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Fragen und Antworten

Schulen öffnen wieder für alle: Diese Regeln für Unterricht und Zeugnisse gelten jetzt

Ab Montag, 15. Juni, dürfen wieder alle Schülerjahrgänge in ihre gewohnte Schule - allerdings erwartet sie ein anderer Unterricht als in der Zeit vor der Corona-Pandemie. Freunde landen oft in unterschiedlichen Gruppen, der Stundenplan ist ausgedünnt - und fürs Zeugnis gelten auch neue Regeln.

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Mäppchen auspacken, heißt es ab Montag wieder. Nach rund drei Monaten der Schulschließung und des „Homeschoolings“ öffnen die Schulen wieder ihre Pforten für alle Schülerjahrgänge – zumindest wochenweise und in ungewohnter Form. Symbolfoto: dpa Foto: None

Inzwischen freuen sich viele Kinder sehr auf die Schule: Nach rund einem Vierteljahr des Lernens im Kinderzimmer haben ab kommenden Montag wieder alle Jahrgangsstufen „echten“ Unterricht im Schulgebäude – allerdings in abgespeckter Form. Welche Regeln gelten für Unterricht und Zeugnisse?

Hier einige der zentralen Fragen und Antworten zum Neustart der Schulen in Baden-Württemberg.

Wer hat nun im Juni wieder richtigen Präsenz-Unterricht?

Alle Schüler, allerdings nach einem rollierenden System. Sie sind nur wochenweise in der Schule, wechseln dann wieder wochenweise in ihr „Homeoffice“ im Kinderzimmer, wo sie von den Lehrern fernbetreut werden. Jeder Schüler hat bis zu den Sommerferien mindestens zwei Wochen Unterricht im Schulgebäude.

Müssen die Schüler im Unterricht einen Mundschutz tragen?

Da gilt ein klares Nein. „An den Schulen besteht keine Pflicht, eine Mund-Nasen-Bedeckung zu tragen“, erklärt das Kultusministerium. „Die Schulen können eine solche auch nicht anordnen.“ Freiwillig sei es aber möglich. Allerdings: Die Schulen müssen sicherstellen, dass stets ein Sicherheitsabstand von 1,50 Metern zwischen Schülern eingehalten wird und sich die Gruppen nicht vermischen. Auf Schulfluren und im Pausenhof bitten die Schulen deshalb vielerorts darum, sicherheitshalber Schutzmasken zu tragen.

Die Räume sind zu klein, um komplette Klassen zu unterrichten. Nach welchem System werden die Kinder in Gruppen aufgeteilt?

Das regelt jede Schule selbst. Einige halbieren die Klassen einfach nach dem alphabetischen Namensverzeichnis, andere berücksichtigen Wohnorte oder auch Freundeskreise der Kinder.

Welche Sonderrolle haben die Grundschüler?

Die Grundschüler starten zunächst ebenfalls im rollierenden System, in zwei Wochen, ab 29. Juni, sollen sie dann wieder ganz normalen Unterricht haben – ohne Abstandsgebot.

Warum gilt für die Kleinsten diese Ausnahme?

Weil eine Studie der Uni Heidelberg sowie Erkenntnisse aus anderen Staaten zeigen, dass Kinder bis zehn Jahre sich selten mit dem Corona-Virus infizieren und selten an Covid-19 erkranken.

Ist auch für die älteren Schüler eine Lockerung in Sicht?

Es gibt zwar Diskussionen darüber, aber konkrete Pläne hat Baden-Württemberg nicht, da entlastende Studien fehlen.

Welche Fächer werden im Präsenz-Unterricht jetzt unterrichtet?

Vorrang haben Deutsch, Mathematik und Fremdsprachen, aber auch weitere Fächer sollen möglichst auf dem Stundenplan stehen. Jede Schule muss das nach ihrem Raumangebot und ihren Lehrkräften entscheiden. Denn rund 20 Prozent der Lehrer sind als Risikogruppen selbst vom Unterricht befreit.

Klausuren dürfen vor den Sommerferien nicht mehr geschrieben werden. Wie werden dieses Jahr dann die Zeugnisnoten ermittelt?

