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Bilanz nach einem halben Jahrhundert

50 Jahre Malteser in Bruchsal: „Die Leute lassen sich leichter für’s Ehrenamt begeistern“

Hilfseinsätze im Hochwassergebiet der Ahr, Hilfseinsätze bei Impfaktionen in der Region: An Arbeit mangelt es den Maltesern in Bruchsal nicht. Jetzt steht der 50. Geburtstag an. Zeit, Bilanz zu ziehen.

Michael Raab ist Stadtbeauftragter der Malteser.
Michael Raab ist Stadtbeauftragter der Malteser. Foto: Maximilian Gay

Fünf Jahrzehnte unterwegs im Zeichen christlicher Nächstenliebe: Die Malteser Bruchsal feiern dieses Jahr ihr 50-jähriges Bestehen.

Michael Raab, Stadtbeauftragter der Bruchsaler Malteser, ist selbst seit 1987 bei der Hilfsorganisation aktiv. Im Gespräch mit unserem Mitarbeiter Eric Dewald erzählt er, was das runde Jubiläum für ihn bedeutet und wie sich das Aufgabenfeld der 65 ehrenamtlichen sowie 30 hauptamtlichen Malteser in Bruchsal durch die Pandemie gewandelt hat.

Herr Raab, welche Gefühle verbinden Sie mit dem diesjährigen Jubiläum?
Raab

Zuallererst erfüllt mich unser Jubiläum mit Stolz, da wir es in all dieser Zeit geschafft haben, immer wieder zumeist junge Menschen zu finden, die einen Teil ihrer persönlichen Zeit in den Dienst für andere stellen. Auch sind wir eine sehr offene Gemeinschaft, die sich immer darüber freut, wenn neue Leute zu uns kommen und sich einbringen möchten. Darüber hinaus bin ich besonders stolz, dass wir bisher in jeder schwierigen Situation eine Lösung für aktuelle Probleme gefunden haben.

Seit nunmehr zwei Jahren ist Corona das bestimmende Thema – Wie hat die Pandemie die Aufgaben der Malteser verändert?
Raab

Gerade die Corona-Pandemie zeigt, was eine Hilfsorganisation leisten kann, wenn sie die richtigen Leute in ihren Reihen hat. Wir haben von den Einkaufshelfern über die Impfpaten zu den Impfteams und den Mitarbeitern bei Corona-Abstrichen jede Herausforderung angenommen und unsere Leute haben sich sehr stark eingebracht. Es ist toll, eine solche Mannschaft zu haben und zu wissen, dass man sich auf die Mitarbeiter und die Führungskräfte verlassen kann. Von unseren „normalen“ Einsätzen im Sanitätsdienst ist momentan wenig übrig geblieben. Aber ich habe da keine Bedenken: Das wird wieder kommen, wenn wir wieder mehr Veranstaltungen zulassen dürfen.

Was uns besonders schmerzt, ist die Tatsache, dass wir persönliche Kontakte außerhalb der eigentlichen Dienste reduzieren bis komplett einstellen müssen. Wer so viele Einsätze unter so hoher Belastung absolviert, braucht eigentlich den persönlichen Austausch, um den Kopf frei zu bekommen. Glücklicherweise konnten wir im Sommer ein Jubiläums-Helferfest veranstalten, wenn auch in reduziertem Umfang.

Vor welche konkreten Herausforderungen hat Corona die Malteser in Bruchsal gestellt?
Raab

Wie gesagt, wir haben innerhalb kürzester Zeit neue Dienste „aus dem Boden gestampft“, teilweise auch Dinge, die wir noch nie gemacht haben. Wir hatten zum Beispiel zuvor kein soziales Ehrenamt, deshalb waren wir mit Besuchs- und Einkaufsdiensten nicht vertraut. Aber wir haben das dann einfach gemacht und es haben sich auch neue Leute gefunden, die genau diesen Bereich mit Leben füllen wollen.

Auch war Impfen noch nie in unserem Blickfeld. Aber wir haben unsere Leute schnell weitergebildet und inzwischen läuft das völlig routiniert. Was wir ebenfalls wahrnehmen: In der Krise lassen sich Leute leichter für ein Ehrenamt begeistern. Wir hoffen natürlich, dass sich möglichst viele auch über die Pandemie hinaus engagieren. Aktuell sind wir um jede Hilfe froh.Gerade bei den Impfpaten und den Impfaktionen haben wir auch sehr viel positive, dankbare Rückmeldung bekommen.

2021 war ein turbulentes Jahr – Welche Ereignisse der vergangenen Monate waren für die Malteser besonders prägend?
Raab

Besonders prägend war natürlich die Pandemie, aber auch die Hochwasserkatastrophe im Ahrtal. Wir hatten da zwar keine eigene Einheit im Einsatz, aber wir haben einzelne Mitarbeiter, die dort aktiv waren. Auch ich war dreimal dort für die Malteser im Einsatz und es ist unfassbar, wie es dort aussieht. Ich glaube auch, dass diese beiden Ereignisse unsere Arbeit nachhaltig beeinflussen werden.

Welche Projekte gibt es aktuell abseits der Pandemie?
Raab

Unser Herzenswunsch-Krankenwagen konnte tatsächlich mehrere Fahrten dieses Jahr durchführen, das sind immer sehr bewegende Momente. Ziel ist es dabei, schwer erkrankten Menschen eine besondere Freude zu bereiten. Wenn wir durch den Einsatz unseres Teams Wünsche erfüllen können, machen wir das möglich. Außerdem ist unsere Jugendarbeit wieder stärker aktiv, das ist eine tolle Sache. Natürlich werden wir auch immer wieder bei spontanen Schadenslagen, etwa bei Großbränden, alarmiert und unterstützen dort die Feuerwehr Bruchsal.



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