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Landwirtschaft während Corona

Spargelbauern sind erleichtert über die Ankunft osteuropäischer Erntehelfer

Statt acht Flugzeugen mit osteuropäischen Erntehelfern sollen am Donnerstag nur sieben Maschinen landen. Spargelbauer aus der Region zeigen sich dennoch erleichtert. Zwar sei die Bereitschaft zu Hilfe angesichts des Coronavirus groß, doch viele deutsche Kräfte sind die harte Arbeit auf dem Spargelfeld nicht gewöhnt.

Spargelernte
Ein Erntehelfer beim Stechen von Spargelstangen. Foto: Peter Steffen/dpa

Weil alles schnell gehen muss, ändert sich die Faktenlage im Stundentakt: Am Dienstag gingen die Bundespolizeiinspektion, das Landratsamt Rastatt und die Flughafenbetreiber in Rheinmünster-Söllingen noch von acht Flugzeugen aus, die am 9. April erstmals Erntehelfer aus Rumänien auf den Baden-Airpark fliegen werden.

Stand Mittwoch aber landen an diesem Donnerstag nun sieben Maschinen aus Cluj, ursprünglich sollten diese in Sibiu starten.

40.000 Saisonkräfte aus Osteuropa werden nach Deutschland eingeflogen

Erst vor einer Woche hat sich die Bundesregierung dazu entschlossen, das wegen der Corona-Krise verordnete Einreiseverbot für Erntehelfer zu lockern, und je 40.000 Saisonarbeiter aus Osteuropa im April und Mai an acht Flughäfen in Deutschland einfliegen zu lassen.

Ohne diese stünden wir vor einer Katastrophe.
Markus Leicht, Erdbeer- und Spargelhof Leicht in Eggenstein-Leopoldshafen

Die Erzeuger von Spargel und Erdbeeren sind erleichtert, auf langjährige Mitarbeiter zurückgreifen zu können. „Ohne diese stünden wir vor einer Katastrophe“, sagt Markus Leicht, der mit seinem Betrieb in Eggenstein-Leopoldshafen im vergangenen Jahr 250 Tonnen Spargel produziert hat.

Auf einer vom Deutschen Bauernverband freigeschalteten Seite hat Leicht für 40 Rumänen Einreisedaten angemeldet. Am Samstag sollen diese am Baden-Airpark landen. „Ich hoffe, dass auch alle kommen“, sagt Leicht, der in der Hochphase der Spargel- und Erdbeerernte rund 300 Arbeiter benötigt.

Helfer haben Angst vor dem Flug und vor Corona

Ob tatsächlich auch alle 40 von Leicht erwartete Menschen im Flieger sitzen? Viele Rumänen, Polen und Kroaten, die seit Jahren mit dem Auto oder per Bus zur Ernte nach Deutschland kommen, hätten Flugangst, so Leicht.

Zudem fürchteten sich viele verständlicherweise davor, derzeit nach Deutschland einzureisen – aus Angst, sich mit dem Coronavirus zu infizieren. Hierzulande ist die Infektionsrate aktuell deutlich höher als in Rumänien.

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Markus Leicht ist der Chef des gleichnamigen Erdbeer- und Spargelhofs in Eggentein-Leopoldshafen. Foto: pr

Umgekehrt sollen unter anderem Mitarbeiter des Deutschen Roten Kreuzes nach der Landung am Baden-Airpark „nach Augenschein“ und „durch Fiebermessen“ prüfen, ob die eingeflogenen Erntehelfer Symptome einer Coronavirus-Infektion vorweisen. Treffe dies zu, werden diese Personen sofort wieder zurückgeschickt.

Erntehelfer leben in faktischer Quarantäne

Auch in Rumänien sollen schon Tests durchgeführt werden, unter anderem von Fluggesellschaften organisiert. Für die zwei Wochen ihres Aufenthalts leben die Erntehelfer in faktischer Quarantäne in Unterkünften, die die Betriebe zur Verfügung stellen und arbeiten auf separaten Feldern – ihre Unterkunft dürfen sie nicht verlassen.

Für die Einhaltung dieser Regeln müssen die Betriebe sorgen, ebenso für die Bezahlung der Flüge, Leicht zahlt pro Person 225 Euro an Eurowings. Sein Betrieb sei „Corona-frei“, versichert Leicht. Die vor den Einreisebeschränkungen schon gekommenen osteuropäischen Erntehelfer seien schon dreieinhalb Wochen da.

Erzeuger erhalten viele Hilfsangebote angesichts von Covid-19

Simon Schumacher, Geschäftsführer vom Verband Süddeutscher Spargel- und Erdbeerbauern (VSSE) in Bruchsal, sind erst zwei Corona-Fälle in Betrieben – nicht bei der Belegschaft – bekannt. „Extrem große Probleme“ hätten durch die Corona-Krise vor allem Betriebe, die ausschließlich die Gastronomie mit ihrem Spargel belieferten.

In den vergangenen Jahren standen den Erzeugern von Spargel in Deutschland rund 148.000 Erntehelfer zur Verfügung. Diese Zahl wird auch durch die eingeflogenen Osteuropäer in dieser Erntesaison längst nicht erreicht. Auch Leicht werden nicht 300 Menschen wie im vergangenen Jahr helfen.

An Hilfsangeboten mangelt es für die Erzeuger nicht. Aber viele Deutsche würden schon nach ein paar Stunden wegen der harten Arbeit wieder abbrechen, heißt es aus der Branche. Die eingespielten Teams aus Osteuropa arbeiteten effizient. Man gehe davon aus, dass eine langjährige Arbeitskraft aus Osteuropa nur von drei bis vier Anfängern ersetzt werden könne, sagt Schumacher vom VSSE. Andererseits schreckt Jobsuchende der Lohn oft ab. Immer wieder ist zu hören, dass manche Bauern den Leuten noch nicht einmal Mindestlohn anböten.

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