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Bundesweite ADAC-Analyse

Enormes Risiko wegen falsch geparkter Lkw auch in Nordbaden

Bundesweit sorgen falsch abgestellte Lastwagen entlang der Autobahnen für ein enormes Risiko, stellt der ADAC in seiner Analyse fest. Auch vier Anlagen in Nordbaden zeigen ein problematisches Bild.

Dichtes Gedränge: Fahrer, die hier auf der Raststätte Bruchsal keinen freien Stellplatz gefunden haben, müssen weiterziehen. Die Situation sieht allerdings auch an den anderen Anlagen entlang der Autobahn nicht besser aus.
Dichtes Gedränge: Fahrer, die hier auf der Raststätte Bruchsal keinen freien Stellplatz gefunden haben, müssen weiterziehen. Die Situation sieht allerdings auch an den anderen Anlagen entlang der Autobahn nicht besser aus. Foto: Martin Heintzen

Entlang deutscher Autobahnen mangelt es an Stellplätzen für Lastwagen. Das Grundproblem ist bekannt – erstmals aber hat der ADAC nun bundesweit untersucht, wie stark dieser Mangel ist und wie er sich auswirkt. „Katastrophale Zustände, teils hochriskant abgestellte Lkw im Einfahrtsbereich“, meldet der ADAC.

96 Rastanlagen wurden bei drei Zählungen an stark frequentierten Wochentagen auf falsch und gefährlich abgestellte Lkw hin überprüft. Ergebnis: An fast jeder zweiten Anlage waren Lastwagen im hochsensiblen Ein- und Ausfahrtbereich oder auf den Seitenstreifen der Autobahn abgestellt. Auf 86 der 96 Rastanlagen standen Lkw im Halteverbot oder auf nicht freigegebenen Flächen.

Mangel an LKW-Parkplätzen: ADAC stellt Probleme an A5 und A8 fest

In Nordbaden wurden vier Anlagen untersucht, die ebenfalls ein problematisches Bild offenbarten. An den Rastanlagen Bruchsal West (A5) und Hockenheimring West (A6) sowie an den Rastplätzen Weißer Stock Süd nahe St. Leon-Rot (A6) und Kämpfelbach Süd (A8) standen insgesamt 47 Lastwagen außerhalb markierter Flächen, etwa in den Fahrgassen. 73 parkten in Bereichen für Autos oder gar im absoluten Halteverbot. Vier Lastwagen waren in den Ein- und Ausfahrten oder auf dem Seitenstreifen der Autobahn abgestellt.

„Dahinter steckt oft die pure Verzweiflung, weil einfach kein Parkplatz gefunden wurde“, sagt Thomas Hätty vom ADAC Nordbaden. „Überall sind die Rastanlagen verstopft, das Problem ist seit Jahrzehnten bekannt und hat sich zunehmend verschärft.“ Der ADAC macht ein enormes Sicherheitsrisiko aus und rät Autofahrern, besonders bei Dunkelheit mit großer Vorsicht und langsam auf Rastanlagen ein- und auszufahren.

Ein Reisebus steht nach einem Unfall auf der A5. Der Bus war auf der Autobahn 5 auf einen Lastwagen aufgefahren. Drei Menschen wurden nach Polizeiangaben schwer verletzt. +++ dpa-Bildfunk +++
Schwerer Unfall: 19 Menschen wurden vor drei Jahren bei einer Kollision an der A5 bei Weingarten verletzt. Ausgangspunkt war ein zugestellter Parkplatz. Foto: Alexander Hald picture alliance/dpa/visualmediadesign

Zudem müssten mehr Rastplätze mit intelligenten, digitalen Parksystemen ausgestattet werden, fordert Hätty. Man müsse auch private Firmengelände in Autobahnnähe stärker in Betracht ziehen. „Wollen wir die Zahl der schweren Lkw-Unfälle reduzieren, die häufig auf Übermüdung der Fahrer zurückzuführen sind, muss die Politik jetzt dringend handeln“, betont der ADAC-Experte. Die finanziellen Mittel des Bundes für den Ausbau der Stellplatzkapazitäten reichten nicht aus.

„Trucktower“ aus Bruchsal soll Parkplatz-Probleme lösten

Aus der freien Wirtschaft gibt es auch einen Vorschlag. Die Bruchsaler Firma „Abona“ möchte ihren „Trucktower“ auf dem Markt etablieren. Es handelt sich um eine Art Parkhaus für Lastwagen. Mit der platzsparenden Lösung soll dem Stellplatzmangel entgegnet werden, hofft die Firma.

Wie drastisch sich die Situation für die Lastwagen-Fahrer selbst darstellt, hatte unsere Zeitung im Frühjahr bei einem Versuch aufgegriffen. Auch hier das Bild: Fahrer müssen ihre Lastwagen teilweise an unerlaubten und gefährlichen Orten abstellen, um ihre Ruhezeiten überhaupt einhalten zu können.

Rund 3.000 LKW-Stellplätze fehlen in Baden-Württemberg

Laut einer Untersuchung der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt), fehlen entlang der Autobahnen mehr als 20.000 Lkw-Stellplätze, davon 3.000 in Baden-Württemberg.

Ein Problem hat der ADAC auch im Umgang mit dem Falschparken ausgemacht. Demnach würde in Österreich und Italien das Falschparken mit Videoüberwachung an den Rastanlagen und drakonischen Bußgeldern von teilweise mehr als 1.000 Euro verfolgt werden, in Deutschland zahlten Lkw-Fahrer für Parken im absoluten Halteverbot im günstigen Fall nur 35 Euro.

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