Der Reifenhersteller Michelin will sein Werk in Karlsruhe schließen. Das teilte die Unternehmensführung am Dienstag den rund 600 Beschäftigten am Standort mit.
Für die Gewerkschaft IGBCE ist damit aber noch nicht das letzte Wort gesprochen – sie will ein eigenes Konzept zur Fortführung des Traditionswerkes vorlegen.
Stillstand bei Michelin in Karlsruhe am Verkündungstag
Für die Verkündung war die Produktion an diesem Tag auf Eis gelegt; Mitarbeitende durften das Werk nicht vor 11.45 Uhr betreten und mussten auf dem Parkplatz warten. „Es ist furchtbar, dass wir nicht reindürfen“, sagte ein langjähriger Mitarbeiter dieser Redaktion. Er befürchte das Schlimmste. „Wenn es hier weiterginge, hätten sie uns eher zu einem Fest eingeladen.“
Der französische Reifenhersteller hatte im Oktober angekündigt, „alle Optionen“ mit Blick auf seine Werke in Karlsruhe, Trier und Homburg zu prüfen. Der Standort in Karlsruhe galt seither als stark gefährdet.
Der Standort Karlsruhe war einst die Michelin-Zentrale für Deutschland, Österreich und die Schweiz. 2021 hatte der Konzern angekündigt, alle Zentralbereiche außer dem Kundenzentrum nach Frankfurt zu verlegen.
Die Grundsatzentscheidung für die neue Nordeuropa-Zentrale beim Frankfurter Flughafen war da bereits gefallen. 380 Stellen in Karlsruhe fielen dadurch weg. Das Werk mit der Neureifenproduktion blieb damals bestehen.
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Laut Michelin wären von der bis Mitte 2025 geplanten Schließung 479 Mitarbeiter betroffen, die Reifen für kleinere und mittelgroße Lkw produzieren. Hinzu kommen 122 Mitarbeiter des Kundenkontaktzentrums für Deutschland, Österreich und die Schweiz. Es soll bis Ende 2025 geschlossen und nach Polen verlagert werden.
Michelin begründet seine Pläne unter anderem damit: Trend zu importierten Budgetreifen, schwierige Wettbewerbsfähigkeit des Produktionsstandorts Deutschland, zudem wolle man näher an den Märkten produzieren.
Das ist eine weitere Hiobsbotschaft in der Pneu-Branche, die in der Vergangenheit auch mit Goodyear in Philippsburg stark präsent war.