Die Noten aus dem ersten Schulhalbjahr und die Leistungen aus den ersten Wochen vor der Schulschließung sind die Grundlagen für die Zeugnisnote. Freiwillige Leistungen wie Zusatzreferate sind möglich. Im Abi-Jahrgang können außerdem 20-Minuten-Tests zu kurzen Lehreinheiten geschrieben werden.

Nebenfächer werden teils nur im zweiten Halbjahr unterrichtet, Noten fehlen dieses Jahr. Wenn Gymnasiasten solche Fächer abwählen: Welche Note steht dann später im Abi-Zeugnis?

Dann wird auf die Note des Vorjahres zurückgegriffen und unter „Bemerkungen“ das Schuljahr angegeben – oder der Schüler liefert vor den Sommerferien freiwillig noch eine Arbeit ab, um eine aktuelle Note zu erhalten.

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Jeder Schüler wird dieses Jahr versetzt, hat Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) versprochen. Besteht ein Zehntklässler am Gymnasium auch automatisch die Mittlere Reife, wenn er zum Beispiel nur den Notenschnitt 4,3 oder 4,5 hat?

Ausnahmsweise: ja. Überall, wo Haupt- und Realschulabschluss an anderen Schularten mit dem Bestehen von Klasse neun oder zehn automatisch erreicht sind, gilt das auch dieses Jahr - selbst wenn die Schüler unter anderen Umständen sitzen geblieben wären.

Wissenslücken und Freischuss für freiwillige Wiederholer

Die Versetzung ist zwar diesen Sommer für alle Schüler garantiert – doch viele Eltern plagt über das Zeugnis hinaus eine Sorge: Wie sollen ihre Kinder die Wissenslücken stopfen, die während der drei Monate langen Schulschließung entstanden sind? Das Land kündigt an, es wolle zu den Sommerferien zwei Angebote machen.

Erstens soll es wieder sogenannte Sommerschulen geben. An 47 Standorten im Südwesten konnten Schüler voriges Jahr freiwillig ihr Grundlagenwissen verbessern – meist in einwöchigen Kursen in Deutsch, Mathe und Fremdsprachen. Die Standorte 2020 stehen aktuell noch nicht fest. Zweitens plant das Kultusministerium für die Sommerferien zusätzliche „spezifische Förderangebote“, wie die Sprecherin von Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) auf BNN-Anfrage mitteilt. Schüler sollten Hilfen erhalten, damit sie „versäumten Stoff aufholen, Lerninhalte wiederholen und gezielt an Lernschwierigkeiten arbeiten können“. Auch diese Förderangebote in den Sommerferien seien freiwillig. Sie richteten sich „an alle, die sich unsicher fühlen und mehr üben möchten“. Wie diese Art der Nachhilfe konkret aussehen soll? Wo sie stattfindet? „Hier arbeitet das Kultusministerium gerade noch an den Details“, heißt es.

Um Problemschüler, die in den Corona-Monaten kaum erreichbar waren, sollen sich die Schulen ohnehin noch vor den Ferien gezielt kümmern. Gruppenweise zum Nachbüffeln einbestellen will Karin Broszat, Rektorin und Landesvorsitzende des Realschullehrerverbandes, diese oft sozial Benachteiligten aber nicht. „Das stigmatisiert die Kinder ja wieder“, sagt sie. Die Klassenlehrer sollten daher individuell Hilfe anbieten.

Ist es sinnvoll, die Klasse freiwillig zu wiederholen, wenn ein Schüler nur gnadenhalber versetzt wird? Das müsse in jedem Einzelfall entschieden werden, betont das Ministerium – am besten unter Einbeziehung der Lehrer. Broszat will Wackelkandidaten, denen unter normalen Bedingungen das Sitzenbleiben drohen würde, mit ihren Eltern zu Beratungsgesprächen bitten. Freiwilliges Wiederholen ist dieses Jahr gefahrlos möglich. „Wahl-Möglichkeit“ nennt das Ministerium das Freischuss-Angebot. Selbst wer später nochmal sitzen bleibt, dürfte auf der Schule bleiben.

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