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Große Mehrheit im Gemeinderat

Altes Feuerwehrareal in Bruchsal wird zum „Denkort Fundamente“

Von Meilenstein war die Rede, von einem historischen Moment: Der Gemeinderat will mitten in Bruchsal ein ambitioniertes Projekt verwirklichen. Wo einst die Synagoge abbrannte, später die Feuerwache stand, soll nun eine große Bildungsstätte entstehen – auch für Feuerwehrleute.

Feuerwehrhaus
Die alte Feuerwache hat ausgedient: Nun gibt es einen Plan, was auf dem innerstädtischen Gelände in der Bruchsaler Friedrichstraße passieren soll. Es ist eines der wichtigsten städtebaulichen Projekte des Jahrzehntes. Foto: Martin Heintzen (Archiv)

Es ist wohl das wichtigste städtebauliche Projekt des Jahrzehntes in Bruchsal: Mit großer Mehrheit hat der Gemeinderat nun den Weg freigemacht für einen „Denkort Fundamente“.

Wo einst die Synagoge stand, in der Friedrichstraße, und später, quasi auf den Trümmern, die Feuerwache errichtet wurde, will der Gemeinderat ein ambitioniertes Projekt verwirklichen: Einen Dreiklang aus einem klassischen Bildungsort, nämlich der erweiterten Handelslehranstalt, aus Gedenken an jüdisches Leben und einem staatsbürgerlichen Bildungshaus zusammen mit der Landesfeuerwehrschule.

„Ich konnte bereits kurz darüber mit dem Innenminister sprechen“, bekundete Oberbürgermeisterin Cornelia Petzold-Schick (parteilos) eingangs. Denn eines scheint klar: Alleine wird die Stadt das Projekt nicht bewältigen können.

Der Gemeinderat hat der Verwaltung den Auftrag erteilt, das Projekt zu konkretisieren, ein Raumprogramm aufzustellen und beim Land um Unterstützung zu werben.

Wir schreiben ein neues Kapitel Geschichte.
Werner Schnatterbeck, CDU-Stadtrat

CDU-Stadtrat Werner Schnatterbeck sprach denn auch von einer „Richtungsentscheidung“. Weil die Firma SEW-Eurodrive ein neues Feuerwehrhaus spendiert hatte, hat sie der Stadt zugleich neue Entwicklungsmöglichkeiten an zentraler Stelle eröffnet.

„Wir schreiben ein neues Kapitel Geschichte“, mit dem Wissen, um die damalige Katastrophe. Die Zerstörung jüdischer Einrichtungen wie der Bruchsaler Synagoge war ein Startpunkt für die letztliche Vernichtung von Millionen von Juden.

Ausgehend von den Fundamenten der Synagoge gelte es nun die Fundamente der Demokratie zu stärken. „Demokratie braucht ständiges Bemühen“, befand Schnatterbeck.

Ruth Birkle, die Fraktionsvorsitzende von Grüne/Neue Köpfe, lobte die Feuerwehr, die sich der Probleme innerhalb ihrer hierarchischen Struktur stelle.

Die Idee war nämlich, dass Organisationen wie Polizei und in diesem Fall die Feuerwehren frühzeitig antisemitische Tendenzen bekämpfen und dazu ihre Mitglieder staatsbürgerlich fortbilden sollen. Und zwar just an dem Ort, wo Synagoge und Feuerwehrhaus auf demselben Flecken standen.

SPD will ein offenes Haus

Für die SPD-Fraktionssprecherin Anja Krug stehen die Begegnung und der Diskurs im Vordergrund, kombiniert mit einer ansprechenden architektonischen Gestaltung. Wo einst jüdisches Leben gewaltsam ausgelöscht wurde, an einem authentischen Ort also, entstehe nun ein Ort des Austausches.

„Das ist ein Gewinn für Bruchsal.“ Krug plädierte für ein offenes Haus, das Platz für die Zivilgesellschaft biete. „Wir sind stolz, dass wir uns diesem Prozess gestellt haben.“ Der Dreiklang vereine viele Ideen aus der Bürgerbeteiligung.

Als zeitgemäß bewertetet Roland Foos, Sprecher der Freien Wähler, die Konzentration der Handelslehranstalt an einem Ort. Wichtig sei die Erinnerung an die jüdische Kultur mit all ihren Facetten. Einen Ort der Zivilcourage zu schaffen, sei etwas Besonderes. Zugleich mahnte er: „Wir brauchen tragfähige Strukturen. Das kann Bruchsal nicht alleine stemmen.“

Sollten keine weiteren Geldgeber mit ins Boot geholt werden können, könne man keine städtischen Mittel freigeben. „Das Ganze ist abhängig von einer dauerhaften Finanzierung.“

Für FDP-Chef Jürgen Wacker war es ebenfalls von Bedeutung, dass die zivilgesellschaftliche Bildung im Vordergrund steht „und nicht der Fokus auf eine einzelne Berufsgruppe“. Mit der Konzentration auf die Feuerwehren taten sich bereits im Vorfeld einige Stadträte schwer. Wacker freute sich über die positiven Reaktionen aus dem Kreistag, der Kreis sei ja mit der HLA direkt eingebunden.

AfD findet den Vorschlag nicht passgenau auf den Bedarf zugeschnitten

Nicht einverstanden mit dem Konzept war hingegen die AfD/UBiB. Deren Fraktionsvorsitzende Gabriele von Massow sah die Kriterien nicht erfüllt.

Sie vermisse eine ganzheitliche Entwicklung des Standortes, der Wachstum und Innovationskraft verspreche, zugleich das Bewusstsein für die Historie und die Akzeptanz der Bevölkerung vereine. „Dieses Filetstück sollte passgenau auf den Bedarf der Stadt zugeschnitten werden.“

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