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Zwei Prozent mehr Babys

Mehr Babys geboren: Auf den Geburtenstationen im Landkreis Karlsruhe wird es eng

Zwei Prozent mehr Babys als im Jahr vor der Pandemie sind 2020 im Landkreis Karlsruhe auf die Welt gekommen. Das Plus an Patientinnen ist auch auf den Geburtenstationen in der Region zu spüren.

Kleine Babyfüße strampeln.
Der Trend zum Kind: Die Geburtenzahl ist im Landkreis Karlsruhe das fünfte Jahr in Folge gestiegen. 2020 kamen 4.117 Kinder zur Welt. Foto: Fabian Strauch/dpa

Die Geburtenzahl ist im Landkreis Karlsruhe das fünfte Jahr in Folge gestiegen. Im Corona-Krisenjahr 2020 kamen hier insgesamt 4.117 Kinder zur Welt. Das sind rund zwei Prozent (81 Babys) mehr als im Jahr vor der Pandemie. 2015 waren es 3.709 Neugeborene. Die aktuellen Zahlen übermittelte die Landesregierung in der Antwort auf eine Kleine Anfrage des Landtagsabgeordneten Michael Preusch (CDU).

Ja, wir haben mehr Geburten und auch wir spüren die Zunahme der Patientinnen.
Andreas Müller, Direktor Frauenklinik Städtisches Klinikum in Karlsruhe

Der kleine Babyboom ist auch in den Kliniken mit Geburtenstation im Stadt- und Landkreis zu spüren. Bei starkem Patientenaufkommen kann es mittlerweile sogar zu Engpässen kommen. Doch dabei spielen nicht nur die steigenden Geburtenzahlen eine Rolle, sondern auch die angespannte Personalsituation — zwei Faktoren, die einander entgegenlaufen.

Auf Geburtenstationen kann es zu Engpässen kommen
Auf Geburtenstationen kann es zu Engpässen kommen Foto: BNN

„Ja, wir haben mehr Geburten und auch wir spüren die Zunahme der Patientinnen“, sagt Andreas Müller, Direktor der Frauenklinik am Städtischen Klinikum in Karlsruhe. Dort werden etwa 2.600 Frauen pro Jahr rund um die Geburt betreut. Es könne aus verschiedenen Gründen zu Engpässen kommen. Dabei spielten nicht nur die eigenen personellen Ressourcen eine Rolle, sondern beispielsweise auch die Kapazitäten der Kinderklinik.

„Wir haben in den letzten Jahren entsprechend reagiert, kontinuierlich die Stellenpläne angepasst und setzen heute mehr Personal ein als noch vor einem Jahr“, sagt Müller. Der Gesetzgeber sieht zwischenzeitlich durch eine vorgeschriebene Pflegepersonaluntergrenze (PPUG) vor, die Anzahl der Patientinnen und des Personals in gewissen Relationen zu halten, um eine bestmögliche medizinische Betreuung zu gewährleisten.

Frauen werden auch in umliegende Kliniken verlegt

Bei normaler Geburtensituation könnten alle Patientinnen versorgt werden, so Müller. Wenn aber aufgrund der Personalsituation eine medizinisch gute Behandlung nicht mehr gewährleistet werden könne oder wenn die Klinik aufgrund gesetzlicher Bestimmungen dazu verpflichtet sei, würden Frauen auch in die umliegenden Kliniken verlegt.

„Wir versuchen solche Situationen, wann immer möglich, zu vermeiden“, sagt Müller, „andererseits bekommen wir aus den gleichen Gründen auch aus andere Kliniken Frauen zu uns verlegt und müssen auch hierauf reagieren.“ Deshalb sei man mit den umliegenden Kliniken im ständigen Austausch. Ziel in allen geburtshilflichen Kliniken der Region sei es, allen Patientinnen die bestmögliche Betreuung zu gewährleisten.

In den beiden Geburtskliniken der ViDia-Kliniken in Karlsruhe — St. Vincentius-Kliniken und Diakonissenkrankenhaus — kommen rund 3.000 Kinder im Jahr zur Welt. „Damit sind unsere Kapazitäten gut ausgelastet“, sagt Melanie Barbei von der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Im Corona-Jahr 2020 hätten die beiden Kliniken mit etwa 100 zusätzlichen Geburten einen leichten Anstieg verzeichnet. Auch für dieses Jahr geht man dort von einem leichten Anstieg der Geburtenzahlen aus.

Investition in Zukunft ist Ausbildung des Personals

„Da wir in den ViDia-Kliniken über zwei Geburtskliniken verfügen, können wir die Versorgung von Schwangeren oder Entbindenden in der Regel innerhalb der beiden Standorte abbilden und müssen nur in seltenen Fällen an andere Kliniken verweisen“, sagt Barbei.

In der Regel seien ausreichend Reservekapazitäten vorhanden, auch wenn die ViDia-Kliniken grundsätzlich auch von der angespannten Personalsituation im Kreißsaal betroffen seien. Aus diesem Grund engagiere man sich in der Ausbildung und kooperiere mit der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in der Hebammenausbildung. „Als Klinik mit zwei großen geburtshilflichen Abteilungen ist dieses Engagement ein wichtiger Baustein, um auch in Zukunft für Nachwuchs im Kreißsaal zu sorgen“, sagt Barbei.

Acht Prozent mehr Geburten in Bruchsal

Die Zahl der Geburten an der RKH-Fürst Stirum-Klinik in Bruchsal liegt 2021, Stand September, bereits um rund acht Prozent über der des entsprechenden Vorjahreszeitraums. „Geburtshilfe ist nie planbar, somit sind vergleichsweise ruhige Phasen genauso normal wie Spitzenbelastungen“, sagt Susanne Stalder, Regionaldirektorin der RKH-Kliniken im Landkreis Karlsruhe.

Die Kapazitätsgrenze der Geburtshilfe in ihrer derzeitigen Auslegung werde im Bereich von etwa 1.200 Geburten pro Jahr erreicht. „Verweisungen an andere Kliniken sind die absolute Ausnahme und erfolgen eher aus medizinischen Gründen, wenn aufgrund spezieller Probleme ein Zentrum der Maximalversorgung notwendig ist“, sagt Stalder.

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