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Begleitausstellung zum Reichenau-Jubiläum

Zwischen Nonne und Teufelchen: Landesmuseum zeigt Leben im mittelalterlichen Kloster

Die erneuerte Mittelalter-Abteilung des Badischen Landesmuseums im Schloss ist Teil des Großprojekts zum Jubiläum „1300 Jahre Klosterinsel Reichenau“. Entdecken Sie die faszinierende Welt des klösterlichen Lebens in Karlsruhe.

Mittelalterliche Kunst im Karlsruher Schloss vom Feinsten: Der Wandelaltar des Klosters Berau von 1507 stammt wohl aus dem Kloster St. Blasien und zeigt wie bedeutsam die Klöster einst als Auftraggeber der Kunst waren.
Mittelalterliche Kunst im Karlsruher Schloss vom Feinsten: Der Wandelaltar des Klosters Berau von 1507 stammt wohl aus dem Kloster St. Blasien und zeigt wie bedeutsam die Klöster einst als Auftraggeber der Kunst waren. Foto: Christiane Lenhardt

Immer der Nonne und dem Teufelchen nach. Das Badische Landesmuseum in Karlsruhe hat seine Mittelalter-Abteilung erneuert und präsentiert nun die Ausstellung „Aspekte klösterlichen Lebens“. Diese ist Teil des Großprojekts zum Jubiläum „1300 Jahre Klosterinsel Reichenau“ am Bodensee. Das fromme Klosterfräulein, oft Stifterin der Klosterkunst aus gutem Hause, und die Versuchung sündiger Mönche sind die Leitfiguren durch die ergänzte Präsentation im ersten Obergeschoss des Schlosses.

Neue Perspektiven auf Sammlungsdauerbrenner

Die Ausstellung bietet einen speziellen Rundgang durch das klösterliche Leben, eingebettet wie ein roter Faden in die Dauerausstellung zur mittelalterlichen Kunst und Kultur. Auf Schautafeln bei den ausgewählten Werken erzählen die Objekte ihre ganz persönlichen Geschichten - und bieten neue Perspektiven auf Sammlungsdauerbrenner.

Nur beten und arbeiten? Das war beileibe nicht alles. In den Klöstern des Schwarzwalds, von Baden-Baden bis Schaffhausen, entstand mitunter das Beste, was die Kunst ihrer Zeit zu bieten hatte: Glasmalerei, Altäre und Skulpturen, aus der Zeit vor rund sechs Jahrhunderten und viel früher sind im Schloss zu sehen.

„Schwarzacher Köpfchen“ älteste figürliche Glasmalerei

Ein Highlight in der Mittelalter-Abteilung ist das kleinste Objekt: das „Schwarzacher Köpfchen“, eine Glasmalerei, die um 1000 nach Christus auf der Reichenau hergestellt wurde. Damit gehört das gute Stück zur ältesten figürlichen Glasmalerei in Europa. „Das Köpfchen sollte eigentlich von seinem Rang unter den besonderen Werken der Reichenau-Ausstellung zu sehen sein, aber leider ist es zu fragil, um so weit transportiert zu werden“, sagte Landesmuseums-Direktor Eckart Köhne. „Deshalb zeigen wir das Objekt hier bei uns im Schloss.“

Zu den Top-Werken im Landesmuseum gehören die vier großen Glasfenster von Hans Baldung Grien, die 2019 auch in der großen Sonderausstellung zu Ehren des spätmittelalterlichen Meisters vom Oberrhein in der Kunsthalle Karlsruhe zu sehen waren.

Vergoldete Figurengruppe aus Kloster Lichtenthal

Die Spanne der Kunst und Kultur der teils mächtigen und wichtigen Klöster am Oberrhein und im Schwarzwald - von der Reichenau bis St. Gallen - ist reich und vielfältig. Auch aus dem Kloster Lichtenthal in Baden-Baden ist eine gut 600 Jahre alte, vergoldete Figurengruppe, ein an Christus geschmiegter Johannes zu sehen.

Die kleine Nonne links unten auf der Figur ist die Stifterin und zugleich Maskottchen der Neupräsentation. In der innigen Verbundenheit der zentralen Figuren des Werks zeigt sich nicht nur der sehr persönliche Christusglaube der Stifterin – sie markiert auch eine Zeitenwende in der Kunst, hin zur Renaissance.

Geflickter Lederschuh mit unappetitlicher Geschichte

Ablesbar ist viel in den historischen Objekten der Mittelalter-Abteilung. Auch der Herrschaftsanspruch der Klöster mit eigenen Münzprägungen – einer Silbermünze aus dem Kloster Schaffhausen – und das alltägliche Leben der Mönche - durch den kleinen, geflickten Lederschuh - ist wichtiges Thema des Parcours. Der Schuh hat auch eine ganz eigene Geschichte, die ein bisschen unappetitlich ist.

Rosenkränze für den Alltag aus Knochenstücken

Warum er gerade in einer Latrine des Augustinerklosters Freiburg wiederentdeckt wurde, gehört zu den vielen Geschichten, die das Klosterleben schrieb. Rund 13 Objekte bringt der Rundgang neu hervor: auch Glasfenster aus dem Kloster Lichtenthal, der Grablege der badischen Markgrafen, Rosenkränze für den Alltagsgebrauch aus Knochen und ein etwas gruseliger Knochenmann in Mönchskutte.

Die Korrespondenz-Ausstellung „Nur beten und arbeiten? Aspekte klösterlichen Lebens“ im Schloss ist eine von drei Karlsruher Begleitausstellungen der gerade angelaufenen Großen Landesausstellung in Konstanz und auf der Insel Reichenau. Im Generallandesarchiv ist ebenfalls eine Begleitschau neu eröffnet worden zur Kriminalgeschichte des Klosters am Bodensee.

Karlsruher Ausstellungen zum Reichenau-Jubiläum

Die Korrespondenz-Ausstellung „Nur beten und arbeiten?“ des Badischen Landesmuseums im Schloss Karlsruhe ist Teil der Dauerausstellung und läuft bis Ende 2025; geöffnet: Di-Do 10-17 Uhr; Fr-So, Feiertage 10-18 Uhr. Die Begleitausstellung „Spurensuche - eine Kriminalitätsgeschichte der Reichenau“ im Generallandesarchiv Karlsruhe, Nördliche Hildapromenade 3, läuft bis 9. August, geöffnet: Di-Do 8.30-17.30, Fr 8.30-19 Uhr, So 13-17.30 Uhr. Eintritt frei.

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