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Keine Kosten für Besucher

Repair-Cafés im nördlichen Landkreis Karlsruhe stellen sich dem Wegwerf-Trend entgegen

Es entsteht weniger Müll und dient zudem der Kommunikation. Reparieren von defekten Geräten spart Ressourcen und führt Leute zusammen. Seit August 2019 organisiert der Kulturverein „Leo-Bande“ in Leopoldshafen Repair-Treffs.

Mann repariert ein Holz.
Ludwig Ross klebt die Rückenlehne einer Puppenbank wieder an. Er ist einer der Helfer im Friedrichstaler Reparatur-Treff im Familienzentrum Kult. Foto: Marianne Lother

Lohnt sich noch eine Reparatur? Für Reparieren statt Wegwerfen gibt es gute Argumente: Müll vermeiden, die Umwelt schonen, altes Handwerk wertschätzen und noch obendrein ein soziales und geselliges Projekt fördern.

Aus dieser Anschauung heraus erwuchs vor Jahren schon eine mittlerweile deutschland- und europaweite Bewegung, die sich dem Wegwerf-Trend entgegenstellt: die Reparatur-Initiativen.

Hinter den unterschiedlichen Bezeichnungen „Repair-Café“ oder „Reparatur-Treff“ steckt das gleiche Prinzip. An mehreren festen Terminen im Jahr können Menschen nicht mehr funktionierende Geräte aller Art in den Reparatur-Treff bringen. Dort erwarten sie nicht nur Rentner, die Freude am Basteln und Tüfteln haben, sondern auch jüngere Menschen mit handwerklichem Geschick, die diese Grundhaltung teilen.

Repair-Café oder Reparatur-Treff: Dahinter steckt das gleiche Prinzip

Seit August 2019 organisiert der Kulturverein „Leo-Bande“ in Leopoldshafen solche Treffs. Dort sind zehn bis 15 Ehrenamtliche bereit, zu helfen. Nach langer Zwangspause freuen sich die Verantwortlichen, dass sie wieder öffnen dürfen. „Die Motivation unserer Besucher ist ganz unterschiedlich“ berichtet Barbara Leichsenring.

Oft stehe der Umweltaspekt im Vordergrund, aber es werden auch Liebhaberstücke gebracht. Ein 60 Jahre altes Radio beispielsweise oder eine alte Schreibmaschine. Derlei Dinge werden gerne angenommen. Dagegen wird die Bitte, einen neuen Reißverschluss in eine Jacke einzunähen, an einen gewerblichen Nähservice verwiesen. So denkt auch der Reparatur-Treff im Familienzentrum Kult in Friedrichstal.

Fahrräder werden beim Reparatur-Treff in Leopoldshafen in nicht repariert

„Wir bekommen öfter Anfragen, Fahrräder zu reparieren“, sagt Hubert Giraud. Aber dafür seien die örtlichen Fahrradhändler zuständig. Denn keiner der Reparaturtreffs will dem Einzelhandel und dem örtlichen Handwerk etwas wegnehmen. Oftmals seien es jedoch wirklich nur Kleinigkeiten, stellt Gerhard Hauser fest, die man mit Zange und Schraubenzieher beheben könne: ein lockerer Griff an der Bratpfanne. Ein Toaster, der klemmt.

Etwa 60 Prozent der Elektro-Kleingeräte könnten repariert werden, 30 Prozent sei Schrott, weil es keine Ersatzteile mehr gebe, ist zu hören. Ludwig Ross hat gerade die Rücklehne einer hölzernen Puppenbank neu verleimt, währenddessen eine Frau eine hochwertige Stereoanlage bringt. Damit müssen sich auch Erfahrene erstmal auseinandersetzen.

In jedem Reparatur-Treff müssen die Besucher eine Haftungsfreistellung unterschreiben. „Wenn ein Gehäuse geöffnet werden muss, bekommt das leicht einen Sprung“, sagt Beate Hauser, Vorsitzende des Familienzentrums, „dann wollen wir nicht dafür haften“.

Besuchern entstehen im Repair-Café keine Kosten

Kosten entstehen den Besuchern keine. Alle Reparaturinitiativen arbeiten auf Spendenbasis an den Trägerverein. Seit 2015, besteht das Repair-Café in Weingarten unter dem Dach des Familienzentrums Allerdings. Die Besucherzahl sei relativ konstant mit rund einem Dutzend pro Samstag, berichtet die Vorsitzende Susanne Neipp-Bilgenroth.

Coronabedingt habe es im letzten Jahr habe es nur einen Termin im September und einen im Oktober gegeben. An diesem Samstag sind Norbert Borrmann und Alexander Kolbert die ersten Helfer. Borrmann kennt sich mit Computern aus, aber auf die Schnelle reparieren könne man meist nur Hardware.

Dann probieren wir es mal aus.
Alexander Kolbert, Kulturverein

Fehler im Programm brauchen Zeit. Dann nehme er das Ding lieber mit nach Hause, wo er daran herumtüfteln könne. Alexander Kolbert repariert anhand seines Werkzeugskastens „alles quer Beet“. Ursula Rahmsdorf bringt ihre Kaffeemaschine. Was fehlt? „Die Maschine spinnt beim Einschalten“, ist ihr erster Hinweis. „Dann probieren wir es mal aus“, sagt der freundliche Helfer.

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