„Es gibt wieder Lachse in unseren Gewässern. Und wir sind mit unseren länderübergreifenden Anstrengungen heute schon so weit gekommen, wie wir es uns vor zehn Jahren nicht hätten vorstellen können“. Frank Hartmann von der Fischereibehörde des Regierungspräsidiums Karlsruhe ist mit dem momentanen Stand zufrieden. Die Wanderfische wechseln zum Laichen ihren Lebensraum zwischen Meer und Fluss und nehmen dafür lange Strecken in Kauf. „Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts wanderten jährlich mehrere hunderttausend Lachse den Rhein hinauf. Und auch die Meerforelle oder der Maifisch stiegen in einer heute kaum noch vorstellbaren Anzahl in den Rhein und dessen Seitengewässer auf, um sich fortzupflanzen. Diese Fische fanden damals am Rhein und in seinen Schwarzwaldzuflüssen besonders gute Lebensbedingungen“, sagt der promovierte Biologe.
Lachse sind Fernstrecken-Wanderer
Die Lachse gehören zu den Fernstrecken-Wanderen. Die Jungfische leben in den Flüssen, die ihnen Schutz bieten, schwimmen dann über den Rhein in Richtung Meer und weiter nach Grönland, wo das Nahrungsangebot für die erwachsenen Lachse optimal ist. Zum Ablaichen geht’s dann wieder zurück zum Ausgangspunkt. „Diese Wanderungen wurden durch Gewässerausbau, Wehre, Zerstörung der Lebensräume oder schlicht durch die Wasserverschmutzung zunehmend unmöglich gemacht und Lachse und andere Wanderfische waren mehr oder weniger verschwunden“, so Hartmann. Es sei sehr einfach, eine Tierart auszurotten. – Und ungleich schwieriger, sie dann wieder anzusiedeln.
Rheinanlieger arbeiten zusammen
In Baden-Württemberg gibt es bereits seit 2001 ein koordiniertes und international abgestimmtes Programm zur Lachs-Wiederansiedlung, das durch das aktuelle Großprojekt Lachs 2020 abgelöst wurde. Die Rheinanlieger-Staaten haben sich darin verpflichtet, Fischlebensräume wieder aufzuwerten und besser miteinander zu vernetzen, so dass die Lachse und andere Wanderfische im Jahr 2020 Basel erreichen können.
Auch die Alb ist ein „Lachs-Programmgewässer“
Um dieses Ziel zu erreichen, gibt es viele Einzelmaßnahmen, wie beispielsweise an der Murg, die auch von der gemeinnützigen Wanderfische Baden-Württemberg GmbH unterstützt werden. In den hiesigen „Lachs-Programmgewässern“– zu denen auch die Alb gehört – wurden bis heute insgesamt 150 „Fischtreppen“ und andere „Durchgängigkeits-Bauwerke“ in Betrieb genommen.
Aufwändige Anlagen bei Karlsruhe und Philippsburg
Am Rhein selber ermöglichen in Iffezheim, Gambsheim und Straßburg Fischtreppen die Durchgängigkeit. Und an den Großkraftwerken in Karlsruhe, Philippsburg und Mannheim sind inzwischen aufwendige Anlagen in Betrieb, die Fische aufnehmen und schonend in den Rhein zurückführen. Zusätzlich gibt es Bestandsauffüllungen mit Junglachsen an den geeigneten Flussabschnitten.
Lachse wanderten 2018 trotz Niedrigwasser
Die Erfolge sind langsam sichtbar, „so konnten wir im Ausnahmejahr 2018 trotz Niedrigwasser immerhin 110 Lachse bei Iffezheim zählen. Und es wurden vor wenigen Wochen auch im Rheinseitengewässer nahe der Rench-Mündung Laichplätze gefunden“, zeigt sich Hartmann zufrieden.
Neuer Fischpass an der Staustufe Gerstheim
Ein weiterer großer Erfolg ist für ihn die teilweise Öffnung des Sturmflutwehrs am Haringvliet in der Nähe von Rotterdam, das bislang die Einwanderung von „Langdistanz--Wanderfischen“ wie dem Lachs in den Rhein erheblich behinderte. Ebenfalls im Herbst 2018 wurde der Rhein durch einen neuen Fischpass an der Staustufe Gerstheim auf einem weiteren Abschnitt durchgängig. Vielleicht wird der Lachs ja tatsächlich 2020 Basel erreichen können.
Text: Patricia Klatt