Für eine 14-jährige Schülerin aus Hambrücken ist es die erste Fridays-for-Future-Demo: „Ich finde es wichtig, für den Klimaschutz einzustehen“, sagt sie, als sie an diesem Freitag gegen 14 Uhr auf dem Bruchsaler Marktplatz zusammen mit einigen Freundinnen eintrifft. Schule schwänzen war für sie und die anderen Mädchen heute nicht nötig.
Zusammen mit der Mädels-Gruppe werden es am Ende laut Veranstalter gut 260 Menschen sein, die in Bruchsal für den Klimaschutz laut werden. „Wir können echt stolz auf uns, so viele Leute in Bruchsal auf die Straße gebracht haben“, verkündet einer der Organisatoren, der 15-jährige Tim Schowalter, nach gut einer Stunde.
Es sei wohl die bisher größte Klimastreik-Veranstaltung in der Stadt gewesen, bilanzieren die Veranstalter. Immer wieder fordern sie lautstark mehr Klimagerechtigkeit ein.
Bruchsaler Schülern geht es nach eigenen Angaben nicht ums Schuleschwänzen
Die 14-jährige Premieren-Teilnehmerin hält den Klimaschutz immer noch für zu wenig beachtet. „Ich will zum Beispiel, dass der ÖPNV besser ausgebaut wird“, erklärt die Schülerin, die sich aus Gründen des Klimaschutzes bereits vegetarisch ernährt.
„Wir sind jung und brauchen die Welt“, steht auf dem Schild der 18-jährigen Martha Bellm aus Weiher. Sie fordert, dass ihre Generation von der Politik besser repräsentiert wird. „Es geht uns nicht ums Schuleschwänzen“, betont die Abiturientin. Sie darf am Sonntag zum ersten Mal wählen und plant, Politikwissenschaften zu studieren. Dann will sie sich noch stärker politisch einbringen.
Wir müssen der Politik mehr Druck machen.Bernhard Köhler, Demonstrant beim Bruchsaler Klimastreik
Die Jugendlichen sind längst nicht mehr allein: Liefen bei den ersten Demos in Bruchsal noch hauptsächlich Schülerinnen und Schüler durch die Stadt, reihen sich mittlerweile Eltern und Großeltern, auch Wissenschaftler von Scientists for Future ein.
Bernhard Köhler vom Perukreis St. Vinzenz in Bruchsal gehört der eher älteren Generation an. „Wir müssen der Politik mehr Druck machen“, erklärt er seinen Beweggrund. Mit einigen Mitstreitern des Perukreises setzt er sich per Plakat für die Bewahrung der Schöpfung ein. „Die Weltuntergangsuhr steht mittlerweile auf 100 Sekunden vor 12“, erklärt der Bruchsaler.
Auf die Dringlichkeit, jetzt zu handeln, machten auch die drei Redner von Scientists und Parents for Future aufmerksam. „Wir haben gelebt, als gäbe es kein Morgen“, sagt etwa Tom Ohms. Der Wissenschaftler vom KIT, Volker Stelzer, warnt vor den berühmten Kipppunkten. „Deshalb ist es so wichtig, dass wir das 1,5-Grad-Ziel nicht reißen.“
Polizei hat bei „Fridays for Future“-Demo wenig zu tun
„Wenn wir als relativ reiches Land nicht vorausgehen, dann ist es irgendwann wirklich unumkehrbar“, glaubt Svenja Gensow aus Bruchsal. Die 33-Jährige gehört zu den Organisatorinnen von Parents for Future und zeigt sich begeistert von den vielen Teilnehmern an diesem spätsommerlichen, ziemlich entspannten Freitagnachmittag.
Die Sonne lacht über Bruchsal, die Demo ist friedlich, zwei Streifenbeamten der Polizei schauen kurz vorbei, machen auf die Corona-Regeln aufmerksam und gehen wieder.