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Erste Anlaufstelle

Wie Corona die Schulsozialarbeit im Karlsruher Norden verändert hat

Nicht nur die Schließungen der Schulen in der Coronazeit haben die Schüler geprägt. Auch bei der Rückkehr in den Schulalltag brauchen viele die Hilfe der Schulsozialarbeiter.

zwei Frauen zeigen Karten
Motivationshilfen: Die Schulsozialarbeiterinnen Christina Oppermann (links) und Janine Hülst arbeiten auch mit Bildkarten. Foto: Susanne Dürr

„Hatte vor 20 Jahren eine Schule einen Sozialarbeiter, so sah man das eher als negatives Zeichen für die Probleme, die es dort zu bewältigen gab“, sagt Marc Brommer. „Heute wird die Schulsozialarbeit als Partner und Qualitätsmerkmal für eine gute Schulkultur geschätzt und ist kaum mehr wegzudenken“, ergänzt der Fachbereichsleiter des Kreisverbands Karlsruhe-Land der Arbeiterwohlfahrt (AWO).

Unter Trägerschaft der AWO sind als Schulsozialarbeiterinnen Janine Hurst und Christina Oppermann am Ludwig-Marum-Gymasium und der Geschwister-Scholl-Realschule in Pfinztal sowie Andrea Ganninger in der Turmbergschule Weingarten im Einsatz.

„Ein Schwerpunkt unserer Arbeit liegt in der Einzelberatung in individuellen Problemsituationen, die die Kinder und Jugendlichen beschäftigen, etwa im Freundeskreis, in der Schule und in der Familie oder bei der Persönlichkeitswicklung“, so Christina Oppermann.

Schulschließungen wegen Corona haben ihre Spuren bei Schülern hinterlassen

Das zweite Tätigkeitsfeld umfasst die sozialen Gruppenarbeiten in Form von sozialpädagogischen Konzepten, wie Kennenlernprogrammen in den fünften Klassen oder die Organisation von Präventionsprogrammen mit Kooperationspartnern. „Generell zeigt sich, dass die Schulschließungen in der Corona-Zeit Spuren in der Schülerschaft hinterlassen hat“, erklärt Oppermann.

Gesellschaftliche Themen machen nicht vor dem Schultor halt.
Janine Hurst, Schulsozialarbeiterin in Pfinztal

„In unseren Sprechstunden zeigt sich, dass die Wiederanpassung an die schulischen Strukturen und das Lernen als empfundener Leistungsdruck zum Stressfaktor werden kann, der zu psychischen Problemen wie Depressionen führen oder Ängste verursacht kann.“ Zu den häufigsten Themen zählt sie Konflikte mit den Mitschülern und mit steigender Tendenz psychische Themen.

„Gesellschaftliche Themen machen nicht vor dem Schultor halt“, betont Janine Hurst. „Gibt es im Elternhaus Probleme oder Spannungen, nehmen dies die Kinder und Jugendlichen mit ihrem feinen Gespür wahr. „Die Überforderung im Schulalltag, bei der wir Methoden zur Selbsthilfe anbieten, steht häufig im Vordergrund in den Gesprächen zur persönlichen Belastung.“

Schulsozialarbeiter haben Netzwerk zu Beratungsstellen

„Als erste Anlaufstelle an der Schule vermittle ich die Kinder weiter, wenn ich das Gefühl habe, dass mehr getan werden muss“, erzählt Andrea Ganninger. Dazu gehörten etwa psychologische Beratungsstellen oder Therapeuten in Karlsruhe und Bruchsal, Jugend- oder Familienhilfeeinrichtungen, Ärzte und Psychologen sowie Hospize für trauernde Kinder oder die neu nach der Pandemie gegründete Beratungsstelle für Computersucht, erklärt die Pädagogin zu ihrem breit gefächerten Netzwerk.

Es berühre sie immer wieder stark, wie die Schüler und Schülerinnen, an die viele Anforderungen gestellt werden, die geforderten Alltagsleistungen schaffen und alle möglichen Kräfte mobilisieren, auch wenn gerade nicht alles perfekt laufe, so die Schulsozialarbeiterinnen. „Dies sollte anerkannt und wertgeschätzt werden“, so Hurst. Wie trennt man in diesem Beruf Arbeit und Privatleben?

„Joggen oder lange Spaziergänge mit meinen Hunden in der Natur helfen mir, nach der Arbeit den Kopf frei zu bekommen und abzuschalten“, sagt Ganniger. „Wenn ich allerdings von einem Kind weiß, dass es sich in einer besonders schwierigen Situation mit erhöhtem Gesprächsbedarf befindet, schalte ich mein Diensthandy nicht aus und lege es eingeschaltet auf mein Nachtschränkchen.“

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