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Ideologische Gründen

E-Auto-Besitzer aus Bretten bereuen ihre Anschaffung nicht

Zwei Paare aus Bretten berichten von ihren Erfahrungen zur Reichweite, zum Laden und zu den Kosten ihrer Stromer.

Martin Kares ist ein E-Auto-Pionier der ersten Stunde.
Martin Kares ist ein E-Auto-Pionier der ersten Stunde. Foto: Michael Fritz

Martin Kares ist ein überzeugter Öko-Pionier. Bereits vor 14 Jahren, zu einer Zeit als das Wort „Verkehrswende“ noch gar nicht erfunden war, kaufte er sein erstes elektrisch angetriebenes Auto. „So etwas war damals in Deutschland überhaupt nicht zu bekommen“, erinnert sich Kares.

„Peugeot baute damals ein Modell für den britischen Markt. Das kaufte ich, gebraucht, zehn Jahre alt.“ Der Akku hatte eine Reichweite von gerade mal 80 Kilometern, „wenn es warm und hell war“, ergänzt seine Frau Kirstin. „Ja, aber das reichte zum Pendeln nach Heidelberg und dort konnte ich das Auto mit einem handelsüblichen Verlängerungskabel über eine normale Steckdose wieder für die Heimfahrt aufladen“, erzählt Kares.

Kurios am damaligen E-Auto: die Heizung wurde mit Diesel betrieben. Das war für den ökologischen Vordenker natürlich ein Unding und er legte die Heizung kurzerhand still. „Wir fuhren dann im Winter mit Wärmflaschen auf dem Schoß und in Decken eingehüllt“, erzählt Kirstin Kares und muss bei dem Gedanken noch heute leicht den Kopf schütteln. „Und zur mobilen Sicherheit hatten wir noch ein richtiges Auto als Zweitwagen – für Notfälle.“

Seit zweieinhalb Jahren ist Familie Kares komplett auf elektrische Mobilität umgestiegen. Ein Modell von Volkswagen steht nun in der Garage. „Mit dem kleinsten verfügbaren Akku“, darauf legt Minimalist Kares Wert. „Mit einer Reichweite im Winter von rund 260 Kilometern ist das völlig ausreichend.“ Geladen wird zu Hause mit Strom von der eigenen Photovoltaik-Anlage. Laden unterwegs kommt eher selten vor.

Der Brettener hält „Reichweiten-Angst“ für übertrieben

„Die viel besprochene Reichweiten-Angst ist meines Erachtens übertrieben. Mit meinem E-Auto kann ich auch eine entspannte Tour durch den Odenwald machen, ohne nachladen zu müssen.“ Sollte dies doch mal erforderlich sein, gäbe es in Städten von der Größenordnung Brettens immer eine Lademöglichkeit, so Kares.

Zusätzlich zum E-Auto haben beide Zugriff auf die Flotte des Carsharing-Anbieters Stadtmobil. „Für richtig lange Fahrten mieten wir uns dann auch schon mal einen Verbrenner“, räumt Kirstin Kares ein. „Aber für die wenigen Gelegenheiten im Jahr braucht es keinen dauerhaften Besitz.“ Man merkt schnell: Hier sitzen zwei überzeugte E-Automobilisten, die sich auch von kleinen Unannehmlichkeiten nicht abschrecken lassen. „Das Fahrgefühl, der Antrieb, das Geräusch – das ist alles schon sehr angenehm. Zusätzlich zum Nutzen für die Umwelt.“

Das Brettener Familienauto wird hauptsächlich zuhause geladen

Ulrike und Mathias Kraus fahren seit Oktober 2019 E-Auto, ebenfalls ein Modell von VW. Es ist das Familienauto, Laufleistung bislang rund 42.000 Kilometer. „Wir hatten das mit dem E-Auto bereits zwei Jahre früher überlegt, aber da war uns die Reichweite mit 150 Kilometern noch zu gering“, erzählt Mathias Kraus.

„Unser Anspruch ist eine Fahrt zum Bodensee ohne Zwischenladen. Das kann der E-Golf jetzt.“ Hauptsächlich wird das Fahrzeug von Ulrike Kraus im Alltag im Radius bis etwa 70 Kilometer eingesetzt. Geladen werde zu 98 Prozent zu Hause mit Strom aus dem eigenen Blockheizkraftwerk oder der Solaranlage.

Brettener Besitzer rechnet die günstige Ladung vor

Mathias Kraus rechnet seine Kosten im Detail vor. „Meinen eigenen Strom kann ich für zwölf Cent einspeisen. Also muss ich diesen Preis fürs eigene Laden ansetzen. Bei einer 13-kW-Ladung für 100 Kilometer Reichweite kostet mich das 1,56 Euro. Damit ist unser E-Auto um den Faktor fünf günstiger als ein sparsamer Diesel.“

Auf den ersten Blick eine satte Ersparnis. Wird die Neuanschaffung des E-Autos in der Kalkulation berücksichtigt, wäre ein Weiterbetrieb des alten Diesels jedoch wirtschaftlich sinnvoller gewesen, räumt Kraus ein. „Der Umstieg auf das E-Fahrzeug erfolgte aus der Überzeugung, CO2 einsparen zu müssen.“

Wirtschaftlich hätte sich der Weiterbetrieb des Diesels gelohnt

Auch weitere Strecken und das Laden unterwegs seien kein Problem. Es gäbe an allen Autobahnen Schnellladestationen und Apps zur Unterstützung, so ihre Erfahrungen.

Einmal seien sie an die Nordsee gefahren. „Da haben wir alle zwei Stunden geladen und uns die Wartezeit mit Essen oder Spazierengehen vertrieben. Um Strom zu sparen, sind wir auch nicht sehr schnell gefahren“, erzählt Kraus. „Am Ende haben wir einen ganzen Tag für die Reise gebraucht, kamen aber dafür total entspannt an.“

Insgesamt haben die Krauses den Umstieg nicht bereut. „Auch technisch gab es keine Probleme“, ergänzt Ulrike Kraus. „Das Fahren ist angenehm, es ist leiser im Betrieb. Von allen bisherigen Autos ist mir der E-Golf das liebste. Ich würde es nicht mehr gegen einen Verbrenner eintauschen wollen.“

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