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Folgen des Klimawandels

Brettener Förster beschreibt die Lage des Stadtwaldes als ernst

Manche Bäume fallen plötzlich um, andere sterben an Pilzen: Die Trockenheit bedroht auch den Brettener Stadtwald. Laut Stadtförster Ewald Kugler ist es ernst.

Viele alte Rotbuchen wurden gefällt und liegen am Rand eines Waldweges.
Viele alte Rotbuchen leiden wie die Kiefer sehr unter der Trockenheit der vergangenen Jahre. Und sie hält auch in diesem Winter 2022/2023 zu lange schon an. Foto: Archivbild Franz Lechner

Es steht ernst um den Brettener Stadtwald. Stadtförster Ewald Kugler findet klare Worte für den Zustand des städtischen Forstes. Im BNN-Interview spricht Kugler über die Folgen der anhaltenden Trockenheit, über mögliche Maßnahmen und deren Erfolgsaussichten.

Schon lange und vermehrt seit Dezember 2022 heißt es, der deutsche Wald kämpfe gegen Trockenheit und deren Folgeschäden. Wie sieht es in Bretten aus?
Kugler

Die anhaltende Trockenheit wirkt sich auf die Vitalität aller Bäume aus. Der Wintereinschlag konzentrierte sich hauptsächlich auf kranke und voraussichtlich absterbende Altbestände. Besonders bei der Hauptbaumart Buche entstehen zwangsmäßig größere Kahlflächen. Meist ist aber aufkommende Naturverjüngung bereits vorhanden. Bei Buchen trocknen vor allem die Kronen ein. Bei anderen Baumarten kommen Schädlinge hinzu. Pilze wie beispielsweise bei der Esche das „Falsche Stängelbecherchen”, bei der Eiche der Mehltau und an der Douglasie die „Riesige Schütte” schwächen die Bäume im Kronenbereich. An den Wurzelstücken beeinträchtigt der Pilz „Hallimarsch” die Wurzeln. Manche Bäume fallen plötzlich ohne vorher erkennbaren Grund um und man sieht dann erst, dass fast keine Wurzeln mehr vorhanden sind.

Wo sind eventuelle Schadenschwerpunkte im Brettener Forst und wieso dort?
Kugler

Schadenschwerpunkte sind die Standorte, die bei Wassermangel und hoher Sonneneinstrahlung schnell austrocknen. Hauptsächlich betroffen sind Bergkuppen mit hoch anstehendem Ausgangsgestein oberer Muschelkalk und wenig Löß-Lehm-Auflage oder auch der Sonne besonders ausgesetzte Südhänge. Besser sieht es noch an nordgeneigten Hängen mit hoher Feinlehm-Auflage aus und in tieferen Taleinschnitten.

Welche Maßnahmen gibt es schon, welche sind geplant?
Kugler

Beispielsweise zurückhaltende Durchforstungen an Südrändern und schwache Durchforstung in noch geschlossenen Beständen, damit keine Sonne eindringt. Bei Neupflanzungen verwenden wir vor allem heimische Baumarten, die bislang die Trockenheit am besten überstanden haben, wie bei Laubholz die Traubeneiche und unter Nadelholz die Douglasie. An ausländischen Baumarten wird derzeit über die forstliche Versuchsanstalt Freiburg mit Probeanbauten geforscht. Bis geeignete Sorten gefunden und zugelassen sind, werden noch Jahre in Versuchsstadien vergehen.

Welche Maßnahmen haben Aussicht auf Erfolg und greifen sie schnell genug?
Kugler

Wirklich wirksam wäre nur die Eindämmung der Erderwärmung, wenn unser Wald in der jetzigen Form erhalten werden soll. Der Klimawandel vollzieht sich zu rasch. Trotz allen Bemühens sagen Fachleute einen weiteren Anstieg um mindestens 1,5 Grad voraus. Das würde den Stadtwald enorm schädigen. Wald in der bisherigen Form mit imposanten großkronigen Bäumen über 40 Meter Höhe wird es dann nur noch als kleine Bestandsreste in nassen Mulden und am Unterhang von Nordlagen geben. Ein schneller Waldumbau, wie ihn manche Politiker propagieren, wird nicht möglich sein. Selbst wenn wir ein Mammutprogramm mit 20 Hektar jährlichen Kahlhieben und Neuaufforstung starten könnten, bräuchten wir für den Stadtwald mit 2.000 Hektar rechnerisch 100 Jahre – und die Erderwärmung ist nach übereinstimmenden Aussagen von Fachleuten mit der weiteren Zunahme der Weltbevölkerung nicht aufzuhalten.

Das Gespräch führte Irmeli Thienes.

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