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Redakteur im Selbstversuch

So lief mein Probetraining als Footballer bei den Nordbaden Dukes in Huttenheim

Am 12. Februar deutscher Zeit steigt der Super Bowl in den USA. Aus diesem Anlass habe ich mit den Nordbaden Dukes in Huttenheim trainiert. Wie schwer ist Football spielen?

BNN-Redakteur Dominic Körner steht beim Selbstversuch im American Football bei den Nordbaden Dukes in Philippsburg-Huttenheim im Flutlicht auf dem Sportplatz.
BNN-Redakteur Dominic Körner steht in Football-Montur auf dem Spielfeld in Huttenheim. Foto: Christian Bodamer

Auf was habe ich mich da nur eingelassen? Acht Grad, Wind, Regen. Der Boden ist aufgeweicht, das Flutlicht scheint. Helm an Helm soll ich den Kopf eines 150 Kilogramm schweren Mannes wegdrücken.

Ich, der Redakteur. 37 Jahre alt, 1,90 Meter, 85 Kilo, ein durchschnittlicher Kreisklasse-Kicker mit dünnen Ärmchen. Ein Lauch, wie die Jugend von heute sagt.

Wenige Tage vor dem Super Bowl (Montag, 0.30 Uhr, bei RTL), dem Finale der amerikanischen Football-Liga NFL, trainiere ich mit den Nordbaden Dukes in Huttenheim. So wie ich sieht hier niemand aus. Die anderen sind entweder schwerer, muskulöser oder schneller.

BNN-Redakteur spielt auf dem Footballfeld in Huttenheim mehrere Positionen

Nachdem ich Helm und Brustpanzer erhalten habe, geht es auf den Platz. Einen Mundschutz trage ich auch. „Der hilft vor allem gegen Gehirnerschütterungen“, ruft mir der Quarterback zu. Mut machen geht anders.

Es gibt kein Zurück mehr. In voller Montur habe ich mich zum Warmup eingereiht, es wird gebrüllt, geklatscht und gedehnt. Beim Hampelmann-Drill komme ich aus dem Rhythmus. Als die anderen ihre Hände oben haben, sind meine unten. Sind ihre unten, habe ich meine oben.

Erfolglos sind auch meine ersten Versuche als Running Back. Als Läufer bekomme ich den Ball vom Quarterback und sprinte durch die Verteidigung – bis ich unsanft zu Boden gebracht werde.

„Wieviel deiner Kraft war das gerade?“, will ich vom Verteidiger wissen, der mich gerade in den Rasen gerammt hat. „Nicht mal zehn Prozent“, antwortet der trocken und ich frage mich, wie es denen geht, die er mit 100 Prozent erwischt hat.

Das Trainerteam um Chefcoach Dirk Stichnoth und Offensive Coordinator Martin Dralle führt mich langsam heran. Martin sagt die Spielzüge an. Jetzt setzt er mich als Wide Receiver ein. In der NFL zählen die pfeilschnellen Spieler mit ihren spektakulären Passfängen zu den schillernden Stars.

Wind und Regen erschweren die Würfe beim American Football

Mein erster Auftritt ist dagegen wenig glamourös. „Du bist einfach stehen geblieben“, schimpft Martin, nachdem der Pass des Quarterbacks an mir vorbeigerauscht ist. „Drei Schritte vor und dann Sprint nach links“, erklärt er mir. „Du musst dorthin rennen, wo der Quarterback hinwirft.“

Der Matsch klebt an meiner Jogginghose, die Nase läuft und irgendwie beschleicht mich das Gefühl, dass Wide Receiver nicht meine Position ist. Ein paar schnelle Schritte nach vorne, ab nach links, ich drehe mich über meine Schulter zum Quarterback – und tatsächlich fange ich den Ball mit beiden Händen.

Dann darf ich als Quarterback ran. Martin will, dass ich meine Receiver durch gezielte Würfe in Szene setze. Den Football in einer sauberen Spirale zu werfen, damit er in der Luft nicht eiert, ist eine Sache. Bei Wind und Regen ist es nochmal schwieriger.

Grafik Football Regeln
Die wichtigsten Football-Regeln auf einen Blick Foto: BNN

Schon beim Snap verlasse ich meine Komfortzone. Dabei handelt es sich um die Ballübergabe durch den Center, den zentralen Spieler der Offensive Line. Das sind die starken Kerle, die den Quarterback vor der Verteidigung beschützen.

Während sich mein Center nach vorne bückt und den Ball am Boden fixiert, muss ich meine Hände von hinten zwischen seine Beine stecken. „Richtig an die Eier ran“, ruft Martin und wieder frage ich mich, was ich hier eigentlich mache.

Der Quarterback hat für einen Wurf nur wenige Sekunden Zeit

Dann muss ich das Kommando zum Spielzug geben: „Ready, Set, Hut“ – auf Deutsch „Auf die Plätze“. Martin ist wieder nicht zufrieden. „Dich hört kein Mensch“, meckert er, „jetzt brüll‘ doch mal ordentlich“.

Also nochmal: „Reeeaaadyyy, seeeet, huuuuttt!“ Plötzlich habe ich den Ball in meinen Händen, mehrere Verteidiger rennen auf mich zu, um mich zu Boden zu werfen. „Sacken“ heißt das im Football-Sprech.

Ein Quarterback hat nur wenige Sekunden, um den Ball zu werfen, bevor die Defensive ihn zerlegt. Wenige Schritte nach hinten, ich drehe mich nach rechts und werfe einen Pass über 20 Meter. Vorbei.

Beim zweiten Versuch klappt es besser. Wieder werfe ich den Ball zum Receiver auf meiner rechten Seite. Diesmal fängt er ihn. Mein erster vollständiger Pass als Footballspieler. Ein klein wenig stolz bin ich schon.

Auf dem Höhepunkt beende ich meine Karriere. Obwohl mich die Jungs nicht besonders hart rangenommen haben, fühle ich mich wie ein alter Mann. Die Leiste gezerrt, das Knie aufgeschlagen, Schmerzen an Schulter, Handgelenk und Fingern. Football ist eben nichts für Weicheier wie mich.

Kontakt

Weitere Informationen zu den Nordbaden Dukes, zum Ligabetrieb und Kontaktmöglichkeiten für Interessierte gibt es auf der Homepage der Footballer.

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