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Metall besonders problematisch

Per Tröpfchen oder als Schmierinfektion: So überträgt sich das Coronavirus

Die Ausbreitung ist rasant, Vorsichtsmaßnahmen wie Händewaschen und Abstand halten sind bekannt. Aber wie genau infiziert man sich mit dem Coronavirus? Wie lange überlebt das Virus etwa in der Luft? Und warum müssen im Augenblick Smartphones und Laptops besonders gut gereinigt werden?

Wegen des Coronavirus ist die Handynutzung nicht ganz unproblematisch, denn über das häufig verschmierte Smartphone gelangen Erreger ruckzuck in die Nähe des Mundes und damit des Rachens.
Wegen des Coronavirus ist die Handynutzung nicht ganz unproblematisch, denn über das häufig verschmierte Smartphone gelangen Erreger ruckzuck in die Nähe des Mundes und damit des Rachens. Foto: imago images

An einem Samstagmorgen hat René R. seinen Eltern einen Besuch abgestattet, seither treibt ihn die Frage um: Ist eine Tageszeitung nur ein Medium für Informationen oder auch ein Medium für Viren? Neben Brot, Butter und Marmelade habe die BNN auf dem Frühstückstisch gelegen, eine Konstellation, die ihn wegen der Coronavirus-Pandemie verunsichert hat.

Ob es denn spezielle Hygienemaßnahmen für die Zusteller gebe, wollte Herr R. wissen und die Antwort ist: nicht über das normale Maß hinaus. Denn die Gefahr, sich über Zeitungspapier anzustecken, ist gering. „Die gedruckte Zeitung als Virus-Transporteur kann man völlig vernachlässigen“, sagt Virologe Eberhard Kniehl, der Leiter der Abteilung für Mikrobiologie und Krankenhaushygiene am Städtischen Klinikum Karlsruhe.

Dass ein infektiöser Zusteller eine Zeitung durch Husten, Niesen oder Spucken kontaminiere, sei „schwer vorstellbar.“

Der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) erklärt zu diesem Thema: „Vor einem wissenschaftlichen Hintergrund ist diese Sorge weitgehend unbegründet. Wenn Virologen bezüglich Bargeld und Postsendungen, die durch wesentlich mehr Hände wandern, Entwarnung geben, sollte dies für Zeitungen auch gelten.“

Auch Geldscheine haben als Übertragungsmedium praktisch keine Relevanz. „Das Risiko schätze ich gering ein“, sagt Kniehl. Die Eingabe eines PINs bei der Kartenzahlung scheint ebenfalls nicht besonders problematisch.

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Experte: Coronavirus hält sich auf Metalloberflächen wahrscheinlich länger

Eine Gefahr beim Bezahlen mit Bargeld geht eher vom möglichen physischen Kontakt mit Kassierern und Kassiererinnen aus oder durch Münzen.

Denn auf Metall können Viren länger aktiv sein als auf vielen anderen Oberflächen, wie Virologe Jonas Schmidt-Chanasit im ZDF erklärt: Es gebe Studien, wonach es so aussehe, „dass Metalloberflächen sehr geeignet wären, damit sich das Virus dort länger hält. Aber wir müssen auf jeden Fall berücksichtigen, dass viele Faktoren für die Stabilität eine Rolle spielen, die Temperatur, die Sonneneinstrahlung. Insofern kann man das pauschal schwer beurteilen“.

Denkbar sei auch, dass sich unter idealen Bedingungen „das Virus auch auf Holz länger hält oder auf Plastikmaterialien. Wir gehen davon aus, dass es in der Realität wahrscheinlich nur wenige Minuten, vielleicht mal ein paar Stunden sein werden – unter idealen Bedingungen“, erklärte der Experte. Auch auf rostfreiem Stahl etwa hält sich das Virus offenbar etwas länger, aber auch da nur mehrere Tage unter idealen Bedingungen.

