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Rund 150 Teilnehmer

„Ich habe Angst“: Demo gegen Rechtsextremismus in Kraichtal

Am Ende verbindet ein Regenbogenband die Teilnehmer. In Kraichtal wurde am Samstag für Vielfalt und Demokratie demonstriert. Auch Vertreter der AfD hatten ihr Kommen angekündigt.

Demo gegen Rechtsextremismus, Kraichtal
Auf dem Friedrichsplatz im Kraichtaler Stadtteil Unteröwisheim trafen sich am Samstag 150 Menschen zu einer Kundgebung. Foto: Nicole Jannarelli

Mit 80 auf der ersten Demo: Karin Süpfle aus Oberacker steht auf dem Friedrichsplatz im Kraichtaler Stadtteil Unteröwisheim. „Ich bin hier, weil niemand etwas dafür kann, wo er hineingeboren wird“, sagt sie. „Dass es Menschen gibt, die sich über andere erheben wollen, das stört mich.“

Süpfle gehört zu den rund 150 Demonstranten, die sich unter dem Motto „Kraichtal steht zusammen“ zu einer Kundgebung getroffen haben.

Damit hat in einer weiteren Gemeinde im nördlichen Landkreis Karlsruhe eine Demonstration gegen Rechtsextremismus stattgefunden.

In den vergangenen Wochen gab es ähnliche Veranstaltungen unter anderem in Kronau, Östringen, Waghäusel oder Bruchsal.

Organisator Samuel Zimmermann will die Vielfalt in Kraichtal bewahren

Organisiert hat die Mahnwache Samuel Zimmermann. „Ich bin in Oberöwisheim aufgewachsen. Ich habe dort in meiner Kindheit und Jugend Vielfalt als prägend und bereichernd erlebt. Das möchte ich bewahren“, sagt er kurz vor Beginn der Veranstaltung, die von einem breiten Bündnis getragen wird.

Als die bundesweite Protestwelle nach Enthüllungen über ein geheimes Treffen zwischen Rechtsextremisten und AfD-Politikern in die Region schwappte, ist ihm klar: „So etwas muss es auch in Kraichtal geben.“

Zu den Rednern auf der Demo gehören: Rudi Schmiederer und Eva Zimmermann von den Grünen, Patrice Rupp und Cassian Mumteai von den Jusos, außerdem Christian Holzer von der SPD.

Besonders eindringlich sind die Worte von Melo Danze (CDU), ehemaliger Vorsitzender des Vereins „Kraichtal hilft“ zur Unterstützung von Geflüchteten.

Jetzt gibt es Menschen, die uns deportieren wollen. Was geht in deren Köpfen ab?
Melo Danze
Redner bei Kraichtaler Demo

„Was heute in Deutschland passiert, da habe ich Angst“, sagt er. Seine Eltern seien als Gastarbeiter vor über 60 Jahren nach Deutschland gekommen, haben das Land mit aufgebaut und demokratisch mitgestaltet, so Danze weiter. „Jetzt gibt es Menschen, die uns nicht mehr haben wollen, uns deportieren wollen. Was geht in deren Köpfen ab?“

Kritiker halten sich während Kraichtaler Kundgebung zurück

Für Unruhe und Diskussionen in den sozialen Medien hat die Ankündigung der Kraichtaler AfD gesorgt, an der Demo teilnehmen zu wollen.

Letztendlich sind rund zehn Vertreter vor Ort. Ausgestattet mit Deutschland-Fahnen. Bis auf einige Buh- und Lüge-Rufe halten sich diese während der einstündigen Kundgebung zurück.

Samuel Zimmermann hat als Organisator am Anfang angekündigt, im Zweifelsfall Platzverweise aussprechen, wen sich jemand nicht an die Spielregeln halte.

Kraichtals Bürgermeister Tobias Borho (parteilos) verbindet sein Statement mit drei Bitten an die Teilnehmer: erstens zur Wahl am 9. Juni zu gehen, zweitens diskriminierenden und antidemokratischen Aussagen zu widersprechen und drittens: Schwarz, Rot, Gold „sind die Farben unserer vielfältigen Republik, unseres Rechtsstaats. Überlassen Sie diese Farben nicht denen, die sie für ihre Zwecke missbrauchen wollen.“

Er selbst trägt einen Anstecker in den Farben der Deutschlandfahne.

Ode an die Freude mit Kraichtal-Strophen

Ein besonderes Zeichen setzen zum Abschluss Kraichtaler Frauen: Sie verteilen ein Regenbogenband unter den Demonstranten, das alle am Ende miteinander verbindet. Dann folgt die Ode an die Freude, mit eigenen Kraichtaler Strophen.

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