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Mancherorts gibt es Sorgen

Wie sich Tennis-Clubs aus dem Karlsruher Norden auf die neue Saison vorbereiten

Der Tennis-Boom der 80er Jahre ist längst abgeflacht. Das merkt man auch in den Vereinen im Karlsruher Norden. Dennoch ist man dort zuversichtlich.

Die Walze ist ein wichtiges Utensil bei der Vorbereitung der Tennis-Plätze, wie hier beim TC Staffort.
Die Walze ist ein wichtiges Utensil bei der Vorbereitung der Tennis-Plätze, wie hier beim TC Staffort. Foto: Werner Breitenstein

Tennis gehört schon seit vielen Jahren zu den beliebtesten Sportarten im Lande. Aus dem ehemals weißen Sport ist längst eine Massenbewegung geworden. Im Karlsruher Norden besitzt nahezu jede Kommune mindestens einen Verein, der sich dem Spiel mit der gelben Filzkugel widmet.

Sie alle erlebten vor etwa 40 Jahren einen Boom, als Boris Becker und Steffi Graf aus dem Badischen die Tennis-Welt eroberten. Was ist daraus geworden? Und wie bereiten sich zurzeit die Vereine im Norden von Karlsruhe auf die bevorstehende Freiluft-Saison vor? Wir haben einige Verantwortliche nach der aktuellen Situation befragt.

Die Zeit vor der Saisoneröffnung ist sicherlich eine der aufwendigsten.
Hubert Fielenbach
Tennisclub Spöck

„Die Zeit vor der Saisoneröffnung ist sicherlich eine der aufwendigsten“, sagt Hubert Fielenbach, Vorstand des Tennisclubs Spöck. In den unterschiedlichen Altersklassen müssen Mannschaften gebildet, ehrenamtliche Mannschaftführerinnen und -führer eingesetzt, die Meldungen beim Verband fristgerecht eingereicht werden.

Außerdem gilt es, die Plätze herzurichten, da im April der Trainingsbetrieb und am ersten Mai-Wochenende der offizielle Spielbetrieb beginnen.

„Die gemeinschaftsfördernden Jahresveranstaltungen sind zu terminieren und in den Spielbetrieb einzuflechten“, so Fielenbach weiter. Wichtig sind auch Aktionen zur Gewinnung neuer Mitglieder, beispielsweise der Tag der offenen Tür mit Probetraining für alle Altersklassen oder das Ortsturnier.

In dem jungen, 1994 gegründeten Verein mit einem Altersdurchschnitt von etwa 40 Jahren haben die wenigsten die Glanzzeiten des deutschen Tennissports wirklich wahrgenommen. Die schillernden Vorbilder spielten hier laut Vorsitzendem keine Rolle.

Unser Mitgliederstand hat sich in den 2000er Jahren um circa 40 Prozent reduziert.
Manfred Hauth
Tennisclub Staffort

Auch für Manfred Hauth vom Tennisclub Staffort ist der Hype der 1980er Jahre längst vorbei, der einst einer der Auslöser für die Vereinsgründung 1985 war. „Unser Mitgliederstand hat sich in den 2000er Jahren um circa 40 Prozent reduziert“, berichtet Hauth.

Seit 2020 konnte der Rückgang wieder vollständig kompensiert werden, da viele junge Familien hinzukamen. Dadurch ist der Verein personell wie wirtschaftlich für die Zukunft gut aufgestellt.

Saison startet immer früher

In den letzten Jahren wurde die Sommer-Saison immer früher eröffnet. Jetzt ist geplant, in der zwölften Kalenderwoche die Plätze durch einen Dienstleister instand setzen zu lassen. Drei Wochen später wird die Spielzeit 2024 eröffnet, wenn das Wetter mitspielt.

In der Zwischenzeit unterziehen die Mitglieder mit einigen Arbeitseinsätzen die Anlage und das Clubhaus einem Frühjahrsputz.

Große Sorgen in Rußheim

Mit großer Sorge blickt Tino Bickel in die Zukunft. Er ist Beisitzer in der Verwaltung des Tennisclubs Schwarz-Weiß Rußheim und sieht seinen Verein „zwischen Tradition und Ungewissheit“. Wehmütig erinnert sich das langjährige Mitglied „an die goldenen Zeiten in den 70ern und 80ern, als unser Verein aus allen Nähten platzte“. Sogar Aufnahmestopps waren nötig.

Ganz anders heute: Die Anzahl aktiver Mitglieder schrumpft trotz attraktiver Angebote wie Ferienprogramm oder Ortsturnier. Mannschafts-Tennis ist fast nur noch durch Spielgemeinschaften realisierbar.

Spiele müssen teilweise in Nachbarorte verlegt werden, da die Anlage in die Jahre gekommen ist. Die Kosten von über 60.000 Euro für die Generalsanierung eines Sandplatzes sind nicht finanzierbar.

„Es ist schmerzlich zu sehen, wie der Gemeinschaftssinn und das lokale Engagement dem modernen Dienstleistungsgedanken weichen“, bedauert Bickel. „Viele bezahlen lieber 45 Euro für eine Stunde Padel-Tennis, statt Teil eines Vereins zu werden, in dem man sich auch noch engagieren soll.“

Wir wollen für Kinder Rahmenbedingungen bieten, um sich auszuprobieren.
Hans-Wilhelm Fette
Schwarz-Weiß Weingarten.

Als „Breitensportverein mit familiärem Umfeld“ betrachtet sich der Tennisclub Schwarz-Weiß Weingarten. „Wir wollen für Kinder Rahmenbedingungen bieten, um sich auszuprobieren“, so Abteilungsleiter Hans-Wilhelm Fette.

Jugendliche zwischen 15 und 20 seien schwerer zu erreichen. Hier spiele die Konkurrenz moderner Trendsportarten eine Rolle, die eine andere Atmosphäre verbreiten als das eher „konservative“ Tennis.

Im Winter wird auf Granulat gespielt

Im Winter sind die beiden Granulat-Plätze in der Halle sehr begehrt. Gerade hat eine Spezialfirma damit begonnen, die sieben Freiluft-Plätze für die Sommer-Saison, die spätestens Anfang Mai beginnen soll, fit zu machen.

„Becker und Graf schweben immer noch über allem“, findet Fette. Er ist jedoch der Ansicht, dass ihre Errungenschaften unerreichbar bleiben werden, da der Spitzensport immer mehr von Osteuropäern bestimmt werde.

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