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Schwermetall in kleinen Dosen

16. Brettener Rocknacht mit fünf Bands macht ihrem Namen alle Ehre

Bei der 16. Ausgabe der Brettener Rocknacht gibt es für die rund 70 Zuhörer ganz schön was auf die Ohren. Nicht nur Organisator Hendrik Böttcher freut sich, dass es endlich wieder losgeht.

Musiker spielen in Raum
Eine Rocknacht vom Feinsten: Die Band „A.L. Anger“ aus Vaihingen überzeugte am Samstagabend in Bretten durch druckvollen Metal-Sound mit hohem Bewegungsfaktor. Foto: Gerd Markowetz

Der Weg ins Mekka des Rock ist an diesem Abend weit: Das Event findet im Saale statt, im ersten Stock. Dort nimmt den Besucher grellweißes Neonlicht in Empfang. Weiter geht’s in den Showroom.

Keine fünf Meter. Farbiges Licht. Geschäftiges Treiben auf der kleinen Bühne. Ein Schlagzeug steht da, eine Reihe Verstärker, Lautsprecher, Bassboxen. Noch ist das Licht eingefroren. Rot. Kabel werden eingestöpselt, Gitarren gestimmt. Es ist halb acht.

Hendrik Böttcher entert die kleine Bühne. Freut sich, dass es wieder losgeht. Nach der Zwangspause. Lange haben die Fans in Bretten auf die 16. Ausgabe der Rocknacht warten müssen. Am Samstagabend hat das Warten ein Ende. Das freut nicht nur Böttcher. Er hat die Rocknacht vor vielen Jahren aus der Taufe gehoben. Als Bühne für seine Musikschüler. Und jetzt kündigt er den 70 Besuchern an: Fünf Bands. „Das wird laut“, warnt der Mann am Mischpult. Er hat Recht.

Soundcheck? Nö. Das geht gleich in die Vollen. „Dark Omen“ startet und Nomen est Omen-gemäß ist ihre Musik: dunkel. Von der ersten Sekunde an hängen raue Metal-Riffs in dem kleinen Raum, wummert ein Fünfsaiter extrem tiefe Töne in die Magengegend, die Basstrommel wird mit zwei Fußmaschinen zur Speedmachine. Das ist Heavy, das ist Metal. Heavy Metal.

Hier geht es um ein Gefühl, und das ist laut

Röhrende Stimmen, klingt manchmal übersteuert. Gehört aber wohl so. Wenn die Texte Aussagekraft haben sollten, müsste man sie nachlesen. Das Soundgetöse verhindert ein Textverständnis von vorneherein.

Wer da ist, weiß das. Hier geht’s auch nicht um ziselierte Wortanalysen. Hier geht’s um ein Gefühl. Und das ist laut, kompromisslos laut. Von den zwei kleinen Lichttraversen zucken die Farb-LEDs im High-Speed-Takt, weit über der Herzfrequenz. Ruhig bleiben geht allein deshalb gar nicht. Final: Headbanging.

Junge Musiker spielen
Der Metal-Nachwuchs lebt: Noah Weiß und Emil Schmid zeigten bei der Rocknacht, dass auch junge Musiker Schwermetall-Musik mögen und können. Foto: Gerd Markowetz

Eine halbe Stunde später kurze Verschnaufpause. Umbau. Ob Bretten bereit für die Apokalypse sei, fragte der „C.L. Anger“-Sänger im Netz schon auf der Herfahrt. Martialisch schaun sie aus, die Gesichter verdunkelt. Aber keine Angst, die wollen nur spielen. Was sie auch tun. Metal-Fans kommen voll auf ihre Kosten.

Die Saiten-Crew und der Drummer sorgen für heftigstes Klanggewitter. Das mit der Apokalypse scheint so falsch nicht. Auch die Gruppen „Powerbeat“ und „Unrepentant“ machen ihren Namen alle Ehre: Power ohne Reue. Und es gibt sie, die Steigerung. Nach Metal kommt Death-Metal.

Ohrstöpsel sind ein wichtiges Utensil für derlei Dröhnung

Ein wichtiges Utensil für derlei Dröhnung ist für viele der gute alte Ohrstöpsel. Väter erklären ihren Kids, wie das Teil richtig in den Gehörgang kommt.

Weil laut muss das schon sein. Nicht nur fürs Ohr. Die Basswoofer der PA knallen ihre Frequenzen tief in die Magengegend, dort werden die Töne zu Metal-Wohlbefinden, es muss hämmern.

Natürlich ragen Ohropax aus ihren Ohren. Noah Weiß und Emil Schmid. Die beiden 14-Jährigen stehen etwas verloren im neonhellen Flur. In der Hand ihre Gitarren. Aufgekratzt üben sie ihre Riffs. Ihr großer Moment heute Abend: Mit dem Headliner des Abends, mit „Mother of Loudness“ auf die Bühne. Einen Song mit den Cracks der Brettener Hard Rock-Szene. Deren Gitarrist ist Hendrik Böttcher.

Man kennt ihn als Chef seiner Musikschule, die auf dem Riesenplakat im Neonbereich mit dem Slogan „Make your dreams come true“ wirbt. Für Emil und Noah wird heute so ein Traum wahr. Corona hat ihre Bandprojekte zerschlagen, nun spielen sie mit der Mutter aller Lautstärke: Dass sie ihre Lektionen gelernt haben, hört man, spürt man, und Hendrik, der seine Gitarre zur Seite gelegt hat, sieht man den Stolz auf seine Gitarrenschüler an. Posing mit einem Hero der Loudness-Szene: Wahnsinn für die zwei Jung-Metaller.

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