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Landkreis Karlsruhe Spitzenreiter

Warum gibt es in der Region zum Teil so große Unterschiede bei den Abfallgebühren?

Mancher Bürger hat vier Tonnen vor der Haustür, ein anderer höchstens zwei. Egal, wie viele Behälter zu leeren sind, irgendwann muss der Abfall weg. In der Region ergeben sich dabei zum Teil große Unterschiede bei den Kosten.

21.05.2021 Müllwerker der Stadt Karlsruhe (AfA) bei der Entsorgung in Durlach
Nicht überall werden wie hier in Karlsruhe noch städtische Mitarbeiter eingesetzt, um die Tonnen zu leeren. Andernorts werden dafür Privatunternehmen eingesetzt. Foto: Rake Hora /BNN

In den Mülltonnen vor der Haustür landet, was im Alltag an Abfall anfällt. Das ist bei den meisten Haushalten ähnlich. Doch die Entsorgung kostet unterschiedlich viel Geld, wie ein Blick in die Region rund um Karlsruhe, Bruchsal, Pforzheim, Rastatt und Achern zeigt.

Eines haben die Gebühren in den Stadt- und Landkreisen jedoch gemeinsam: Berechnet werden fast ausschließlich Bio- und Restmüll. Ergänzungen wie die Gelbe Tonne für Wertstoffe, die Blaue Tonne explizit für Papier oder die Grüne Tonne für beides zusammen stellen die Städte und Landkreise meist gratis zur Verfügung oder verpacken sie in eine allgemeine Jahresgebühr.

Dabei steckt der meiste Haushaltsmüll in der Wertstofftonne, das zeigt die Abfallbilanz 2019 des Landes Baden-Württemberg: 164 Kilo pro Einwohner. Aus der Biotonne kommen nur etwa 51 Kilogramm pro Kopf.

Abfallgebühren im Land gestiegen - auch im Landkreis Karlsruhe

Die Abfallgebühren werden in jedem Stadt- und Landkreis durch individuelle Gebührensatzungen festgelegt, so das Statistische Landesamt. Im Vergleich zum Vorjahr sind diese für einen Vier-Personen-Haushalt um 5,7 Prozent gestiegen. Sinkende Erlöse beim Wertstoff, auslaufende Verträge für Abfuhrleistungen, steigende Preise für die Verbrennung und Investitionen in die Infrastruktur würden sich auswirken.

Im direkten Vergleich der Kosten, die in Summe auf die Bürger zukommen, ist der Landkreis Karlsruhe Spitzenreiter. Eine Erhöhung der Gebühren und die zusätzliche Einführung einer Biotonne sorgte daher zunächst für Ärger.

Rund 324 Euro fallen im Landkreis Karlsruhe pro Jahr für den gesamten Abfall an - berechnet am Beispiel einer 60-Liter-Restmülltonne, die alle 14 Tage, sowie der kleinsten Biotonne von 80 Litern, die von Mai bis September sogar wöchentlich geleert wird. Den Behälter für den Wertstoff gibt es kostenlos. Die Entsorgung übernimmt ein Privatunternehmen.

In der Stadt Karlsruhe gibt es sogar die Biotonne umsonst dazu. Die Abfallentsorgung wird dort hingegen über städtische Mitarbeiter organisiert. Rund 225 Euro pro Jahr sind für die kleinste Restmüll-Tonne, 80 Liter und Leerung alle zwei Wochen, in der Kernstadt fällig.

Kreise bieten unterschiedliche Leistungen - ein Vergleich ist schwierig

Der Stadtkreis Baden-Baden liegt ebenfalls bei nur knapp 225 Euro im Jahr. Gezahlt wird nur der Restmüll. Wie in der Stadt Karlsruhe kosten Biotonne, Gelbe und Blaue Tonne nichts.

„Tatsächlich ist es sehr schwierig die abfallwirtschaftlichen Leistungen in den Land- und Stadtkreisen zu vergleichen, da alle Kreise sehr differenzierte Dienstleistungen anbieten“, erklärt Julian Durst von der Abfallwirtschaft Baden-Baden. Dies wirke sich auf die Gebühren aus. In Baden-Baden etwa umfasse die Kalkulation etwa das Herausstellen der Tonnen, Sammlungen von Sperrmüll oder Gartenabfällen.

Jeder Kreis hat sein eigenes System.
Ralf Heineken, Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg

Zuständig für die Abfallentsorgung sind die öffentlich-rechtlichen Entsorger, also Kreise und Kommunen, so Ralf Heineken vom Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg mit. „Jeder Kreis hat sein eigenes System“, bestätigt er.

Daraus resultierten auch die unterschiedlichen Kosten und Gebühren. Es komme aufs Detail an: Unterschiede machen etwa, ob es im Gebiet ein Bring- oder Holsystem gibt, der Bioabfall enthalten ist, ob es eine Wertstofftonne gibt oder für jede Abholung extra bezahlt werden muss.

Die Kostenunterschiede werden auch im weiteren Vergleich deutlich. In der Stadt Pforzheim stehen jährlich gut 229 Euro auf der Rechnung - Gelber Sack und Papiertonne sind kostenlos. Im umliegenden Enzkreis wird mit rund 247 Euro pro Jahr etwas mehr fällig - bei einer 120-Liter-Restmüll und nur einer Leerung im Monat. Auch dort steht im Landkreis die Grüne Tonne zusätzlich zur Verfügung.

Rastatt und Ortenaukreis: Im Süden ist es am billigsten

Weiter südlich wird es am günstigsten. Der Landkreis Rastatt veranschlagt etwa 155 Euro im Jahr, zusätzlich gibt es Altpapierbehälter und die Gelbe Tonne. Die Rechnung ist angelegt an einen Vier-Personen-Haushalt: eine 60-Liter-Restmülltonne, 26 Leerungen im Jahr, sowie eine 60-Liter-Biotonne, die über vier Sommermonate wöchentlich geleert wird. Die Abfallgebühren im Ortenaukreis kosten Bürger sogar nur etwa 106 Euro jährlich. Eine Biotonne gibt es dort allerdings nicht.

Seit einigen Jahren gebe es eine Pflicht, Bioabfälle getrennt zu sammeln, betont Heineken vom Landesumweltministerium. Im Ortenaukreis gelte eine Sonderreglung. Abfälle werden dort über eine Anlage entsorgt, die aus technischen Gründen für ihre Funktionsfähigkeit auch die im Restabfall enthaltenen Bioabfälle benötigt.

Die meisten verbleibenden Kreise im Land hätten die Pflicht inzwischen umgesetzt, in einigen wenigen sei man auf dem Weg dazu, ergänzt Heineken. Bis überall eine Biotonne stehe, sei nur eine Frage der Zeit.

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