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Ehrgeiz und Selbstdisziplin trotz Corona-Rückschlägen

Als Brettens Sportlerin des Jahres will Antonia Giesche durchstarten

Eigentlich will die 19-jährige Antonia Giesche Polizistin werden. Die Auszeichnung als Sportlerin des Jahres hat aber erneut ihren Ehrgeiz als Profi-Leichtathletin geweckt.

Antonia Giesche
Zurück in der Spur: Nach der Corona-Pause will die Brettener Läuferin Antonia Giesche wieder voll angreifen. Foto: Jan Prihoda

Selbst bei einem Fototermin ist Antonia Giesche so fokussiert, dass man als Außenstehender meinen könnte, es ginge um einen Meistertitel. Warmmachen, Dehnen, die Starts wie bei einem richtigen Wettkampf - erst als die Bilder im Kasten sind, wird die 19-Jährige wieder so locker, wie es ihre Art ist, wenn sie nicht auf der Laufbahn steht.

Die Verbissenheit, den Ehrgeiz, die Selbstdisziplin - all das hat Giesche verinnerlicht, sobald es um den Sport geht. Nur einmal pro Woche trainiert die Leichtathletin bei der MTG Mannheim, zu der sie im vergangenen Jahr wechselte, mit der Mannschaft. An den sechs anderen Tagen der Woche ist sie selbst für ihre Trainingsgestaltung zuständig. Ganz ohne Coach ist sie dann im Kraftraum oder läuft auf der Bahn im Stadion ihres Heimatvereins TV Bretten.

Zwei Karrieren, Selbstdiziplin und Selbstzweifel

Nach dem Shooting präsentiert sich Giesche in der Brettener Mittagssonne als aufgeweckte junge Frau. Auf der einen Seite selbstbewusst, auf der anderen Seite beschreibt sie aber auch Selbstzweifel. Eigentlich hatte sie mit dem Gedanken gespielt, ihre Karriere als Läuferin früh zu beenden, als sie im vergangenen Jahr ihre Ausbildung bei der Polizei begann und ihre langjährige Trainerin Ulrike Reich ankündigte, aufzuhören.

Doch dann kamen die Erfolge. In ihrer Paradedisziplin über die 400 Meter wurde die Brettenerin in Koblenz Vizemeisterin bei den Süddeutschen Meisterschaften der U23. Bei anderen Wettbewerbern zeigte Giesche, dass sie auch mit Konkurrentinnen aus dem Nationalkader gut mithalten kann. „Da hat es mich nochmal gekitzelt”, sagt die Läuferin. Der Ehrgeiz war neu geweckt.

Aufstieg zum Laufen mit den Besten

Ihre Trainerin Reich brachte Giesche vor ihrem Rückzug noch bei der MTG Mannheim und damit einem Verein mit großem Namen in der Szene unter. „Dafür bin ich ihr sehr dankbar”, sagt die 19-Jährige. So bekommt sie vom neuen Coach die Trainingspläne, die sie in Bretten umsetzen kann und hat auch die Möglichkeit, in einer starken Staffel mitzulaufen.

Im Winter gelang ihr eine neue persönliche Bestzeit in der Halle, sie lief die 800 Meter in 56,83 Sekunden. Im Februar ging Giesche dann erstmals bei den deutschen Meisterschaften der Frauen in Leipzig an den Start. „Das war eine tolle Erfahrung und ein kleiner Meilenstein für mich”, erzählt sie. Die Konkurrenten - darunter die besten Sprinterinnen Deutschlands - kannte sie vorher nur aus den sozialen Netzwerken.

Corona legt Steine in den Weg

Dann kam Corona. Und für Giesche eine schwierige Zeit. „Es war nicht immer einfach, sich zu motivieren, wenn es keine Wettkämpfe gibt”, sagt sie. Aber sie blieb beharrlich, wie es ihrem Naturell entspricht. Morgens zur Ausbildung bei der Polizei, abends zum Trainieren auf die Bahn - das blieb ihr Tagesablauf.

Bei den deutschen Meisterschaften in Braunschweig, die an diesem Wochenende stattfinden, kann sie dennoch nicht mitmachen. Wegen Corona dürfen nur die allerbesten Leichtathleten Deutschlands an den Start gehen. Giesche hofft nun einfach auf eine neue Chance im nächsten Jahr.

Mehr als ein kleiner Trost für die verpassten Titelkämpfe war eine Auszeichnung, die Giesche vergangene Woche im Brettener Gemeinderat entgegennehmen durfte. Sie wurde zur besten Sportlerin 2019 gewählt. Damit erfüllte sich für sie ein lange gehegter Wunsch. „Einmal Sportlerin des Jahres zu werden, war immer ein Traum von mir”, sagt sie. Die Medaille gibt ihr neue Motivation.

Im September finden in Walldorf die baden-württembergischen Meisterschaften statt. Es sind die ersten größeren Wettkämpfe nach der langen Pause - und damit die erste Chancen sich wieder zu präsentieren. Träume hat die Brettenerin noch einige. Kurzfristig, ihre Bestzeit zu unterbieten, langfristig „einmal im Nationalmannschaftstrikot an den Start zu gehen.” Dafür will Giesche weiter hart trainieren. Nach dem Termin geht es direkt weiter ins Fitnessstudio.

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