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Wand mit Wünschen

Wiesental hat jetzt eine „Bevor-ich-sterbe-Wand“ - und die ist umstritten

In New Orleans nahm die Idee ihren Anfang: „Before I die ..." schrieb die amerikanische Künstlerin Candy Chang auf eine Tafel und wartete, wie die Menschen den Satz vervollständigten. Eine solche Tafel gibt es jetzt auch in Wiesental vor der Kirche St. Jodokus.

Die Gemeindeteam-Mitglieder Monika Roß, Michael Käpplein, Maren Milbich und Pastoralreferentin Katja Reinhard (v.l.) beobachten Isolde Vogel bei ihrem Eintrag auf die Wand.
Die Gemeindeteam-Mitglieder Monika Roß, Michael Käpplein, Maren Milbich und Pastoralreferentin Katja Reinhard (v.l.) beobachten Isolde Vogel bei ihrem Eintrag auf die Wand. Foto: Kurt Klumpp

Ein lokales Projekt der amerikanischen Künstlerin Candy Chang hat mittlerweile eine weltweite Resonanz gefunden. Sie hatte 2011 nach dem Tod einer engen Bezugsperson in New Orleans die Außenwand eines verlassenen Hauses in eine riesige Tafel verwandelt.

Auf dieser „Before I Die Wall“ konnten die Menschen die Frage „Bevor ich sterbe, möchte ich ...“ vervollständigen. Die Antworten waren überraschend, ergreifend, lustig und wurden zu einem unerwarteten Spiegel der Gesellschaft.

Mittlerweile gibt es mehr als 5.000 solcher Wände in 78 Ländern und 35 Sprachen. Seit dem 19. März steht eine solche Wand für drei Wochen auch in Wiesental. Betreut werden die drei vor der Kirche St. Jodokus angebrachten Tafeln vom Gemeindeteam der katholischen Seelsorgeeinheit Waghäusel-Hambrücken.

Die Resonanz war gleich am ersten Tag überwältigend.
Monika Roß, Kirchen-Team

Die Idee hatte die Pastoralreferentin Katja Reinhard, die bei den Teammitgliedern Monika Roß, Maren Milbich und Michael Käpplein auf eine große Zustimmung traf. Noch bis Freitag nach Ostern können Interessierte ihre Wünsche und Hoffnungen, Erwartungen und Sehnsüchte mit bunter Kreide auf die von Schreinermeister Ralf Scheurer aufgebauten Wände schreiben.

Sinnhaftigkeit der Wand wird hinterfragt

„Die Resonanz war gleich am ersten Tag überwältigend“, bestätigt Monika Roß. Der erste Eintrag war in hebräischer Schrift von einer Frau aus Israel. Auch in den sozialen Medien sorgte die Wiesentaler Wünsche-Wand für mitunter kontroverse Diskussionen.

Hinterfragt wurde auf Facebook die Sinnhaftigkeit, solche Tafeln mit den großen Lettern „Bevor ich sterbe ...“ in der Nähe einer Grundschule aufzustellen. Andererseits wurde aber auch betont, dass der Tod ein gesellschaftliches Thema für alle sei. Manch einer der Tafelschreiber verbindet mit seinem Wunsch auch politische Botschaften.

Über allem aber stehen die Hoffnung nach Frieden, nach einem glücklichen Leben und die Angst vor schweren Krankheiten. Aber auch Tierwünsche wurden aufgeschrieben sowie die Sehnsucht nach Reisen. Öfters zu lesen war die Hoffnung auf ein baldiges Ende der Corona-Pandemie und auf ein dann wieder normales Leben.

Viele Wünschen sich wieder Normalität oder Reisen

Der Termin für das Aufstellen der Wand vor und nach Ostern war vom Wiesentaler Gemeindeteam der Seelsorgeeinheit ganz bewusst gewählt. „Auch Jesus konnte sich vor seinem Tod am Kreuz mit dem Abendmahl einen letzten Wunsch erfüllen“, sagte Teammitarbeiter Michael Käpplein.

Die Tafeln sind in Wiesental ein vielbesuchter Anziehungspunkt und finden das Interesse der Leser. Eingeteilt wurde vom Gemeindetam auch ein Tafeldienst, der täglich die mit Kreide beschriebenen Wände reinigt und damit Platz für neue Einträge schafft. Zuvor aber werden die Einträge fotografiert und vielleicht später in einer Ausstellung präsentiert.

Der Slogan „Bevor ich sterbe...“ ist am oberen Rand der Tafeln in insgesamt zwölf Sprachen aufgedruckt, wobei Isolde Vogel für die Übersetzung gesorgt hatte. Dort steht auch im Wissädalä Dialekt „Bevori schdärräb“.

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