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„Zwischen Himmel und Hölle“

Eine Madonna mit einem toten Soldaten reist aus Baden nach Venedig

Der Bildhauer Pavel Miguel aus Pfinztal-Berghausen stellt eine Großplastik bei der Biennale 2024 im Marinaressa Garten in Venedig aus.

Ein Mann vor einer auf die Seite gelegten Madonnen-Statue.
Pavel Miguel ist derzeit in seinem Freiluftatelier damit beschäftigt, die Madonnen-Statue zu verstärken, damit sie die Anreise mit dem Boot übersteht. Foto: Georg Keller

Ritterschlag für den Bildhauer Pavel Miguel (Jahrgang 1962) aus Pfinztal-Berghausen: Ab 18. April (Vernissage am 20. April) ist seine Skulptur „Between Heaven And Hell“ (zu deutsch: Zwischen Himmel und Hölle) anlässlich der 60. Biennale im Marinaressa Garten in Venedig zu sehen.

Das Werk des gebürtigen Kubaners setzt sich mit dem Thema Krieg und Frieden auseinander: Es zeigt eine klassische Madonna, die, auf einer Munitionskiste sitzend, anstelle des Jesuskindes einen toten Soldaten auf ihrem Schoß hält. Der Künstler will damit auf das große menschliche Leid der aktuellen Kriege hinweisen.

Am Sonntag, 24. März, öffnet der Künstler seine Werkstatt in Pfinztal-Berghausen

Bevor die Skulptur verladen wird, besteht an diesem Sonntag, 24. März, ab 11.30 Uhr, die Möglichkeit, mit dem Künstler in seinem Atelier in der Georgstraße 17 in Pfinztal-Berghausen ins Gespräch zu kommen. In dem Atelier und dem angrenzenden Skulpturengarten sind zahlreiche Arbeiten von Pavel Miguel zu sehen. Dazu gibt es am Sonntag beim „Tag des offenen Ateliers“ lateinamerikanische Musik.

Der Kontakt in die Lagunenstadt entstand über das Web: „Das war Zufall, die haben mich im Internet gefunden und eine E-Mail geschickt, ich habe erst gedacht, das ist ein Witz“, erzählt der Wahlbadener Miguel, dessen Markenzeichen ein rotes Piratentuch auf dem Kopf ist.

Krieg ist die Realität.
Pavel Miguel
Bildhauer

In seinen Skulpturen und Zeichnungen beschäftigt er sich viel mit aktuellen Themen. „Krieg ist die Realität“, betont er, nicht nur in der Ukraine, sondern weltweit.

„Between Heaven And Hell“ entstand bereits im vergangenen Jahr, war auch schon bei einer Ausstellung in der Orgelfabrik Durlach zu sehen. „Die Mutter ist in der Mitte zwischen Himmel und Hölle.“ Die Madonna in strahlendem Weiß steht für die Reinheit der liebenden Mutter, während der Soldat in Schwarz das Grauen von Kriegen symbolisiert.

Derzeit wird die Skulptur, die aus Marmorpulver und Harz, wie es beim Bootsbau verwendet wird, in Schichten entstanden ist, für den Transport verstärkt. Rund 300 Kilogramm wiegt die transportfähige Kiste, schätzt Miguel.

Pavel Miguel arbeitet mit Materialien wie Holz, Bronze und Keramik

Pavel Miguel lebt seit vielen Jahren in Pfinztal-Berghausen. In seinem Atelier in der Georgstraße 17 und im angrenzenden Freigelände entstehen seine kreativen, sehr ausdrucksstarken Skulpturen, die voller Ironie sind und mitunter auch provokant.

„Wenn du kleine Sachen machst, beherrschst du sie, große Werke haben eine andere Wirkung“, beschreibt der Künstler die Herausforderung.

„Ich arbeite mit allen Materialien“, betont Miguel. Er greift gerne auch zur Motorsäge, gestaltet Holzreliefs und Figuren. Ebenfalls mit dem Thema Krieg und Frieden setzt sich ein Relief einer Friedenstaube aus Gewehrpatronen auseinander.

Ein wiederkehrendes Motiv bei Miguel sind Köpfe aus Holz, Bronze und Keramik. Immer wieder findet sich Che Guevara in unzähligen Variationen, etwa wie ihn europäische Künstler verschiedener Epochen und Stilrichtungen gestaltet hätten. Aber auch eine Philosophen-Serie mit Nietzsche, Kafka und Co kann in der alten Scheune besichtigt werden. Und Miguel hat große Pläne für die Zukunft, im Obergeschoss soll eine Galerie entstehen.

In Venedig wird die an Michelangelo erinnernde Madonna mit dem Soldaten von Pavel Miguel in der Nachbarschaft einiger prominenter Künstler stehen. Unter anderem wird Yoko Ono im Marinaressa Garten ausstellen. Auch die serbische Performance- und Konzeptkünstlerin Marina Abramović ist vertreten.

Der Eintritt für die Besucher ist frei, in den vergangenen Jahren wurden von dem Veranstalter in dem Skulpturengarten mehr als 500.000 Besucher gezählt.

Der Transport der Großskulptur nach Venedig ist kostspielig und aufwendig

Der Transport der etwa 300 Kilogramm schweren Skulptur ist eine logistische Herausforderung und auch kostspielig. Auch für Versicherungen fallen Kosten an. Der Verein Karlsruhe Kunst Erfahren unterstützt das Projekt und hat schon einige Partner gewinnen können, wie die Gemeinde Pfinztal, die Stadt Karlsruhe, mehrerer Privatpersonen und Unternehmen.

Weitere Förderer sind allerdings notwendig, betont Anton Goll vom Verein Karlsruhe Kunst Erfahren. Beim „Tag des offenen Ateliers“ an diesem Sonntag wird der Verein die Werbetrommel rühren.

Der Verein hat in seiner Satzung die Förderung von Künstlern in Karlsruhe und der Region stehen und darf Spendenquittungen ausstellen. Die Spenden gehen ohne Abzüge an den Künstler.

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