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Straßenverkehr nimmt zu

Zu viele Staus: Mit im Schnitt weniger als Tempo 30 durch Karlsruhe und Pforzheim

Der neueste Ländervergleich durch den Verkehrsdienstleister Inrix zeigt: Deutsche Straßen werden wieder voller. In der Region stechen Karlsruhe, Pforzheim und Offenburg hervor.

Verstopfte Straßen als häufiges Ärgernis: In Karlsruhe standen die Autofahrer nach Angaben eines US-Verkehrsdatenanbieters im vergangenen Jahr im Schnitt 28 Stunden in Staus.
Verstopfte Straßen als häufiges Ärgernis: In Karlsruhe standen die Autofahrer nach Angaben eines US-Verkehrsdatenanbieters im vergangenen Jahr im Schnitt 28 Stunden in Staus. Foto: Uli Deck / dpa

Beim Thema Tempo 30 geht ein Riss durch die Bundesregierung: Die Grünen sind dafür, die FDP ist vehement dagegen. Doch während die Ampel-Parteien sich weiter streiten, ist mancherorts in der Region faktisch eine Verkehrsberuhigung eingetreten – und zwar ohne jegliches Zutun von Politik.

Neue Daten des Verkehrsdienstleisters Inrix zeigen, dass die Durchschnittsgeschwindigkeit in den Innenstadtbereichen von Karlsruhe und Pforzheim im vergangenen Jahr in den Stoßzeiten nicht mehr als 26 Stundenkilometer betrug. Im gleichen Zeitraum verbrachten in beiden Städten die Autofahrer Dutzende Stunden in Staus.

Die zunehmend verstopften Straßen sind offenbar ein Nebeneffekt der spürbaren Zunahme der Mobilität in der abflauenden Corona-Pandemie – aber dieses Problem tritt nicht überall im Südwesten auf.

In der Region haben die Staus 2022 deutlich zugenommen: Sie kosteten die Pendler Dutzende verlorene Stunden
In der Region haben die Staus 2022 deutlich zugenommen: Sie kosteten die Pendler Dutzende verlorene Stunden Foto: BNN-Infografik

Jeden Tag sammelt der US-Anbieter Inrix nach eigenen Angaben Milliarden von anonymen Verkehrsdaten aus einer Vielzahl von Quellen. Dazu gehören etwa vernetzte Fahrzeuge, Mobil- und Navigationsgeräte, Straßeninfrastruktur sowie öffentlich verfügbare Informationen über Störungen.

Einmal im Jahr stellt das Unternehmen die Entwicklung der Automobilität in mehr als 1.000 Städten aus 50 Ländern in einer Art Rangliste dar – der „Global Traffic Scorecard“. Der zentrale Befund der neuen Studie ist, dass in Deutschland im globalen Vergleich das Verkehrsaufkommen auf der Straße im Jahr 2022 besonders stark gestiegen ist – und zwar um 21 Prozent. Damit waren hierzulande sogar acht Prozent Autos mehr unterwegs als im Vor-Pandemiejahr 2019.

Karlsruher standen mehr als einen Tag im Stau

Eine Auswertung der globalen Inrix-Daten durch diese Redaktion zeigt ein differenziertes Bild in der Region. Im vergangenen Jahr haben demnach durchschnittliche Pendler in Karlsruhe durch verstopfte Straßen wieder 28 Stunden verloren, so viele wie vor dem weltweiten Corona-Ausbruch.

Der Karlsruher Autoverkehr war im Vergleich zu dem Vorjahr um 15 Prozent gestiegen. Das brachte der badischen Metropole in der Rangliste der von Staus am stärksten geplagten deutschen Städte den 31. Platz von 74 ein.

Noch größer waren die durchschnittlichen jährlichen Zeitverluste von Pendlern in Pforzheim: 40 Stunden. Allerdings hat sich in der Goldstadt die Stau-Situation im Vergleich zum Vorjahr offenbar etwas gebessert. Laut der Inrix-Analyse ist das Verkehrsaufkommen um zehn Prozent zurückgegangen, in der Rangliste lag Pforzheim aber deutschlandweit auf Platz 15 noch deutlich vor Karlsruhe.

Freiburg ist ein Problemfall im Südwesten

In Offenburg wuchsen die Staus im vergangenen Jahr um 30 Prozent: Die Autofahrer verloren hier übers Jahr verteilt 30 Stunden (Platz 35). Im Südwesten fällt besonders in Freiburg eine Belebung des Autoverkehrs auf: Die Fahrer standen hier 43 Stunden im Stau, das waren drei Stunden mehr als im Jahr 2021. Damit stieg ausgerechnet die von der Umweltbewegung geschätzte Studentenstadt im Ranking auf Platz sieben in Deutschland auf.

Eine Verbesserung der Verkehrslage erlebten nach den Erkenntnissen von Inrix dagegen die Stuttgarter (Platz 13) und Mannheimer (Platz 60): Die Anzahl der Stau-Stunden ging hier 2022 um fünf beziehungsweise 42 Prozent zurück. Deutschlandweit erreichte München den Spitzenwert (74 Stunden), es folgten Berlin (71 Stunden) und Hamburg (56 Stunden).

In einigen anderen europäischen Metropolen soll es aber viel schlimmer aussehen: Mit 156 Stunden weist Inrix London als die „Stau-Metropole“ des Kontinents aus. In Paris sollen die Pendler im Schnitt 138 Stunden verloren haben. Für Palermo (121 Stunden) ermittelte Inrix eine Durchschnittsgeschwindigkeit von gerade einmal 14 Kilometer pro Stunde in der Innenstadt.

Milliarden Euro an Verlusten durch stehenden Verkehr

Der Mittlere Ring in München, der Elbtunnel in Hamburg und das Dreieck Köln-Heumar „sind die größten Stauschwerpunkte in Deutschland“ gewesen, teilt das US-Unternehmen mit. Laut Inrix haben verstopfte Straßen in Deutschland im vergangenen Jahr geschätzte 3,9 Milliarden Euro an entgangener Produktivität gekostet. Die entsprechenden Verluste in den USA sollen mehr als 81 Milliarden Dollar betragen haben.

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