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Festzug lockt Zehntausende

Polizei: Peter-und-Paul verläuft weitgehend friedlich

Das Peter-und-Paul-Fest verläuft friedlich, woran vielleicht auch das nasskalte Wetter einen Anteil hat. Die Polizei hat bis zu 50 Beamte im Einsatz, hat aber bislang nur einige Streitereien zu schlichten gehabt. Der Festzug am Sonntagnachmittag lockte mehrere zehntausend Besucher nach Bretten

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Köhlerwagen beim Festzug Foto: Rebel

Eine weitgehend positive Bilanz des Peter-und-Paul-Fests hat die Polizei am späten Sonntag gezogen. „Wir hatten einige Einsätze, aber es war insgesamt ein sehr ruhiges Fest“, sagte Polizeichef Bernhard Brenner auf BNN-Nachfrage. Am Freitagabend – dem besucherstärksten Tag – gab es einige Raufereien und eine schwere Körperverletzung: Am Samstag gegen 1.40 Uhr wurde ein Mann am Marktplatz mit Schlägen auf den Kopf traktiert, schleppte sich zum Revier und erstattete Anzeige. Die Polizei sucht nun Zeugen. Im und um das Festzelt gab es einige Schlägereien, aber ohne allzu heftige Blessuren bei den zumeist jungen Kontrahenten. Die Polizei hatte am Samstagabend bis zu 50 Kräfte im Einsatz. Chuzpe bewies ein 18-Jähriger aus Neulingen in den frühen Morgenstunden des Samstags am Marktbrunnen: Mehrere Polizeibeamte waren zum Schlichten eines Streits alarmiert worden, woraufhin der junge Mann von seinem Kontrahenten abließ, dann aber die Polizisten attackierte. Das Ende der Geschichte: Der Randalierer musste die Nacht in der Zelle des Polizeireviers verbringen.

Erstmals Betonpoller beim Peter-und-Paul-Fest

Betonpoller wurden beim Fest erstmals eingesetzt – aber die hatten teilweise leider auch zur Folge, dass Feuerwehr und Rettungsdienste Probleme gehabt hätte, durchzukommen. Polizeichef Brenner griff dann zu einer pragmatischen Lösung, ließ die Poller etwas beiseiteschieben und setzte beispielsweise am Samstagabend beim Feuerwerk Beamte ein, die notfalls Attentäter gestoppt hätten.

Viele betrunkene Jugendliche aufgegriffen

Erfolgreich verlief der Einsatz der präventiv wirkenden Jugendschutzteams – sagt zumindest Polizeichef Brenner. Rund 450 Jugendliche wurden von den Ehrenamtlichen auf ihr Alkoholverhalten angesprochen, 20 wurden ihren Eltern übergeben. Den Vogel schoss ein 17-Jähriger ab, bei dem knapp 2,2 Promille Alkohol im Blut gemessen wurden. Und ein 14-jähriges Mädchen hält mit 1,24 Promille den traurigen Rekord ihrer Altersklasse.

Farbenfroher Festzug mit 2700 Gewandeten

2 700 Gewandete, 16 Gespanne, zehn Reiter und insgesamt fast 100 Gruppen: Der große Umzug am gestrigen Sonntag erwies sich auch im Jubiläumsjahr als unbestrittener Höhepunkt des Festes.

Tausende Besucher aus nah und fern säumen die Straßen und jubeln den Teilnehmern zu. Drei kräftige Böllerschüsse kündigen den Beginn des Umzuges an. Bürgerwehren aus der Umgebung mit Schießgewehr und Fanfaren marschieren auf, gefolgt von edlen Damen mit Handtaschen, Hüten und Schirm. Die Bürgerwehr der Stadt fährt ihren Kommandanten in der Ehrenkutsche vor.

Gaukler und Spielleute ziehen durch Bretten und geben währenddessen alle paar Meter eine Kostprobe ihres Könnens. So werfen Contrada della Corte aus Italien ihre Fahnen hoch in die Luft und lassen grün-rot-goldenes Glitzerpapier auf den Marktplatz regnen. Die Loeffelstielzchen werfen sich unterdessen Messer und Keulen zu – und die Quacksalber preisen lautstark ihr Wundermittel „Curioso“.

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Tanzgruppen auf dem Marktplatz Foto: Rebel

Bettelvolk sammelt für einen guten Zweck

Mindestens ebenso viel Lärm verursacht das Bettelvolk: Schreiend rennen die „Zigeyner“ zu den Festbesuchern, kräftig klappern sie dabei mit Körben, Kellen, Töpfen und Bechern. Mit Nachdruck fordern sie „Geld raus“. Die Einnahmen gehen später an wohltätige Zwecke in Bretten.  Mit Schandmaske vor dem Gesicht schleppt der Scharfrichter einen Delinquenten an der Kette durch die Gassen. Auch zwei „Ehebrecherinnen“ , schreiend, blutverschmiert, verschmutzt und in Lumpen gehüllt, führt der Scharfrichter dem Volk vor.

Bunter Querschnitt des mittelalterlichen Lebens

Weitaus fröhlicher geht es dagegen bei den Schäfern zu: Sie zeigen ihren traditionellen Schäferlauf, fassen sich bei den Händen und tanzen ausgelassen auf dem Marktplatz. Genauso unbeschwert schwingen hinterher die Bauern – die älteste und größte Gruppe des Festumzuges – das Tanzbein. Über 200 Bauern, ausgestattet mit altem Handwerksgerät wie Egge, Holzrechen und Pflug, marschieren an den Besuchern vorbei und werfen zwischendurch so manches Radieschen oder Kohlrabi in die Menge.

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PuP 28 (Rebel) Foto: None

Aber es geht auch umgekehrt: Vor allem die jungen Umzugsteilnehmer bekommen aus den Reihen der begeisterten Zuschauer vielerorts Gummibärchen , Haselnussschnitten oder Kaugummi zugesteckt.

Auch das Handwerk fährt vor: Glaser demonstrieren bleiverglaste Scheiben, die Leiterbauern schultern ihre Ware. Dabei zeigen sie, wofür ihre Leitern zu gebrauchen sind: Auf diesen thronen gut gelaunte junge Damen und lassen sich durch die Gegend tragen. Seifensieder zaubern aus Zinkeimern Riesenseifenblasen hervor und die Gruppe der Köhler führt mit rußgeschwärzten Gesichtern stolz ihre Kohle durch Bretten.

Gäste aus Wittenberg bereichen Peter-und-Paul

Eine Besonderheit gibt es in diesem Jahr: Anlässlich des Jubiläums „500 Jahre Reformation“ ist Martin Luther mit seiner Ehefrau Katharina von Bora aus Wittenberg angereist. Auf dem Marktplatz schnappt sich Luther das Mikrofon und sendet Grüße an die Partnerstadt Bretten.

Mit Lanzen, Armbrust und schweren Kanonen bewaffnet, ziehen schließlich Kurprinz Ludwig und Marsilius von Reiffenberg mitsamt ihrem Gefolge auf. Sie zücken ihre Waffen, liefern sich ein Handgemenge, einige Soldaten liegen stöhnend auf dem Boden. Und dabei jubelt kräftig das Brettener Volk: Die Stadt ist befreit. Und das wird nach dem Festzug, bei dem auch der gelegentliche Nieselregen die Stimmung nicht trübte, ausgiebig in den Lagern gefeiert.

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