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Vor 400 Jahren gab’s einen neuen Stadtnamen

Die Festungszeit von Philippsburg wirkt noch lange nach

Philippsburg hieß ursprünglich Udenheim. Vor 400 Jahren gab ihm ein Herrscher den neuen Namen. Mit vielen historischen Einblicken und gehobenen Schätzen erinnert die Stadt daran.

Im Felsenkeller von Philippsburg gibt es Einblicke in die Kasematten der einstigen Festung - und Ausstellungsstücke.
Im Felsenkeller von Philippsburg gibt es Einblicke in die Kasematten der einstigen Festung - und Ausstellungsstücke. Foto: Thomas Liebscher

Es gib viel zu entdecken in Philippsburg. Versteckt ist der Eingang zum Felsenkeller. Eine steile Treppe hinter dem Sankt-Franziskus-Haus führt in die Unterwelt und direkt in die Geschichte der Stadt.

„Ich finde die Atmosphäre in diesen Gewölben immer wunderbar, sie sollten noch öfter genutzt werden“, meint Gabriele Herberger. Sie hat sich umgesehen in einem einzigartigen Rest aus der Festungszeit.

Der Felsenkeller wird von einem Förderverein für die Festungskasematten betreut und mit Funden bestückt. Und in diese Festungszeit zwischen 1623 und 1816 konnte man an vielen Orten eintauchen am Wochenende, als Philippsburg seinen Namenstag feierte.

Ein Herrscher Philipp benannte Udenheim um

Vor 400 Jahren wurde die Stadt umbenannt. Das alte Udenheim sollte nach dem Willen von Christoph Philipp von Sötern ein herausragender, befestigter Ort werden. Am 1. Mai 1623 wurde die Stadt offiziell nach dem Apostel Philippus benannt. Das große Ego des Speyrer Fürstbischof von Sötern trug ebenfalls zum Namen bei. Den Einwohnern bescherte er jedoch mehr Krieg als Sicherheit für die nächsten 250 Jahre.

Viele Schätze im Festungsmuseum Philippsburg

Für den vertieften Blick zurück ist das Festungs- und Waffengeschichtliche Museum die beste Anlaufstelle. Das nutzte auch Andreas Jung: „Ich bin aus Karlsruhe hier hergezogen und es ist gut, sich mal ausführlicher mit diesen Ereignissen zu befassen, oft fehlt die Zeit dazu“, meint er.

Viel Zeit lässt sich in diesem Museum verbringen. Es ist untergebracht im alten Gefängnis und heutigen Franz-Burda-Haus. Der Club Rheingraf von Salm betreut die Sammlung wertvoller Exponate. Zu ihr gehören eindrucksvolle Dioramen von weiteren Festungen seit der Antike und Schaukästen mit historischen Waffen oder Helmen.

Mann, Kind und Frau vor Vitrine
Erläuterungen gab es im Festungs- und Waffengeschichtlichen Museum Philppsburg. Foto: Thomas Liebscher

„Ja wir haben viele Schätze hier, leider läuft das Museum regional etwas unter dem Radar“, sagt Club-Präsident Manfred Hofmeyer. Der frühere Brigadegeneral und sein Team waren am Samstag und Sonntag bis Mitternacht für Besucher bereit. Mit Bewirtung, bei der Inge Klinghammer mitwirkte, während ihr Mann Heinz drinnen Erläuterungen gab.

Heiße Stimmung trotz kühlem Wetter beim Open-Air-Konzert mit Soundaffair

Alles liegt nahe beieinander: Das galt für die Programmpunkte in Philippsburg. Rund um die Festhalle lief das kompakte Straßenfest dank einem Dutzend Vereinen, die für Bewirtung sorgten. Am Samstagabend strömten die Besucher trotz etwas kühlem Wetters und schnell waren die Sitzplätze belegt als „Soundaffair“ sofort für gute Stimmung sorgte.

Zwei Frontleute und eine Bläsergruppe kennzeichnen die Band. Am Sonntagabend war wieder ein Liveerlebnis angesagt: Mit der Bruchsaler Sängerin Nadia Ayche.

