Immer wieder brandet Beifall auf. Für einen gelungenen Angriff mit der Axt, für eine erfolgreiche Abwehr mit dem langen spitzen Stab.
Im Publikum sind kleine und große Zuschauer auf den Rängen des Bruchsaler Atriums am Sonntagnachmittag begeistert über den behelmten Ritter mit dem grünen Schild oder den gepanzerten Mann mit dem Löwenwams.
Beide schenken sich nichts in dem fast halbstündigen Schaukampf der Bruchsaler Ritterschaft, bevor sie beide zu Boden sinken und bejubelt werden für das Unentschieden.
Burhut heißt der echte Kampfsport mit den Rittern
„Es war aber nichts abgesprochen zwischen uns, es ist ein echter Kampfsport, dieser mittelalterliche Burhut“, erzählt Dirk Merkel, der Ritter mit dem blauen Löwen, nachdem er den schwitzenden Kopf vom durchaus eingedellten Helm befreit hat. Aber sofort pausieren ist nicht drin beim Bruchsaler Bergfried Spectaculum. Dort heißt es, für Fotos mit den Kinder bereitstehen und geduldig Auskünfte geben.
Man muss schon fit sein, auch wenn es heiß ist.Dirk Merkel, Nassauer Löwen
„30 Kilo ist die Rüstung schwer. Man muss schon fit sein, auch wenn es heiß ist“, meint der Karlsruher Dirk Merkel von der Gruppe Nassauer Löwen. Der Partner bei den drei Auftritten am Wochenende kommt von der Bruchsaler Ritterschaft: Marcel Weikum ist ebenso begeisterter und fairer Kämpfer bei diesem Wettbewerb im alten Stil und mit echten Hieben auf durch Stahl geschützte Körper. Sollte es einmal zu heftig zugehen, greift der Schiedsrichter ein.
Gelebte Zeitreise im Bürgerpark Bruchsal kommt gut an
Das Atrium beim ältesten Bruchsaler Gebäude, dem Bergfried als Arena und der Bürgerpark als Lager für historische Gruppen, Handwerker mit Eisen oder Leder sowie Verkäufer von Kleidung, Parfüm oder für den Dienstleister der Fusskneterei: Das Konzept des Spectaculum als gelebte Zeitreise kommt sehr gut an.
Die Menschen lassen sich an den Ständen vorbei treiben, suchen das Gespräch oder präsentieren sich selbst in historischen Kostümen. Wer mit dabei ist, präsentiert sich niveauvoll und überzeugend, was nicht bei jedem Treff unter dem Stichwort Mittelalter der Fall sein muss.
Furiose Schwertvorführungen von Sicarius aus Bretten
Aus Waiblingen sind Beate Dreinhöfer und ihr Mann Amador Naz extra nach Bruchsal gekommen. „Weil Römerzeit und Mittelalter bei uns hoch im Kurs stehen, mein Mann ist Spanier und hat noch einmal einen besonderen Zugang“, begründet Dreinhöfer. Der vierjährige Sohn hat sich umfassend eingekleidet.
Er trägt eine passende Rittermütze („Die kam schon beim Martinsumzug zum Einsatz“), einen Umhang und hat natürlich ein Schild am Arm. Die Familie freut sich auf den sonnigen Erlebnistag in Bruchsals Zentrum.
Furiose Vorführungen der Fechtgruppe Sicarius aus Bretten oder Einsatz der Federfechter und Badischen Schwertspieler: Die Organisatoren legten Wert darauf, authentische Mittelaltergruppen zu holen, das Publikum dankte es. Tanzauftritte der edel gekleideten Gruppe Chorus Pyramis oder Musik von Drachenmond waren weitere, sich wiederholende Programmpunkte.
Gebannt verfolgte das Publikum am Samstagabend den Pestumzug durch den Park, dem sich weitere nächtliche Vorführungen im Atrium anschlossen. 300 Leute finden auf den Stufen Platz. An den Zugängen drängten sich am Sonntag noch viele weitere Neugierige und reckten die Köpfe.
Tanzgruppe des Fanfarenzugs bezieht die Besucher mit ein
Die Tanzgruppe des Bruchsaler Fanfarenzugs ließ sich auch nicht von den vielen vorbei marschierenden Besuchern ablenken. Sogar mitmachen konnte das Publikum im großen Kreis, die Schritte nach allen Seiten oder das Trippeln auf der Stelle waren schnell gelernt.
Die Schwallebrunnengeister und der Heimat- und Kulturverein gehörten ebenso zu den Heimspielern und Mitorganisatoren des Wochenendes. Wer sich einen kompletten Überblick übers Lagerleben und das ganze Zentrum verschaffen wollte, konnte den Bergfried besteigen.
Hoch zufrieden mit der Resonanz seit Freitag zeigte sich Thomas Adam von der Kulturabteilung der Stadtverwaltung. Der kostenlose Mittelalter-Magnet hat vor allem ein großes Familienpublikum am verlängerten Wochenende angezogen.