Zwei Übertragungswege: Tröpfchen- und Schmierinfektion

Es gibt zwei Möglichkeiten, dass sich ein Mensch einen Virus einfängt. Der primäre Übertragungsweg ist die Tröpfcheninfektion, bei der die Viren von Infizierten über Tröpfchen in die Luft abgegeben und dann eingeatmet werden. Die Infektionen schlagen sich im Nasen-Rachen-Raum nieder.

Deshalb ist es wichtig, in die Armbeuge zu niesen oder zu husten und auch einen Mindestabstand von eineinhalb Metern zu anderen Menschen einzuhalten. Mundschutz, so Kniehl, sei „generell nützlich“, biete aber keine 100-prozentige Sicherheit.

Atemwegserreger können außerdem über Schmierinfektionen übertragen werden. „Aufgrund der relativ geringen Stabilität von Coronaviren in der Umwelt ist dies aber nur in einem kurzen Zeitraum nach der Kontamination wahrscheinlich“, schreibt das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR).

Bei dieser Übertragungsvariante gelangen Viren, die sich auf den Händen befinden, an die Schleimhäute des Mundes, der Nase oder des Auges, wo sie eine Infektion hervorrufen können. Mit der Hand nicht ins Gesicht greifen, ohne sich vorher gründlich die Hände gewaschen zu haben, ist deshalb das Gebot der Stunde und auch der kommenden Wochen und Monate. „Das ist das Problematische und der sehr schwierige Part, seine Hand zu kontrollieren, ohne sie vorher gewaschen und desinfiziert zu haben“, weiß Kniehl.

Smartphone und Notebook sind wegen Covid-19 nicht unproblematisch

Handschuhe helfen deshalb auch nur bedingt, denn sie könnten ja auch kontaminiert sein und verhindern ja nicht den unüberlegten Griff an den Kopf. Das Tragen von Handschuhen könnte gar zu einem trügerischen Gefühl von Sicherheit führen. Sein eigenes Gesicht zu berühren, ist also möglichst zu vermeiden.

In diesem Zusammenhang ist auch die Handynutzung nicht ganz unproblematisch, denn über das häufig verschmierte Smartphone gelangen Erreger ruckzuck in die Nähe des Mundes und damit des Rachens. Auch das Notebook ist ein Tummelplatz für Bakterien und Viren. Daher mahnt Kniehl: „Die Tastatur sollte man gelegentlich desinfizieren.“ Sich auf diesem Weg zu infizieren, scheint einfacher, als wenn man eine Tür per Klinke geöffnet hat.

Sie müssen jetzt nicht durch den Supermarkt schlendern und jede Verpackung absprühen, das wäre vollkommen übertrieben.
Jonas Schmidt-Chanasit, Virologe, im ZDF

Schmidt-Chanasit sagt: „Das Risiko einer Übertragung über Türklinken oder -knöpfe ist sehr gering und ich kann das weiter reduzieren, indem ich mir regelmäßig die Hände wasche.“ Mit Seife oder auch mit Desinfektionsmittel. Viren mögen keinen Alkohol oder Tenside. Weil eine Lipidschicht ihr Erbgut umhüllt, reagieren Erreger empfindlich auf Fett lösende Substanzen.

Alle aktuellen Entwicklungen zum Coronavirus im Überblick

„Wenngleich für Sars-CoV-2 hierfür noch keine spezifischen Daten vorliegen, ist es hoch wahrscheinlich, dass durch diese Substanzen die Virusoberfläche beschädigt und das Virus inaktiviert wird. Das gilt insbesondere auch dann, wenn im Geschirrspüler das Geschirr mit 60 Grad Celsius oder höherer Temperatur gereinigt und getrocknet wird“, teilt das BfR mit.

Und wie sieht es mit Lebensmitteln aus? Da mahnen Virologen, sich nicht verrückt zu machen und beispielsweise Gemüse wie üblich vor dem Verzehr zu waschen. „Die normalen Maßnahmen sind vollkommen ausreichend. Sie müssen jetzt nicht durch den Supermarkt schlendern und jede Verpackung absprühen, das wäre vollkommen übertrieben“, meint Schmidt-Chanasit

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