Bühne mit Band und Publikum in Philippsburg
Konzert mit Soundaffair: Am Samstagabend wurde bei der Festhalle Philippsburg trotz kühlen Wetters kräftig gefeiert. Foto: Thomas Liebscher

Originale Kupferstiche im Rathaus

Zum Namensjubiläum holte Bürgermeister Stefan Martus wertvolle Stücke aus dem Depot des Rathauses. Denn er betreut die Kupferstichsammlung der Stadt mit. „800 Werke haben wir, die wegen der Lichtempfindlichkeit nie lange gezeigt werden dürfen“, erklärt Martus.

Nun sind im speziell für Ausstellungen geschaffenen Raum im Rathaus 20 feine Kunstwerke aus der Barockzeit oder später zu sehen. Philippsburgs Festung aus allen künstlerischen Perspektiven lohnt den genauen Blick.

Frauen betrachten ein Bild
Schätze aus der städtischen Kupferstichsammlung: Im Rathaus Philippsburg sind wertvolle Kunstwerke aus der Zeit vor 400 Jahren zu sehen. Foto: Thomas Liebscher

Und gelohnt für rund 30 Neugierige hat sich die Erläuterung des großen Festungsmodells durch Linus Geissler. Mit Begeisterung schlug er den Bogen von der Vergangenheit zur Gegenwart. Allen Philippsburger Besonderheiten widmet er sich akribisch. „Nur hier sagt man ‚ich wees des nit“, betont der Aktivist von Heimatverein.

Im Heimatmuseum blieb für eine Philippus-Statue der Original-Sockel von vor 400 Jahren erhalten.
Im Heimatmuseum blieb für eine Philippus-Statue der Original-Sockel von vor 400 Jahren erhalten. Foto: Helga Steinel-Hofmann

Der Dialekt ist hörbar anders als der der Nachbarorte und viel näher am Pfälzischen. Das schon preisgekrönte Heimatmuseum erwartete am Sonntag Besucher.

Lino Geissler (links) begeisterte mit seiner temperamentvollen Erläuterung des französischen Festungsmodells von Philippsburg.
Lino Geissler (links) begeisterte mit seiner temperamentvollen Erläuterung des französischen Festungsmodells von Philippsburg. Foto: Thomas Liebscher

Szenisches Spiel über Philipp von Sötern

Beim zentralen Festabend in der voll besetzten Festhalle umgab Kultur die Ansprachen. Landrat Christoph Schnaudigel erinnerte daran, wie sich Philippsburg immer wieder trotz Rückschlägen aufrappelte, für die französischen Partner aus der Il de Ré kamen Francois Morin und Cedric Valadon spontan auf die Bühne.

Das szenische Spiel mit Thomas Wißmeier, Phlippsburgs evangelischem Pfarrer Andreas Riehm-Strammer und Manfred Hofmeyer brachte Geschichte nah. Das junge Kammerorchester des Musik- und Kunstschule spielte ein Stück seines Dirigenten Matthias Hutter. Die Sängerinnen des Liederkranz sorgten mit Schlagern für gute Laune.

zwei Männer in historischen Kostümen
Andreas Riehm-Strammer (links) und Thomas Wißmeier verköperten Kanzler von Hauenstein und Fürstbischof von Sötern. Foto: Thomas Liebscher

Im seinem einstündigen historischen Vortrag setzte Hans Ammerich stark auf Daten und weniger auf Geschichten und Anekdoten. Er widmete sich der gesamten Stadthistorie wie dem Leben des Philippsburger Gründers. Ammerich kennzeichnete Sötern als hochintelligenten, aber auch cholerischen und provozierenden Menschen.

Der Ausbau zur Festung war das Ende für die Residenz, die später nach Bruchsal verlegt wurde. Nur Regent Limburg-Styrum unternahm nochmal den Versuch, nach Philippsburg und näher an den Rhein und die Bischofskirche von Speyer zurückzukehren.

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