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Karlsruhe und Pforzheim

Nur noch ein Covid-Patient wird auf der Intensivstation im Städtischen Klinikum Karlsruhe beatmet

Auf Normalität umschalten und die Lungenkrankheit Covid für beendet erklären – das wollen manche deutsche Klinikärzte. Das Städtische Klinikum Karlsruhe und das Pforzheimer Siloah St. Trudpert Klinikum sehen das anders.

Beatmungsschläuche sind vor einem intubierten Corona-Patienten in einem Intensivbett-Zimmer zu sehen.
Inzwischen ein seltenes Bild: Patienten, die auf der Intensivstation an Beatmungsschläuchen hängen, sind in der aktuellen Sommer-Corona-Welle die Ausnamen. Dennoch argumentieren Kliniken in der Region gegen eine Verharmlosung der Lage. Foto: Matthias Balk/dpa/Symbolbild

Die Zeit der schweren Lungenkrankheit Covid-19 sei vorbei. Deshalb solle die Gesellschaft nun zur Normalität zurückkehren. So forderte es jüngst der nordrhein-westfälische Lungen-Spezialist und Klinik-Chefarzt Thomas Voshaar von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD).

Der Mediziner aus Moers hält auch die Zahlen zu den Covid-Klinikpatienten für verzerrend und alarmistisch, da die allermeisten Patienten nicht wegen ihrer Corona-Infektion in die Klinik eingewiesen werden.

Er spricht nur noch von einer „Omikronitis“. Ganz so einfach ist die Lage aus Sicht von Kliniken in der Region allerdings nicht.

Patienten mit Problemen bei der Atmung

„Aktuell muss zwar kein Covid-19-Fall künstlich beatmet werden, dennoch haben wir auch weiter Patienten, die Probleme mit der Atmung haben“, erklärt Ljerka Pap, die Sprecherin des Pforzheimer Siloah St. Trudpert Klinikums.

„Die Corona-Infektion verursacht bei den aktuellen Fällen sowohl Pneumonien als auch andere Beschwerden vorwiegend internistischer Art.“

Derzeit behandelten die Pforzheimer Ärzte acht bestätigte Covid-19-Fälle und einen Verdachtsfall. „Fünf der bestätigten Fälle werden aufgrund ihrer Infektion mit dem Corona-Virus bei uns behandelt und sind krankenhauspflichtig, jedoch nicht intensivpflichtig“, teilt Pap mit.

Im Städtischen Klinikum Karlsruhe liegen 25 positiv getestete Corona-Fälle

Dass sich die Lage trotz der hohen sommerlichen Corona-Infektionswelle entspannt hat, ist auch andernorts offenkundig. „Aktuell beobachten wir wieder einen leichten Rückgang an Patienten mit einer Corona-Infektion“, erklärt ein Sprecher des Städtischen Klinikums Karlsruhe auf Anfrage.

Aktuell liegen demnach 25 positiv getestete Personen in dem Krankenhaus – und nur eine davon wird auf der Intensivstation behandelt: „Diese wird beatmet.“

Die überwiegende Zahl der Covid-Patienten weise keine deutlichen entzündlichen Veränderungen der Lunge auf. „Die Mehrheit benötigt keine beziehungsweise nur eine geringe Menge an Sauerstoffunterstützung“, heißt es bei dem großen Versorger in der badischen Metropole.

Bei rund 80 Prozent ist COVID eine Begleiterkrankung.
Sprecher des Städtischen Klinikums Karlsruhe

Und wie häufig war die Infektion in jüngerer Zeit überhaupt der Grund für die Klinik-Einweisung? „Mit Blick auf die zurückliegenden Wochen werden im Schnitt rund 20 Prozent der Corona-positiven Patienten auf der Intensivstation wegen ihrer Covid-Erkrankung behandelt“, teilt der Karlsruher Kliniksprecher mit, „bei rund 80 Prozent ist Covid eine Begleiterkrankung.“

Todesnachrichten müssen die Ärzte nur noch selten im Zusammenhang mit dem Coronavirus überbringen. „In den vergangenen drei Monaten ist auf der Covid-Intensivstation eine Person an ihrer Covid-Erkrankung verstorben. Diese hatte jedoch eine schwerwiegende Vorerkrankung.“ So lautet die Bilanz am großen Städtischen Klinikum.

Im Vergleich zu den bisherigen Corona-Wellen sind deutlich weniger Sterbefälle aufgrund Covid zu vermerken.
Ljerka Pap, Sprecherin des Pforzheimer Siloah St. Trudpert Klinikums

Ganz ähnlich stellt sich die Situation in der Siloah-Klinik Pforzheim dar: „Im Vergleich zu den bisherigen Corona-Wellen sind deutlich weniger Sterbefälle aufgrund von Covid zu vermerken“, teilt die Sprecherin mit. „In den vergangenen Wochen hatten wir einen Fall, der auf der Intensivstation aufgrund einer Covid-Erkrankung verstorben ist.“

Zur generellen Entwarnung blasen die Kliniken in der Region aber noch nicht. „Insgesamt sind weniger Covid-Fälle zu behandeln, aber die Zeit der Covid-Lungenerkrankungen ist nicht vorbei“, so fasst es das Team des Pforzheimer Krankenhauses zusammen. „Wie sich die Situation zum Herbst hin darstellen wird, ist ungewiss.“

Quälender Husten und folgenschwere Magen-Darm-Erkrankungen

Die Karlsruher weisen darauf hin, dass die Infizierten ein „durchaus sehr quälender Husten“ mit nächtlichen Attacken plagen kann, auch wenn sie nicht auf der Intensivstation landen.

Häufiger komme es bei Covid-Patinenten auch zu Magen-Darm-Erkrankungen mit Durchfall – mit Folgen für den Elektrolyte-Haushalt und den gesundheitlichen Gesamtzustand.

Auch wenn die große Mehrheit der Corona-Infizierten wegen anderer Probleme in die Klinik eingewiesen wird, sei es dennoch „richtig und wichtig“, dass sie in die gesonderte Corona-Statistik einfließen, argumentiert der Sprecher des Karlsruher Klinikums: Unabhängig von der Schwere der Erkrankung würden ja dieselben Isolationsmaßnahmen gelten. Und das Personal sei „durch Schutzmaßnahmen gebunden und belastet“.

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