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Im November werden erste Ideen vorgestellt

Biopotverbundplanung soll Artenvielfalt in Stutensee fördern

Bis Herbst sind Geländebegehungen, Abstimmungen mit Stadt und Fachbehörden, weitere Öffentlichkeitsbeteiligungen und runde Tische geplant.

Wertvolle Lebensräume auf der Gemarkung Stutensees zu erhalten und miteinander zu verknüpfen ist das Ziel der Biotopverbundplanung.
Wertvolle Lebensräume auf der Gemarkung Stutensees zu erhalten und miteinander zu verknüpfen ist das Ziel der Biotopverbundplanung. Foto: Werner Breitenstein

Die Stadt Stutensee möchte ihre Einwohnerschaft bei der bevorstehenden Biotopverbundplanung einbeziehen. Als Auftaktveranstaltung fand jetzt im Bürgersaal des Rathauses die erste Bürgerbeteiligung statt. Die zahlreichen Anwesenden erhielten ausführliche Informationen über den Ablauf der Planungen. Viele Interessierte nutzten die Gelegenheit, sich mit Fragen und Anregungen einzubringen.

Bürgermeisterin Tamara Schönhaar freute sich über die rege Beteiligung. Sie sieht den Prozess als „Selbstverpflichtung für die Stadt“. Es gelte dabei, Zielkonflikte zu lösen und schwere Entscheidungen zu treffen. Der Leiter der Stabsstelle Umwelt, Bernd Scholer, moderierte den Abend.

Fördermittel vom Land

Biotope sind Lebensräume, die die heimischen Tierarten zur Nahrungssuche, als Fortpflanzungsstätten oder auch als Rückzugsgebiete benötigen. Sie sind somit von herausragender Bedeutung beim Erhalt der Biodiversität, erläuterte Chantal Rau, Biotopverbundberaterin beim Landschaftserhaltungsverband Landkreis Karlsruhe (LEV), die als Bindeglied zwischen den Kommunen und den Planungsbüros fungiert.

Nach Roter Liste gelten 30 Prozent der Insektenarten, 45 Prozent der Brutvögel, die Hälfte der Amphibien und fast 70 Prozent der Reptilien als gefährdet. Die zunehmende Zerschneidung der Landschaft durch Verkehr, Industrie und Siedlungen sowie durch die hohe Intensität der Landnutzung bedrohen viele Biotope. Ziel ist es nun, vorhandene Strukturen zu erhalten, neue hinzuzugewinnen sowie Biotope durch Korridore oder Trittsteinhabitate zu verbinden.

Wissen aus der Öffentlichkeit ist gefragt

Rau erklärte auch den rechtlichen Hintergrund der Biotopverbundplanungen. Aus dem Artenschutz-Volksbegehren „Rettet die Bienen“ ging 2020 die Naturschutzgesetznovelle hervor. Im Juli des Jahres trat die Änderung des Landesnaturschutzgesetzes (NatSchG) in Kraft. Paragraf 22 verpflichtet die Kommunen, eine Biotopverbundplanung zu erstellen. Ziel ist es, den Biotopverbund bis zum Jahr 2030 schrittweise auf mindestens 15 Prozent Offenland der Landesfläche auszubauen. Die Kosten der Planung werden zu 90 Prozent über Landesmittel gefördert. Ihre Umsetzung ist jedoch freiwillig, wie Rau betonte.

Mit der Planung hatte die Stadt Stutensee vor einem Jahr das Karlsruher Institut für Botanik und Landschaftskunde, Büro Breunig, beauftragt. Leiter Thomas Breunig und Mitarbeiterin Stefanie Breunig gaben nun eine Übersicht über ihre Arbeit.

In die Projektarbeit des Planungsbüros fließen bereits vorhandene Daten, etwa Arten- und Biotopkartierungen, Gewässerdaten oder alte Biotopvernetzungskonzepte aus den 1990er Jahren ein, ebenso Wissen aus der Öffentlichkeit. Dazu werden Landwirte, Vereine, Verbände, Flächeneigentümer, Arten- und Gebietskenner beteiligt, um ein größtmögliches Maß an Wissen aus der Bevölkerung zu erhalten. Hinzu kommen Daten aus aktuellen Geländeüberprüfungen, die das Büro in den nächsten Monaten vornehmen wird.

Geplant sind in Stutensee von jetzt bis zum Herbst mehrere Geländebegehungen, Abstimmungen mit Stadt und Fachbehörden, weitere Öffentlichkeitsbeteiligungen sowie runde Tische mit Landwirtschaft und Naturschutz. Ab November werden erste Ideen vorgestellt. Am Ende der Planung, voraussichtlich im April 2025, stehen der Abschlussbericht, Neu-Kartierungen sowie Maßnahmensteckbriefe. Die Umsetzung erfordere jedoch wegen der fehlenden Verpflichtung viel Engagement sowie einen starken politischen Willen, waren sich alle Beteiligten einig.

Bürger äußern Skepsis

Einige Bürgerinnen und Bürger zeigten sich besorgt über die weitere Vorgehensweise und äußerten ihre Skepsis. „Wir haben schon so viel verloren, wir brauchen endlich Maßnahmen, die funktionieren“, meinte eine Naturschützerin. Ein anderer Bürger sagte: „Das klingt alles sehr schön in der Theorie, aber wir müssen aufpassen, dass es kein Papiertiger bleibt.“ Schon jetzt sei der Bestand an Steinkäuzen und Erdkröten in Stutensee stark zurückgegangen.

Vertreter von Agenda-Gruppe und Vereinen verwiesen auch auf konkrete Bedrohungen durch Eingriffe des Menschen, frei laufende Hunde auf Feldflächen oder die vermehrte Ausbreitung von Weideflächen. Scholer hob hervor, dass die Stadt trotz angespannter Haushaltslage bereits mehr als andere Kommunen in den Umweltschutz investiert habe.

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