt Edith Frei vorab über ihre Erwartungen.

Da ihre Pfirsich-, Apfel-, Kirsch-, Birnen- und Nussbäume auf mehrere Gärten und Wiesen verteilt sind, sei für sie vor allem die Bewässerung ein Thema.

Hier ist immer etwas Neues dabei.
Albert Kraft
Besucher

Aus rein allgemeinem Interesse ist derweil Thomas Pfaff aus Wössingen auf den Augustenberg gekommen. „Man kann hier immer mal was mitnehmen“, sagte Pfaff.

„Hier ist immer etwas Neues dabei“, sagte zustimmend auch Albert Kraft, der selbst 1957 seine Lehre in der Landwirtschaftlichen Versuchsanstalt auf dem Augustenberg begonnen hatte und inzwischen pensioniert ist. Dennoch schaut er immer wieder gerne vorbei.

„Den Bäumen geht es um ihre eigene Arterhaltung, nicht darum, uns Obst zu servieren“, erklärt derweil Siegele seiner Gruppe vor einer Reihe von Apfelbäumen. Entsprechend gering sei daher die Quote der Blüten, die bestäubt werden müssen, um für einen Vollertrag zu sorgen. Bei Apfelbäumen liege diese bei nur etwa fünf Prozent, so der Fachmann.

Im Umkehrschluss wird somit aus rund 95 Prozent der Blüten kein Apfel. „Auch wenn der Baum längere Zeit blüht, hat eine einzelne Blüte nur eine Lebensdauer von drei Tagen“, sagt Siegele.

Rund 100 verschiedene Apfelsorten gibt es auf der rund 15 Hektar großen Anbaufläche. Dazu ebenso viele Kirschsorten sowie weiteres Stein- und Kernobst jeder Art. Und auch zahlreiche Beerensorten beheimatet das LTZ. „Wir haben mittlerweile ein Drittel auf Bio umgestellt“, erklärt hierzu Mitarbeiter Jakob Schwab.

Siegele erklärt derweil, dass die zwischen den Apfelbäumen angebrachten weißen Klebestreifen dazu dienen, die Apfelsägewespe und weitere Schädlinge abzufangen, und beschreibt, dass jede Pflanze einen spezifischen Kältebedarf habe und die milden Winter hierfür problematisch seien.

Auf Nachfrage der interessierten Besucher gibt er zudem die Tipps, dass man einen Aprikosenbaum an einem geschützten Ort pflanzen sollte, und dass es bei vielen Früchten am Baum durchaus sinnvoll sei, diese zu reduzieren, um einen höheren Gesamtertrag zu erzielen.

„Obwohl ich nicht ganz unbedarft bin, gibt es hier interessante Aspekte, die ich bisher noch nicht wusste“, sagt Besucherin Elvira Wandel begeistert. Bei Hohenwettersbach hat die Karlsruherin eine Streuobstwiese, auf der ihr Sohn neue Apfelbäume setzen möchte.

Teilnehmer auf dem Augustenberg verkosten Apfelsorten

Die Möglichkeit zur Verkostung von verschiedenen Apfelsorten gab es für die Teilnehmer vor und am Ende des rund zweistündigen Rundgangs am Obsthof dann auch noch. Zusätzlich wurde dort Infomaterial bereitgestellt, etwa zu Biodiversitätsmaßnahmen oder dem Pflanzenschutz.

„Es war wieder einmal spannend“, meint derweil Pfaff zu seinem Besuch. Denn auch für den erfahrenen Rentner gab es wieder neue Erkenntnisse „Bei Kiwis gibt es männliche und weibliche Früchte, das erkennt man an den Blütenstengeln“, nennt Pfaff ein Beispiel.

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