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Dentists for Africa

Wie sich ein Karlsruher Zahnarzt in Kenia sozial engagiert

Lange arbeitete Christoph Niesel in seiner Karlsruher Zahnarztpraxis. Seit er aber im Ruhestand ist, engagiert er sich bei der Organisation Dentists for Africa.

Christoph Niesel und seine Kollegen bei der Behandlung von Patienten.
Bei den Besuchen in den Dörfern werden meist nur Zähne gezogen. Christoph Niesel und seine Kollegen müssen nur ihre Instrumente mitbringen. Zur Sprechstunde werden einfach einige Stühle aufgestellt. Foto: Christoph Niesel

Für Christoph Niesel ist die Zeit in Kenia ein Kontrastprogramm zum Karlsruher Alltag: Der ehemalige Oralchirurg, der früher eine Praxis in der Kriegsstraße betrieb, ist seit seinem Ruhestand schon zweimal in dem afrikanischen Land gewesen, um sich dort ehrenamtlich für die Zahngesundheit der Menschen zu engagieren.

Für mich war klar, dass ich auch nach meiner Berufsphase noch etwas Sinnvolles machen möchte.
Christoph Niesel
Oralchirurg im Ruhestand

Auch in diesem Jahr verbrachte der 68-Jährige sechs Wochen in Kenia, vier davon war er für Dentists for Africa (DfA) im Einsatz. „Für mich war klar, dass ich auch nach meiner Berufsphase noch etwas Sinnvolles machen möchte“, erklärt er sein Engagement.

Zahnarzt aus Karlsruhe engagiert sich bei Dentists for Africa

Die Organisation mit Sitz in Weimar betreibt in Kenia insgesamt 14 Zahnstationen. „13 dieser Stationen befinden sich in der Nähe des Lake Victoria, eine im Slum von Nairobi“, erklärt Niesel und fügt hinzu, dass DfA vor Ort mit Franziskanerinnen zusammenarbeitet.

In den Zahnstationen gibt es in der Regel keine Zahnärzte, sondern sogenannte Cohos. „Dabei handelt es sich um eine Mischung aus Zahnarzthelfer und Zahnarzt“, sagt er. Allerdings gebe es in den ländlichen Gegenden auch zu wenige Cohos, da diese eher in den Ballungsgebieten tätig seien, wo es bessere Verdienstmöglichkeiten gebe, meint Niesel.

Es fehlt daher nicht nur an den nötigen Behandlungsmöglichkeiten, sondern auch an der Aufklärung über die Bedeutung von Zahnhygiene.

Zahnärztliche Versorgung ist in vielen Regionen in Afrika schwierig – mit Konsequenzen

Die Folgen sind dramatisch: „Die Menschen haben große Schmerzen, die Zähne vergammeln im Mund“, erklärt Niesel. „Wenn sich Entzündungen im Körper ausbreiten, kann dies sogar lebensgefährlich sein“, fügt er hinzu.

Niesel hat bei seinen Aufenthalten in Kenia erfahren, wie die Menschen dort die akuten Schmerzphasen bekämpfen: Eine Mischung aus Asche und Wasser wird in die Zähne gerieben. „Irgendwann ist der Zahn dann so kaputt, dass nichts mehr schmerzt“, sagt er.

Die Versorgung vor Ort sieht dann auch meist so aus, dass die kaputten Zähne nur noch gezogen werden können. „Teilweise sind es gleich zehn Zähne, beziehungsweise Zahnreste auf einmal“, so Niesel.

Bis zu 500 Patienten kommen an einem Tag zum Team um den Karlsruher Zahnarzt

Niesel und die anderen Zahnärzte von DfA sind nicht nur in den Zahnstationen im Einsatz, wo sie die Cohos unterstützen, sondern vor allem in den verschiedenen Dörfern der Gegend. Da werden einfach ein paar Plastikstühle aus den umliegenden Häusern geholt und dann geht’s los.

„Wir bringen nur die Instrumente und die Medikamente mit“, erzählt er. „Dort auf den Straßen können wir aber gar nicht behandeln, sondern nur Zähne ziehen“, sagt Niesel und fügt hinzu, dass man nie wisse, wie viele Personen zu solchen Terminen kommen: „Mal sind es 30 Leute, mal 500.“

Dentists for Africa klären über Mundhygiene an Schulen auf

Während seiner Aufenthalte hat der Zahnmediziner erfahren, dass auch die Ernährungsgewohnheiten ein Problem für die Zahngesundheit sind: „Rohrzucker ist eines der Hauptnahrungsmittel in der Gegend und wird sogar als Pausenbrot verwendet“, erzählt er.

Wenn die Menschen ihre Nahrung nicht mehr richtig kauen können, hat das Auswirkungen auf die allgemeine Gesundheit.
Christoph Niesel
Zahnarzt

„Wir haben viele Kinder gesehen, deren Backenzähne mit zehn oder zwölf Jahren schon so schlecht waren, dass sie nur noch extrahiert werden konnten“, so Niesel und weist auf die Langzeitfolgen hin: „Wenn die Menschen ihre Nahrung nicht mehr richtig kauen können, hat das Auswirkungen auf die allgemeine Gesundheit“, meint er und nennt Schäden im Magen-Darm-Trakt als Beispiel.

Um dem entgegenzuwirken, engagiert sich DfA auch stark im Bereich Vorbeugung und Aufklärung. „Wir besuchen Schulen und erklären, wie Zahnhygiene funktioniert“, berichtet Niesel und fügt hinzu, dass für viele Kinder und Jugendliche dies die erste Begegnung mit dem Thema sei.

„Alle Kinder, die behandlungsbedürftig sind, laden wir zu kostenlosen Behandlungen in unsere Stationen ein“, erklärt er. „Die Organisation DfA treibt Spenden ein und bezahlt damit die Behandlung der Patienten“, sagt er. „So haben die Stationen genügend Einnahmen, um laufende Kosten, zu bestreiten.“

Niesel bezeichnet es als schwierig, nach den Kenia-Aufenthalten wieder nach Deutschland zurückzukehren: „Wir leben hier auf einem extrem verschwenderischen Niveau und trotzdem wird unendlich viel gejammert“, meint er. „In Kenia haben wir Menschen getroffen, die sehr wenig hatten, aber das Wenige teilten“, erzählt er. „Die Freundlichkeit und die Dankbarkeit der Menschen hat mich besonders beeindruckt.“

Service

Weitere Informationen zur Arbeit der Organisation gibt es unter www.dentists-for-africa.org. Bei der Sparkasse Mittelthüringen wurde ein Spendenkonto eingerichtet: IBAN DE 86 82 05 10 00 01 40 04 67 98.

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