Skip to main content

Hotspot für bedrohte Arten

Herkunft seltener Reptilien in Dettenheim ist immer noch ungeklärt

Seit einigen Jahren werden dort Europäische Sumpfschildkröten beobachtet. Möglicherweise kommen sie von der gegenüberliegenden Rheinseite.

Eingewandert oder ausgesetzt? Die Herkunft von auf Gemarkung Dettenheim seit einigen Jahren beobachteter Europäischer Sumpfschildkröten ist noch nicht zweifelsfrei geklärt. 
Eingewandert oder ausgesetzt? Die Herkunft der auf Gemarkung Dettenheim seit einigen Jahren beobachteten Europäischen Sumpfschildkröten ist noch nicht geklärt. Foto: Alexander Werner

Bei einer kleinen Gewässerexkursion hat der Liedolsheimer Verein der Natur- und Fischerfreunde auf einem alten Baumstamm eine Population Europäischer Sumpfschildkröten gesichtet.

„Es handelt sich um eine bedrohte Art. Wir freuen uns, wenn sie sich wieder bei uns ausbreitet“, sagt der Pressesprecher des Vereins, Mario Hacker. Das Vorkommen der kleinen bis mittelgroßen Schildkrötenart wertet der Verein auch als ein Erfolgszeichen seiner zurückliegenden Renaturierungsprojekte an Pachtgewässern. Wie die Schildkröten ins Gebiet gelangt seien, könne man allerdings nicht sagen, so Hacker. Man vermute Zuwanderung.

„Wir haben in den vergangenen Jahren gezielt Anstrengungen unternommen, um die Lebensräume zu verbessern“, so Hacker. „Die Schaffung von Feuchtgebieten hat positive Ergebnisse erzielt. Das unterstreicht die Bedeutung des ehrenamtlichen Engagements unserer Mitglieder und der Unterstützung durch unsere Partner für den Erhalt gefährdeter Arten.“ Er spricht dabei auch Kooperationen mit dem Regierungspräsidium Karlsruhe und dem Landratsamt an.

Erste Sichtung in Dettenheim vor drei Jahren

Allgemein handelt es sich um die einzige Schildkrötenart, die in Mitteleuropa und damit auch in Deutschland natürlich, aber selten vorkommt. Ihr Verbreitungsgebiet reicht allerdings von Nordafrika bis an den Aralsee.

Auf Rückfrage beim Dettenheimer Verein für Vogel- und Naturschutz (VVND) informiert Vorsitzender Hermann Geyer, dass man im Verein erstmals vor drei Jahren Sumpfschildkröten auf der Gemarkung Dettenheim entdeckt habe. Erkenntnisse des Regierungspräsidiums Karlsruhe (RP) bestätigen solche Beobachtungen.

„In den Dettenheimer Rheinauen gibt es bereits seit mehreren Jahren kontinuierlich solche Beobachtungen in Naturschutzgebieten“, berichtet RP-Pressesprecherin Charlotte Erdmann. „Die Herkunft der Tiere konnte bisher nicht zweifelsfrei geklärt werden.“

Auf der gegenüberliegenden Rheinseite in Germersheim gebe es ein Wiederansiedlungsprojekt für die Art. Somit erscheine es möglich, dass es sich um Tiere aus dem Projekt handeln könnte. „Es könnte sich auch um illegal ausgesetzte Tiere aus einer privaten Terrarienhaltung handeln. Dass es sich um eine bisher unentdeckte, bodenständige Reliktpopulation handelt, kann zwar nicht gänzlich ausgeschlossen werden, erscheint aber eher unwahrscheinlich“, sagt Erdmann.

Die Dettenheimer Rheinaue sei ein Hotspot der Artenvielfalt mit sehr vielen hoch bedrohten Tier- und Pflanzenarten, hebt sie hervor. Sehr viele von ihnen würden im Artenschutzprogramm des Landes Baden-Württemberg im Auftrag des Regierungspräsidiums betreut.

„Zahlreiche Biotop- und Artenschutzmaßnahmen in der Region, unter anderem auch in Kooperation mit örtlichen Naturschutzvereinen, haben ein wertvolles Mosaik aus diversen Lebensräumen geschaffen“, so Erdmann. Europäische Sumpfschildkröten seien als Reptilien auf sonnige Gewässerhabitate angewiesen, die sie im Jahresverlauf je nach Sonnenexposition und Eignung auch wechseln würden.

„Im Zuge des Artenschutzprogramms und über Landschaftspflegemaßnahmen wurden vor allem für den hoch bedrohten Moorfrosch Trittsteinbiotope angelegt. Sie haben diverse Habitate in den beiden Naturschutzgebieten Rußheimer Altrhein-Elisabethenwört und Königsee miteinander vernetzt“, so Erdmann weiter.

Das könne durchaus dazu geführt haben, dass die bereits bekannten Sumpfschildkröten die Gegend erreicht hätten. „Die Europäische Sumpfschildkröte profitiert von zahlreichen Maßnahmen, die zum Schutz des Moorfroschs an den Gewässern vorgenommen wurden und werden“, bilanziert Erdmann.

Kontinuierliche Aufwertung im Naturschutzgebiet Königsee

Im Naturschutzgebiet Königsee würden seit vielen Jahren kontinuierlich biotopaufwertende Vorhaben im Zuge des Artenschutzprogramms des Landes umgesetzt. Auch im Life+ Projekt „Lebendige Rheinauen“ sei die Region um Dettenheim bereits im Fokus von Renaturierungsarbeiten gestanden.

Ein vom Verein der Natur- und Fischerfreunde angesprochenes Projekt sei bereits vor ein paar Jahren mit einer Förderung der Landschaftspflegerichtlinie umgesetzt worden. Ihr Ziel sei gewesen, besonnte Uferbereiche für den Moorfrosch und andere wärmeliebende Gewässerarten wie Libellen zu schaffen. Die offenen besonnten Bereiche seien natürlich auch für Europäische Sumpfschildkröten attraktiv.

nach oben Zurück zum Seitenanfang