Skip to main content

Diskussion um Lärm und Raserei

Motorradfahrer aus Östringen ist bei Sternfahrten und Demos ganz vorne mit dabei

Krach und Raserei wird mancherorts Motorradfahrern generell vorgeworfen. Tempolimits und Streckensperrungen werden diskutiert. Dagegen wehren sich die Betroffenen und veranstalten Sternfahrten und Motorraddemonstrationen. Auch Ricky Lowag aus Östringen bei Bruchsal.

Mann mit Motorrad
Ein Mann und seine Maschine: Ricky Lowag ist begeisterter Motorradfahrer. Foto: Monika Eisele

Von Monika Eisele

Ricky Lowag ist Familienvater, Polizist und begeisterter Motorradfahrer. Seine Rennmaschine ist ähnlich wie ein Polizei-Motorrad lackiert und trägt die Aufschrift „Rennleitung 110“. Seit gut zehn Jahren gibt es das von ihm mit begründete Präventionsprojekt. „Wenn man auf Geschwindigkeit und Rennmaschinen steht, will man sein Motorrad auch ausfahren. Aber eben nicht auf der Straße. Deswegen treffen wir uns auf dem Hockenheim Ring“.

Auf der Rennstrecke lernen Fahrer, ihre Maschinen zu beherrschen

Dabei geht es nicht nur ums Rundendrehen, man lernt seine Maschine zu beherrschen, lotet die eigenen Fähigkeiten aus, damit alle am Ende des Tages sicher nach Hause kommen. „Ich musste selbst erst einen schweren Unfall überstehen, bevor ich mir Gedanken gemacht habe“, erzählt Lowag.

Anfang Juli war er bei der Motorrad-Demo in Karlsruhe dabei, um wie viele Gleichgesinnte zu zeigen, dass es die Motorradfahrer so gar nicht gibt. „Motorradfahrer sind kein homogener Haufen, da ist vom Genussfahrer bis hin zum Sportfahrer alles vertreten“, sagt Lowag. Und nicht jeder Motorradfahrer ist ein rücksichtsloser Raser. „Mit ein bisschen Anstand, weiß man was sich gehört“, findet Lowag. Natürlich will man mal aufdrehen, die Geschwindigkeit, den Motor spüren, „aber nicht so, dass es andere nervt“.

Die Geräuschkulisse nimmt insgesamt zu und es sind nicht nur die Motorräder, die das verursachen.
Ricky Lowag

Auch deshalb versucht er mit „Rennleitung 110“ die Sportfahrer wieder dahin zu bekommen, wo sie ursprünglich hingehören – nämlich auf eine Rennstrecke. Man habe viel zu lange versäumt, miteinander zu reden, so Lowag. Das habe zu der jetzigen, verfahrenen Situation mit beigetragen. Die Lärm geplagten Anwohner bestimmter Strecken kann er gut verstehen. „Aber die Geräuschkulisse nimmt insgesamt zu und es sind nicht nur die Motorräder, die das verursachen. Über laute Autos beschwert sich niemand“.

Als auf einmal ein Wochenend-Fahrverbot für Motorräder im Raum stand – völlig zu Unrecht, wie sich im Nachhinein herausstellte – habe das viele Biker auf die Palme gebracht. „Wann sonst, wenn nicht am Wochenende, soll man als Berufstätiger seinem Hobby frönen?“, fragt sich Lowag. Lösungen gehen nur miteinander und liegen damit auch in den Händen der Fahrer. Aber man dürfe Motorradfahrer nicht generell an den Pranger stellen.

Batterie-Bikes auch nicht unkritisch fürs Klima

Vor dem Hintergrund der Klimadiskussion sei natürlich das Spaßfahren auch ein Thema. „Man überlegt jetzt schon bewusster, ob man eine Tour macht“, sagt Lowag, sieht aber die Herstellung von Batterien ebenso kritisch. Und dann ist da die noch bei weitem nicht attraktive Reichweite.

Trotzdem könnten E-Bikes eine Chance für zukünftigen Verkehr sein. „Die brauchen in der Stadt deutlich weniger Platz und ermöglichen weiterhin Individualverkehr. Der ist für viele einfach attraktiver als Fahrgemeinschaften mit komplizierten Absprachen oder überfüllte Bahnen“, überlegt er. Und inzwischen gibt es ja auch überdachte Modelle, die vor unpässlichem Wetter schützen.

Demonstrationen sollen zu gemeinsamen Gesprächen führen

Technisch sei in Sachen Lärmverminderung nicht mehr viel zu machen, meint Lowag. „Die Motoren werden seit Jahren leiser, aber da der Motor offen liegt, stößt man unweigerlich an Grenzen“. Und die Optik sei für viele Biker nicht ganz unwichtig, gesteht er ein. Auch mehr und strengere Kontrollen, kann er befürworten, um den schwarzen Schafen etwas auf die Sprünge zu helfen. Er weiß aber auch um den Personalmangel bei der Polizei.

Hilfreich sei es, wenn Städte und Gemeinden in die Qualifizierung ihrer Ordnungsdienste investieren würden. „Mit einer entsprechenden Ausbildung dürfen Ordnungsdienste auch den fleißenden Verkehr kontrollieren, anstatt nur Knöllchen an Parksünder zu verteilen“. Mit den Demonstrationen sein nun ein Zeichen gesetzt worden, das, so seine Hoffnung, zu Gesprächen führt. „Politiker müssen sich mit den Profis aus der Industrie und uns zusammen setzen und die Möglichkeiten ausloten“.

nach oben Zurück zum Seitenanfang