Der Kreistag des Landkreises Karlsruhe hat die Planungen für den Neubau des Landratsamtes an das Stuttgarter Architekturbüro „wittfoht architekten“ vergeben. Bei seiner Sitzung am Donnerstag in der Altenbürghalle in Karlsdorf-Neuthard sprach sich der Kreistag einstimmig für das Modell aus der Landeshauptstadt aus.
Mit der Planung der Freianlagen wurde das Büro „lohrer.hochrein landschaftsarchitekten und stadtplaner GmbH“ aus München beauftragt. Bis 2025 will die Kreisverwaltung ihr neues Dienstgebäude beziehen.
Landrat Christoph Schnaudigel (CDU) sprach im Kreistag von einem „ganz wichtigen Schritt für eines der größten, wenn nicht sogar das größte Projekt des Landkreises“. Von einem Baubeschluss sei man noch „ein großes Stück Arbeit entfernt“. Das Projekt trete nun aber in eine neue Phase – die Vorplanungen.
Die Entscheidung war erwartet worden: Bereits beim Architektenwettbewerb im Sommer hatte sich die „wittfoht architekten GBR“ gegen 28 Konkurrenten durchgesetzt. Ihr Entwurf sieht den Neubau eines Hochhauses am aktuellen Standort mit 90 Metern Höhe vor.
Neues Landratsamt in Karlsruhe: Funktionalität und Ausrichtung überzeugen Preisrichter
Die eingereichten Entwürfe hätten eine „große Bandbreite von denkbaren Möglichkeiten aufgezeigt“, so Schnaudigel – darunter Modelle, „die im Landratsamt eine Parallele zu einem Opernhaus sahen“.
Der Siegerentwurf besteche hingegen durch seine Funktionalität und den Gedanken, was ein Verwaltungsgebäude mit all seinen Dienstleistungen für die Bürger ausmache, unterstrich Schnaudigel.
Die Wirkung nach außen in die Stadt hinein wurde hervorragend interpretiert.Christoph Schnaudigel, Landrat des Landkreises Karlsruhe
„Die Wirkung nach außen in die Stadt hinein wurde hervorragend interpretiert.“ Der Stuttgarter Entwurf öffne die Kreisverwaltung zur Stadt hin und setze durch die angedachte Holzhybrid-Konstruktion auch ökologische Maßstäbe.
Neues Landratsamt in Karlsruhe: So soll es aussehen
Im ersten Bauabschnitt sollen zeitgemäße Arbeitsplätze für rund 600 Beschäftigte des Landkreises, Anlaufstellen für Bürger und Tagungsmöglichkeiten für die Kreisgremien entstehen. Das Nutzungskonzept sieht außerdem Seminar- und Konferenzflächen für die Unfallkasse Baden-Württemberg, die Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie Karlsruhe sowie Flächen für eine betriebsärztliche Praxis und eine Kindertagesstätte vor.
Den Hauptkörper des Neubaus bildet ein 135 Meter langer Flachbau entlang der Kriegsstraße. Hinzu kommt das neue Hochhaus. Der Haupteingang ist am Ettlinger Tor geplant. In einem späteren Bauabschnitt könnten zudem weitere Verwaltungs- und Wohnflächen entstehen. Sie sind allerdings noch nicht Teil des aktuellen Planungsauftrags.
Es handele sich bei dem Entwurf zunächst nur um eine „Arbeitsgrundlage für das weitere Vorgehen“, so Schnaudigel. Einige Fragen seien noch zu klären, etwa die Lage des geplanten Kindergartens, die Bauabschnittsbildung und die Inanspruchnahme des benachbarten städtischen Grundstücks.
Gesamtkosten für neues Landratsamt stehen noch nicht fest
Außerdem müsse man prüfen, „ob und in welchem Umfang wir auf Interimslösungen zurückgreifen müssen.“ Schnaudigel: „Erst, wenn alle diese Fragen geklärt sind, werden wir eine Bauentscheidung treffen können.“ Und erst dann stünden auch die Kosten für das Gesamtprojekt fest. Der Kreishaushalt solle in jedem Fall mit maximal 3,9 Millionen Euro jährlich belastet werden.
Auch Johannes Arnold (Freie Wähler) rückte die Kosten in den Fokus. Eine erste Schätzung geht von rund 145 Millionen Euro aus. „Wir dürfen keine Grenzen überschreiten“, mahnte der Ettlinger Oberbürgermeister.
Das Stuttgarter Architekturbüro ist in Karlsruhe nicht unbekannt. Es übernahm bereits die Planungen für das Finanzamt und das Motel One.
Der Architekturwettbewerb war nur ein Teil des mehrstufigen Vergabeverfahrens. Nach Angaben der Kreisverwaltung erzielte die „wittfoht architekten GBR“ bei der Auswertung der eingereichten Entwürfe, der Verhandlungsgespräche und der Honorarangebote das beste Ergebnis.
Neubau des Landratsamtes ist bereits seit 2018 Thema
Das Projekt hat eine lange Vorgeschichte: Im November 2018 hatte sich der Kreistag des Landkreises Karlsruhe dafür ausgesprochen, die derzeitigen Gebäude des Landratsamtes in der Beiertheimer Allee durch zeitgemäße Bauten zu ersetzen. Der Gebäudebestand hatte sich zuvor als nicht sanierungsfähig erwiesen.
Gegenwind gab es aus der Bevölkerung. Bürger hatten sich in einer Petition für den Erhalt des denkmalgeschützten Gebäudes eingesetzt – ihr Ansinnen wurden allerdings abgelehnt. Laut einem Gutachten hätte das alte Hochhaus ohnehin seinen Denkmalcharakter verloren, weil es wegen Schadstoff-Vorkommen komplett entkernt hätte werden müssen.