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Interfraktioneller Antrag

Bürger sind gefordert: Gemeinderat Bretten will einen Klimabeirat bilden

Mehr als 80 Prozent des Solarpotenzials in Bretten liegt derzeit ungenutzt, sagt der Nabu Bretten. Und auch sonst könnte sich noch einiges verbessern. Geballte Kompetenz erhofft sich der Gemeinderat nun durch einen neu zu bildenden Klimabeirat.

Übersichtlicher Erfolg: Nach Angaben des Nabu Bretten wird in der Stadt über 80 Prozent des Solarpotenzials nicht genutzt. Auf diesem Symbolfoto dagegen reihen sich die Panels aneinander.
Übersichtlicher Erfolg: Nach Angaben des Nabu Bretten wird in der Stadt über 80 Prozent des Solarpotenzials nicht genutzt. Auf diesem Symbolfoto dagegen reihen sich die Panels aneinander. Foto: Julian Stratenschulte picture alliance/dpa

Künftig sollen sich fachkundige Bürger stärker im Kampf gegen den Klimawandel in der Stadt Bretten einbringen. Als Instrument dafür beschloss der Gemeinderat in seiner Sitzung am Dienstagabend, einen Klimabeirat zu bilden.

Damit stimmte der Rat für den interfraktionellen Antrag der Grünen, der Freien Wählervereinigung, der SPD und der aktiven. Zugleich beauftragte der Gemeinderat die Verwaltung, eine geeignete Organisationsform zu ermitteln.

Der Klimabeirat besteht aus Gemeinderäten, Bürgern und aus Jugendlichen

Der Klimabeirat soll sich aus Gemeinderäten, Bürgern und aus Jugendlichen zusammensetzen. Das und weitere Einzelheiten erläuterten Vertreter des Naturschutzbundes Bretten (Nabu) in einem Pressegespräch vor der öffentlichen Sitzung. „Die Jugend klagt, dass alles zu langsam geht“, sagte Vorsitzender Norbert Fleischer. Deshalb sei es wichtig, dass junge Menschen dabei seien, um ihre Ideen einzubringen.

Das ist nicht nur Stammtischgerede.
Norbert Fleischer, Vorsitzender Nabu Bretten

Daneben gehe es darum, wirklich kompetente Bürger dafür zu begeistern. „Das ist nicht nur Stammtischgerede“, sagte Fleischer. Vielmehr sei es wichtig, Wissen und Kreativität aus der Bürgerschaft zu nutzen. Insgesamt sollen sich nach Vorstellung des Nabu zehn bis 15 Mitglieder in dem Ausschuss zusammenfinden. Die Zahl ist aber noch nicht fix.

Um aufzuzeigen, wie ein Klimabeirat arbeiten kann, berichtete Behrens über die Aktivitäten in der Gemeinde Friolzheim. Dort schlug der Beirat etwa vor, Photovoltaik-Anlagen für Balkone zu bezuschussen. Möglich wäre demnach beispielsweise auch, dass der Klimabeirat eine E-Bike-Ladestation auf dem Marktplatz anregt. Damit könnte der E-Bike-Tourismus attraktiver werden.

80 Prozent des Solarpotenzials in Bretten sind ungenutzt

Eine Hauptstoßrichtung werde allerdings sein, mehr Photovoltaik auf die Dächer zu bringen. Das berichtete Nabu-Mitglied Volker Behrens. Denn das Erneuerbare-Energien-Gesetz gebe es seit 22 Jahren. Dennoch seien in Bretten über 80 Prozent des Solarpotenzials noch immer ungenutzt.

Die Klimastrategie der Stadt sieht bereits vor, den CO2-Ausstoß bis 2035 um 90 Prozent zu reduzieren. Um das zu erreichen, erarbeitete die Verwaltung einen Energieplan. Dem stimmte der Gemeinderat im Juli 2021 zu. Unter dem Titel „Bretten zeozweifrei 2035“ verpflichtete sich Bretten damit als erste Stadt im Landkreis, innerhalb von 15 Jahren klimaneutral zu werden.

Wir haben nur noch zehn Jahre Zeit, das Ruder rumzureißen.
Volker Behrens, Nabu Bretten

Behrens sagt, die Klimastrategie sei „klasse, aber fokussiert auf die Verwaltung“. Es sei jedoch sinnvoll, auch die Bürger mitzunehmen, um das Ziel wirklich zu erreichen. „Wir haben nur noch zehn Jahre Zeit, das Ruder rumzureißen. Angesichts dessen ist noch unheimlich viel zu tun“, sagte er.

Motivation, Ideen und Sachverstand der Bürger sollen genutzt werden

Ganz ähnlich klang es im Gemeinderat bei Bernd Diernberger von der Freien Wählervereinigung: „Gemeinsam sollen aus der Bürgerschaft Motivation, Ideen und Sachverstand genutzt werden, um das Klimaschutzkonzept bis 2035 erfolgreich umzusetzen.“ Die Diskussion sei elementar wichtig.

Otto Mansdörfer (Grüne) sagte, dass Klimaschutz eine Jahrhundertaufgabe sei. Wichtig sei daher, alles vorhandene Wissen zusammenzuführen. „Deshalb brauchen wir die fachkundigen Bürger.“

Die Stadt sollte bei diesem wichtigen Thema nicht auf Beratung und Expertise verzichten.
Edgar Schlotterbeck, SPD-Stadtrat

Auch Edgar Schlotterbeck (SPD) warb für den Klimabeirat. „Die Stadt sollte bei diesem wichtigen Thema nicht auf Beratung und Expertise verzichten“, sagte er. Schließlich würden diese dabei helfen, dass der Gemeinderat zu einem guten Beschluss komme.

CDU spricht sich gegen Klimabeirat in Bretten aus

Gegen den Klimabeirat sprach sich indes Martin Knecht von der CDU aus. „Selbstverständlich unterstützt die CDU-Fraktion die Klimaziele unserer Stadt“, sagte er. „Aber wir benötigen keinen Klimabeirat.“ Es sei Aufgabe des Gemeinderats, ohne Beeinflussung zu einer Meinung zu kommen.

Andreas Laitenberger (AfD) äußerte sich ganz ähnlich. „Warum brauchen wir einen Klimabeirat?“, wollte er wissen. Der Gemeinderat sei Vertreter des Volkes und der Gemeinderat habe auch in Klimaangelegenheiten zu entscheiden. Zudem fragte er nach den Kosten, die entstünden.

Dazu sagte Oberbürgermeister Martin Wolff, einen Aufwand gebe es tatsächlich. Unter anderem müsste für einen Klimabeirat voraussichtlich eine zusätzliche Personalstelle geschaffen werden. Er selbst sei hin- und hergerissen. In Bruchsal und Ettlingen funktioniere die Arbeit des Klimabeirats jedoch sehr gut.

Am Ende stimmte der Gemeinderat mehrheitlich mit fünf Gegenstimmen und einer Enthaltung für den Klimabeirat.

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