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Druck dauert mehr als 60 Stunden

Schüler unterstützen die Altstadtretter beim Druck eines Brettener Mini-Stadtmodells

Nach wochenlangem Streit hat das Brettener Stadtmodell im Mai seinen Platz gefunden. Nun soll es eine kleinere Variante zum Mitnehmen bei Stadtführungen geben. Und die Altstadtretter haben noch mehr Ideen für Stadtmodelle.

Kinder legen das Filament, also den Kunststofffaden, in den 3D-Drucker. Mehr als 60 Stunden dauert es, bis das Stadtmodell zum Mitnehmen gedruckt ist.
Kinder legen das Filament, also den Kunststofffaden, in den 3D-Drucker. Mehr als 60 Stunden dauert es, bis das Stadtmodell zum Mitnehmen gedruckt ist. Foto: Catrin Dederichs

Schicht für Schicht trägt ein 3D-Drucker einen goldfarbenen Kunststofffaden auf. Immer weiter und weiter. Insgesamt 60 Stunden und 28 Minuten ist der Drucker im Ausbildungszentrum TecSpaze nonstop im Einsatz.

Wenn alles wie geplant funktioniert, kommt drei Tage später ein dreidimensionales Modell der Brettener Altstadt im A3-Format dabei heraus. Das können sich Stadtführer künftig kostenlos für ihre Arbeit ausleihen.

Die Idee für die A3-Variante stammt von der Initiative Altstadtrettung Bretten. Genauso wie die Idee für die größere Ausführung aus Bronze. Diese steht seit Mai vor dem Alten Rathaus und ist nun Grundlage für das Mitnahme-Modell.

Mini-Stadtmodell ist für Bretten kostenlos

Eigentlich hatte Altstadtrettung-Sprecher Matthias Goll eine professionelle Reproduktion für die Stadtführungen im Sinn. Er fragte diese bei diversen Firmen an. „Die Preise lagen mit circa 3.000 Euro jedoch viel zu hoch“, sagt er. Der 3D-Druck dagegen kostet weder die Stadt noch die Altstadtretter auch nur einen Cent.

Auf dem Marktplatz beim Alten Rathaus steht die größere Variante des Stadtmodells aus Bronze. Rund 1.500 Gebäude sind dort verewigt.
Auf dem Marktplatz beim Alten Rathaus steht die größere Variante des Stadtmodells aus Bronze. Rund 1.500 Gebäude sind dort verewigt. Foto: Catrin Dederichs

Das Filament, also der Kunststofffaden, liegt preislich bei 15 Euro. Das Material und auch die Energie übernimmt TecSpaze, berichtet Christian Kornblum, Abteilungsleiter für naturwissenschaftliche Themen des Ausbildungszentrums.

Eigentlich drucken die Kinder in seinen Kursen meist kleinere Objekte, etwa Namensschilder, sagt er. „Dass sie nun sehen, wie man eine ganze Stadt drucken kann, ist etwas Besonderes.“

Es ist ganz normal, dass viel schiefgeht und dass man zwischendurch auch mal flucht.
Matthias Goll
Sprecher der Initiative Altstadtrettung

Bevor der Drucker läuft, befassen sich rund ein Dutzend seiner Schüler ab der sechsten Klasse bei einem Spezialkurs mit dem Stadtmodell. Goll zeigt ihnen, wie es entstanden ist. Und er erklärt, warum er das Modell für wichtig hält. Er sagt, die Visualisierung schaffe Bewusstsein. „Wir müssen die alten Häuser schützen. Wenn die weiter in dem Tempo Häuser abreißen, stehen nur noch 20 Prozent, bis ihr Enkel habt.“

Schließlich sorgen die Kinder dafür, dass der Druck läuft. Dazu legen sie neues Firmament ein, schneiden das krumme Ende des Fadens ab und überprüfen, ob der Drucker in Ordnung ist. Dann starten sie ihn.

„3D ist nicht wie ein Tintenstrahler, wo man einfach auf den Knopf drückt“, sagt Matthias Goll. „Es ist ganz normal, dass viel schiefgeht und dass man zwischendurch auch mal flucht.“

Die Zeichen für das Stadtmodell stehen aber anscheinend gut. Die ersten Fäden, die der Drucker auswirft, sehen jedenfalls sauber aus. Derweil hat Matthias Goll bereits weitere Ideen für Stadtmodelle: Mini-Bretten als Schokoladentafel oder als Lebkuchen.

Rund 500 Stunden ehrenamtliche Arbeit stecken in dem Brettener Stadtmodell auf dem Marktplatz.
Rund 500 Stunden ehrenamtliche Arbeit stecken in dem Brettener Stadtmodell auf dem Marktplatz. Foto: Catrin Dederichs

An dem Original aus Bronze arbeitete er zusammen mit anderen Altstadtrettern rund 500 Stunden lang. Das Modell zeigt circa 1.500 Gebäude der Kernstadt im Maßstab 1:1000. Es ist 107 mal 57 Zentimeter groß und steht auf einem etwa 70 Zentimeter hohen Sockel. Die Kosten liegen nach Preisnachlässen bei rund 13.000 Euro.

Anfang des Jahres war die Frage nach einem geeigneten Standort wochenlang Streitthema in der Stadt. Nach einigem Hin und Her einigten sich die Verwaltung und die Altstadtretter auf den Platz beim Alten Rathaus.

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