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Betriebe brauchen Nachwuchs

Für manche Bruchsaler hat es Last Minute mit der Ausbildung geklappt

Seit gut einer Woche sind die neuen Auszubildenden in ihren Betrieben. Manche haben in letzter Minute ihre Chance genutzt. Eine von ihnen ist die Bruchsalerin Zilan Dönmez.

Alles auf Anfang: Die ersten Tage als Azubi im Bruchsaler Bauhaus hat Zilan Dönmez schon gemeistert. Gut zuzuhören sei wichtig, sagt die junge Frau. Hier ist sie im Gespräch mit Markt-Chef Kai Wagner.
Alles auf Anfang: Die ersten Tage als Azubi im Bruchsaler Bauhaus hat Zilan Dönmez schon gemeistert. Foto: Martin Heintzen

Farbe, Eisen, Elektro – das ist es, worum es bei Zilan Dönmez ab jetzt geht. Seit knapp einer Woche ist sie Azubi im Baumarkt und zieht ein erstes Fazit: „Ich fühle mich wohl hier.“

Die 17-Jährige hat im Bauhaus Bruchsal am 1. September eine Ausbildung als Einzelhandelskauffrau begonnen. Damit hat Zilan Dönmez einen beruflichen Weg eingeschlagen, der für immer mehr Jugendliche und junge Erwachsene unattraktiv zu sein scheint.

Denn die klassische Ausbildung im Betrieb und in der Berufsschule ist unbeliebter geworden. Laut Statistischem Bundesamt sinken die Zahlen seit gut zehn Jahren. Rund 560.000 neue Azubis im Jahr 2011 stehen rund 466.000 in diesem Jahr gegenüber.

Kein Wunder, dass immer mehr Betriebe viel Energie in die Rekrutierung von Nachwuchskräften stecken, wie Birgit Lomnitzer von der Regionalen Wirtschaftsförderung bestätigt.

Für große Unternehmen sei es einfacher, sich da breit aufzustellen. „Und die haben auch sehr ausführliche Bewerberverfahren, die im Sommer längst abgeschlossen sind“, berichtet sie. So sind es häufig die kleineren Betriebe, die kurzfristig noch jemand einstellen können.

Mehr Azubis wegen Fachkräftemangel

Die Wirtschaftsförderung hatte Ende Juni eine Messe angeboten, bei der tatsächlich noch Ausbildungsplätze vergeben wurden. Last Minute sozusagen.

Zilan Dönmez hat auf diesem Weg ihre Stelle gefunden, unterstützt von Karin Meinzer-Bauer und dem kommunalen Angebot „Jugend betreuen“, die beim Übergang in die Berufswelt helfen.

Bauhaus gehört nun nicht zu den kleinen Betrieben, trotzdem hat es noch kurzfristig geklappt für die Berufseinsteigerin. „Wir wollen mehr ausbilden und haben von vier auf sechs Azubi-Stellen aufgestockt“, erklärt Kai Wagner, Chef des Bruchsaler Bauhauses.

Das sei der Situation am Markt geschuldet. „Es gibt weniger Fachkräfte.“ Und die will sich der Baumarkt nun selbst ausbilden. „Dafür haben wir unsere Kapazitäten ausgebaut“, so Wagner weiter. Es gebe jetzt mehr Ansprechpartner und Betreuer für die Berufseinsteiger.

In der Pflege ist die Situation schwieriger

Für ihre Ausbildungszeit bekommen die Neuen ein Tablet zur Verfügung gestellt. Für Online-Seminare und für das bei vielen ungeliebte Berichte schreiben. Das könne während der Arbeitszeit im Betrieb erledigt werden, berichtet Wagner. Ein Pluspunkt bei den Bewerbungsgesprächen, wie er sagt.

Der Einzelhandel ist laut Statistischem Bundesamt weiter ein beliebtes Berufsfeld für junge Leute. Davon können andere Ausbilder nur träumen. Die Pflege hatte es schon vor Corona schwer und mit der Pandemie wurde es nicht einfacher.

„Der Trend hat sich verschärft, ist aber seit längerem zu beobachten“, sagt Sabine Böser, die sich beim evangelischen Altenzentrum in Bruchsal um die Ausbildung kümmert. Elf Azubis sind ab Herbst in der Einrichtung, bis zu 15 könnten ausgebildet werden.

Ein Schnupperpraktikum hilft immer

Mit gutem Einstiegsgehalt und einer neuen generalisierten Ausbildung, die die Bereiche Kinder-, Alten- und Krankenpflege abdeckt, sollen mehr junge Männer und Frauen diesen Beruf ergreifen. Für Böser zählt eins noch mehr: der persönliche Kontakt. „Wir sind vor Ort auf Messen oder gehen in die Schulen.“

Schon voll im Einsatz: Anastassia Esholts wird zur Altenpflegehelferin im evangelischen Altenzentrum Bruchsal ausgebildet.
Schon voll im Einsatz: Anastassia Esholts wird zur Altenpflegehelferin im evangelischen Altenzentrum Bruchsal ausgebildet. Foto: Martin Heintzen

So hat Anastassia Esholts das Bruchsaler Altenzentrum kennengelernt. Sie wird Altenpflegehelferin, ein Jahr dauert es bis zum Abschluss.

Sie hat schon ein bisschen Vorsprung vor anderen Azubis: Seit Anfang August ist sie voll im Einsatz. „Ich habe gelernt, wie man die Bewohner richtig lagert, wie man sie richtig wäscht“, sagt sie.

Auch jetzt kann es mit der Ausbildung noch klappen

Ein Schnupperpraktikum habe sie in ihrem Berufswunsch bestätigt. „In der Pflege zu arbeiten, ist nicht für jeden etwas. So ein Praktikum ist da wirklich sehr hilfreich“, sagt Ausbildungskoordinatorin Böser. Und in der Lehre sei es dann „die gute Begleitung“ der Azubis, auf die es ankomme.

Nicht nur in der Pflege sind noch Stellen frei: Die Handwerkskammer Karlsruhe berichtet von 300 unbesetzten Stellen mit Stichtag 1. September.

Doch in der Branche glaubt man, noch einige Stellen bis Jahresende besetzen zu können. Birgit Lomnitzer von der Wirtschaftsförderung: „Wenn sich der richtige Bewerber und der richtige Betrieb finden, ist da noch was drin, auf jeden Fall in den nächsten Septemberwochen.“

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