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Freibad öffnet am Samstag

Kostendruck durch Energiekrise: Das Bruchsaler Schwimmbad wird „sensibler“ geheizt

Das Wetter ist gut, alle wollen ins Freibad. Die steigenden Kosten stellen die Betreiber vor neue Herausforderungen. Das Heizen der Becken geht inzwischen richtig ans Geld. In Bruchsal will man das jetzt besonders sensibel regeln.

Rheintalbad Waghäusel
Der Badespaß in der Region beginnt: Das Rheintalbad Waghäusel hat jetzt gut eine Woche geöffnet, durch eine Absorberanlage wird das Wasser kostengünstig erwärmt. Bis zu 90.000 Gäste kommen in einer normalen Saison zum Schwimmen. Foto: Martin Heintzen

Wasser ist sein Element. Uwe Hausmann ist seit 1991 bei der DLRG, Schwimmen ist für ihn ein tägliches Ritual. „Ich schwimme immer 3.000 Meter“, sagt er, der schon vor 20 Jahren seine Leidenschaft zum Beruf gemacht hat und heute als Rettungsschwimmer in Bruchsal arbeitet.

Weil er privat die Erfrischung genauso liebt wie die Gäste, die er betreut, freut er sich jetzt über den Start in die Freibadsaison. Die ist für die Bäderbetriebe jedoch überschattet. Nach Corona stellt sie jetzt die Energiekrise vor die nächste Herausforderung. Und das wird für Besucher an der Wassertemperatur im wahrsten Sinne spürbar.

Im Bruchsaler Sasch, das am Wochenende zum ersten Mal öffnen wird, hat man sich dafür entschieden, die Heizung noch genauer zu regeln als in den Jahren zuvor. Damit kommt es beim Aufheizen gerade der tiefen Becken mehr auf die Sonne an. Und das dauert länger.

Wir werden die Becken so beheizen, dass die Temperatur nicht unter 22 Grad fällt.
Sebastian Heilemann, Stadtwerke Bruchsal

„Wir werden die Becken so beheizen, dass die Temperatur nicht unter 22 Grad fällt“, teilt Sebastian Heilemann, Marketing-Chef der zuständigen Stadtwerke, auf Anfrage mit. Im Hochsommer liege die Beckentemperatur bei höchstens 24 Grad, vergleichen die Stadtwerke mit den Vorjahren.

Damit ist das Bruchsaler Wasser eh schon kühler, als die Deutschen Gesellschaft für das Badewesen in einem Leitfaden mit 26 bis 28 Grad als „übliche Temperaturen“ empfiehlt. Zwei Grad weniger könnten 25 Prozent Energieeinsparung bringen, rechnet der Verband vor.

Dass man weniger oder anders heizt in Bruchsal, das möchten die Stadtwerke so nicht verstanden wissen: „Um den aktuellen Entwicklungen gerecht zu werden, werden wir dieses Jahr die Beheizung, abhängig von Besucherzahlen und Außentemperatur, noch sensibler steuern als das in den letzten Jahren ohnehin schon der Fall war. Wir werden aber nicht generell weniger heizen“, so die Mitteilung weiter.

Der Bäderverband hat vor einigen Wochen den Leitfaden „Schwimmbäder in der Energiekrise“ veröffentlicht; darin wird empfohlen, die Beheizung der Becken auf ein Minimum zu reduzieren.

In Waghäusel wärmen schwarze Rohre das Badewasser

In den Freibädern von Heidelsheim und Obergrombach, die beide an Christi Himmelfahrt, 26. Mai, erstmals öffnen, gibt es gar keine Heizung. Gleiches gilt für das Ernst-Freyer-Bad in Philippsburg: Start am Feiertag und keine Heizung vorhanden.

Wegen eines technischen Defekts musste man in Östringen am vergangenen Wochenende unbeheizt in die Freibadsaison starten, in Odenheim lief dagegen alles glatt. Andere Möglichkeiten hat man im Waghäuseler Rheintalbad. Das Bad hat seit gut einer Woche offen und verfügt über eine sogenannte Absorberanlage. Sie ist an die Filter für das Schwimmbadwasser angeschlossen.

Durch schwarze Rohre auf dem Dach des Hallenbades wird das Wasser geleitet und kommt dadurch wärmer in die Becken zurück. Das funktioniert so gut, wie der zuständige Amtsleiter Tobias Mahl berichtet, dass die Anlage manchmal ausgeschaltet werden muss, damit das Wasser nicht zu warm wird. „Es hat zwischen 24 und 26 Grad“, berichtet Mahl.

Schwimmbäder sind für Gemeinden ein teurer Spaß

80.000 bis 90.000 Besucher zählt das Waghäuseler Bad in guten Sommern. Mahl geht davon aus, dass die Zahlen in dieser Saison und nach Corona wieder dahin zurückkehren. Der Eintrittspreis liegt bei vier Euro für einen Erwachsenen. Noch. Denn es steht eine Gebührenkalkulation an. „Wir gehen davon aus, dass die Preise angepasst werden müssen“, sagt Mahl.

Sprich: in der nächsten Saison wird der Freibadbesuch teurer, wenn der Gemeinderat so entscheidet. Überhaupt beschäftigt die Finanzierung der Bäder die Kommunen. Ihr Betrieb ist eine freiwillige Leistung, die ganz schön ins Geld geht. In Waghäusel fallen für das Hallen- und Freibad jährlich Kosten von rund 1,2 Millionen Euro an, für das Personal, Reparaturen, Instandhaltung oder auch die Müllbeseitigung.

„Dem gegenüber liegen 250.000 bis 300.000 Euro Eintrittspreise“, sagt Mahl. Der Eintritt war bisher etwa vergleichbar mit den Energiekosten. „Wir erwarten dieses Jahr einen extremen Anstieg bei diesem Posten.“

Ohne politischen Willen kein Bad

Mit verkürzten Öffnungszeiten oder wie jetzt mit kälterem Wasser versuchen Betreiber die Kosten zu drücken. Vielerorts ist ein Sanierungsstau das größte Problem. Nicht jede Stadt oder Gemeinde kann und will sich das leisten.

In Waghäusel sieht man das so: „Wir investieren in die Attraktivität unseres Bades“, sagt Mahl. Ohne politischen Rückhalt ginge das nicht. Zuletzt wurde im Rheintalbad das Kleinkindbecken erneuert.

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