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Netzwerker in der Musikwelt

Israelischer Violinvirtuose und Karlsruher Prorektor Nachum Erlich gestorben

Wo er spielte, fing man Feuer. Wo er lehrte, motivierte er: Der Violinist und Pädagoge Nachum Erlich hinterlässt eine Lücke an der Musikhochschule in Karlsruhe.

Portrait Photoshoot for Anna-Lena Denk-Erlich and Nachum Erlich
Virtuos und leidenschaftlich: Der Geiger Nachum Erlich war ein Musiker mit großer Hingabe. Foto: Kuyler Denk-Erlich

An der Geige war er ein Virtuose. Doch ging sein Wirken weit über den Klang auf den vier Saiten der Violine hinaus: Wo Nachum Erlich spielte, fing man Feuer.

Wo er sprach, inspirierte er. Und wo er lehrte, motivierte er und kümmerte sich mit fürsorglicher Anteilnahme. Erlich war ein leidenschaftlicher Musiker und Pädagoge. Als Professor an der Hochschule für Musik Karlsruhe hat er sich über mehr als 30 Jahre für die künstlerische Ausbildung der ihm anvertrauten Studierenden eingesetzt.

Wie die Hochschule am Donnerstag mitteilte, ist der Prorektor und Professor nun nach kurzer, schwerer Krankheit gestorben.

Vermittler in der Musikwelt

Nicht nur im Spiel mit anderen konnte er Verbindendes schaffen. Nachum Erlich, der 1959 in Jerusalem geboren wurde und 1981 nach Karlsruhe kam, war auch ein begnadeter Netzwerker in der Musikwelt.

So nutzte er seine vielen Kontakte und knüpfte lokale, regionale und internationale Verbindungen, von denen seine Studierenden und deren musikalische Laufbahn profitierten. In vielen Orchestern und Kammermusikformationen spielen ehemalige Schülerinnen und Schüler Erlichs, unter ihnen auch Mitglieder seiner eigenen Familie.

Erlich suchte das Miteinander

Selten gespielte Werke und hier besonders die Kompositionen von Max Reger, dessen 150. Geburtstag in diesem Jahr gefeiert wird, lagen Erlich am Herzen. So war im Jahr 2004 eine Aufnahme der Sonaten op. 122 und op. 139 mit dem Pianisten Siegfried Mauser im Hänssler Verlag erschienen.

Als Violinist suchte Erlich immer auch das musikalische Miteinander. Er kannte, schätzte und pflegte ein umfassendes musikalisches Repertoire, das von Solostücken über die Ensemble- und Orchestermusik bis zur Oper reichte.

Seine Teilnahme an den Aktivitäten rings um die Musikhochschule, seine Neugier am Wirken von Kolleginnen oder Kollegen, Schülerinnen und Schülern war ausgeprägt.

„In besonderer Weise verstand er die Schauplätze seines Wirkens als Verbindung aus Lehren und Lernen im umfassenden Sinn und den künstlerischen Ausdruck als Widerspiegelung klanglicher und emotionaler Wahrnehmungsweisen“, heißt es in einer Mitteilung der Musikhochschule.

Meisterschüler von Max Rostal

Auch seine eigene Karriere reicht in die frühe Jugend zurück. Schon mit 16 Jahren wurde Nachum Erlich Meisterschüler des berühmten österreichisch-ungarischen Violinisten und Pädagogen Max Rostal (1905 bis 1991).

Von 1981 an wirkte er an der Sibelius-Akademie Helsinki. 1991 folgte er dem Ruf auf eine Professur für Violine an die Karlsruher Musikhochschule, wo er 2001 auch die Leitung des Kammerorchesters übernahm.

Über die künstlerisch-pädagogische Tätigkeit hinaus engagierte sich Nachum Erlich laut der Mitteilung auch in den Gremien für die Qualitätsentwicklung der Hochschule. Er war viele Jahre lang Mitglied des Senats und Leiter der Fachgruppe Streichinstrumente. Im Oktober 2022 wurde Erlich zum Prorektor für Künstlerische Praxis.

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