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Drei bis fünf Castoren für Philippsburg

Gesellschaft für Zwischenlagerung und EnBW präsentieren neue Lösung für Atommüll-Rückholung

Die Bundesrepublik muss Atommüll zurücknehmen, der noch in der Wiederaufbereitung von La Hague ist. Die Castoren sollen ins Standortzwischenlager nach Philippsburg. Jetzt wurde eine „Philippsburger Lösung“ vorstellt: Weniger Castoren, dafür hochradioaktives Material.

Drei Männer stehen an einem Tisch
Im Gespräch: Bürgermeister Stefan Martus, Pressesprecher Burghard Rosen und Hauptabteilungsleiter Wolfgang Arnold von der Bundesgesellschaft für Zwischenlager vertreten gegensätzliche Positionen. Foto: Werner Schmidhuber

Bis spätestens 2024 soll hochradioaktiver Atommüll aus der Wiederaufbereitungsanlage La Hague in Philippsburg zwischengelagert werden. Über das Vorhaben haben jetzt die Bundesgesellschaft für Zwischenlager (BGZ) und EnBW erneut vor Ort informiert. Rund 20 Anwohner nutzten die Gelegenheit, sich zu informieren.

Mit dem Termin in der Bruhrainhalle erfüllte die BGZ die Zusage in einer Gemeinderatssitzung vor vier Monaten, auch die Bürgerschaft über das Projekt zu unterrichten.

Neben mehreren BGZ-Experten, so Pressesprecher Burghard Rosen und Hauptabteilungsleiter Wolfgang Arnold, standen auch Jörg Michels als Geschäftsführer der EnBW Kernkraft und Steffen Kanitz von der Geschäftsführung der BGZ für Erläuterungen zur Verfügung.

Weniger Castoren - dafür hochradioaktiver Inhalt

Beschlusslage ist, bis 2024 „drei bis fünf Castoren“ des Typs HAW28M auf den Weg nach Philippsburg zu schicken: Mengenmäßig sei das etwas weniger als ursprünglich geplant, doch dafür handelt es sich um hochradioaktive und nicht mehr um mittelradioaktive Abfälle.

Die Stahlbehälter mit Glasausstattung sind sechs Meter lang und pro Stück 115 Tonnen schwer. Mit der „Philippsburger Lösung“ werde die Rückführung der Atomabfälle aus Frankreich abgeschlossen, hieß es.

Wir haben mit gefährlichen Stoffen zu tun, deshalb auch die dickwandigen Castorbehälter.
Wolfgang Arnold, Bundesgesellschaft für Zwischenlager

Wie Rosen als Leiter der Standortkommunikation ausführte, wurden die deutschen Kernkraftwerksbetreiber dazu verpflichtet, diese radioaktive Abfälle zurückzunehmen, die dort bei der Wiederaufarbeitung abgebrannter Brennelemente entstanden sind. Das Konzept entspreche der fairen Lastenverteilung nach dem Verursacherprinzip.

Das Foto vom Mittwoch (17.11.2010) zeigt eine Außenaufnahme des Zwischenlagers für Atommüll am Kernkraftwerk Philippsburg (Kreis Karlsruhe). Bis Mitte 2005 wurde der aus dem Betrieb des Siedewasserreaktors KKP 1 und des neueren Druckwasserreaktors KKP 2 stammende Abfall zur Wiederaufarbeitung auf die Reise ins französische La Hague und ins englische Sellafield geschickt. Der zwischen den Stromversorgern mit der damaligen Bundesregierung ausgehandelte Atomkonsens machte damit Schluss. Die Betreiber mussten Zwischenlager an ihren Meilern errichten, in dem der Atommüll so lange bleiben soll, bis ein Endlager gefunden ist. Foto: Uli Deck dpa/lsw (Zu lsw Korr _Vorsicht Strahlung: Der Atommüll am Meiler Philippsburg_ vom 18.11.2010) ++ +++ dpa-Bildfunk +++
Hier lagert hochradioaktiver Müll: Das Philippsburger Zwischenlager soll sicherheitstechnisch nachgerüstet werden. Dazu entsteht eine zweite Mauer rund um das Lager. Hier ein Foto von vor 2020, als die Kühltürme noch standen. Foto: Uli Deck picture alliance / dpa

Für zuverlässig hält Arnold das Sicherheitskonzept mit dem Doppeldeckel-Dichtsystem an den eingesetzten Castoren. „Wir haben mit gefährlichen Stoffen zu tun, deshalb auch die dickwandigen Castorbehälter“, ergänzte Rosen.

Immerhin: Für die Philippsburger gibt es den Versuch eines Trostes: Die Gesamtlagermenge im Standortzwischenlager werde nur zu zwei Drittel ausgeschöpft. Auch mit den zurückgeführten Abfällen komme es lediglich zu etwa 20 Prozent des zulässigen Aktivitätsinventars, hieß es, also der Menge an Strahlenmaterials, das maximal in der Zwischenlagerhalle untergebracht werden darf.

Das Foto vom Mittwoch (17.11.2010) zeigt das mit 34 Castor-Behältern gefüllte Zwischenlager für Atommüll am Kernkraftwerk Philippsburg (Kreis Karlsruhe). Bis Mitte 2005 wurde der aus dem Betrieb des Siedewasserreaktors KKP 1 und des neueren Druckwasserreaktors KKP 2 stammende Abfall zur Wiederaufarbeitung auf die Reise ins französische La Hague und ins englische Sellafield geschickt. Der zwischen den Stromversorgern mit der damaligen Bundesregierung ausgehandelte Atomkonsens machte damit Schluss. Die Betreiber mussten Zwischenlager an ihren Meilern errichten, in dem der Atommüll so lange bleiben soll, bis ein Endlager gefunden ist. Foto: Uli Deck dpa/lsw (Zu lsw Korr _Vorsicht Strahlung: Der Atommüll am Meiler Philippsburg_ vom 18.11.2010) ++ +++ dpa-Bildfunk +++
Blick ins Innere des Castorenlagers von Philippsburg: Hier wird noch voraussichtlich bis 2050 hochradioaktive Müll in Castoren gelagert. Kritiker fürchten, dass diese Behälter nicht sicher sind und pochen auf eine schnelle Einlagerung des Mülls unter der Erde. Foto: Uli Deck picture alliance / dpa

Auf der Rheinschanzinsel besteht Platz für 152 Castoren, wobei 62 Plätze bereits belegt sind, so die Information der BGZ.

BGZ hofft auf ein Endlager ab 2050

Die Suche nach einem geeigneten Standort für ein Endlager soll bis 2031 abgeschlossen sein, bis 2050 könnte das Endlager dann betriebsbereit sein, lassen die BGZ-Vertreter wissen. So lange müsse der radioaktive Abfall in Spezialbehältern, den Castoren, zwischengelagert werden.

Beim vorgeschalteten Pressegespräch hatte Bürgermeister Stefan Martus (parteilos) über die Klage der Stadt gegen das Zwischenlager mit der bedenklichen Einlagerung berichtet.

Martus hatte bereits bei Bekanntwerden der Überlegungen, Atommüll aus La Hague in Philippsburg zwischenzulagern erklärt, man werde vor Ort dagegen vorgehen. Wörtlich hatte Martus gesagt, er erwäge den Einsatz „zivilen Ungehorsams“ gegen die Entscheidung.

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