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Regionaler Anbau

Bürgerinitiative aus Mittelbaden kooperiert mit Naturpark Schwarzwald

Die Bürgerinitiative Bio-Musterregion Mittelbaden+ kooperiert mit dem Naturpark Schwarzwald. Die Intiative setzt sich für mehr Bio-Anbau ein. Dabei könnte der Naturpark eine Unterstützung sein

Helga Decker (links) und Raphaela Riedmiller-Kuttnick-Wicht, Initiatorinnen der Bio-Musterregion Mittelbaden+, haben mit ihrer Initiative bereits mit der Arbeit begonnen. Jetzt konnte der Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord als Lead-Kooperationspartner gewonnen werden.
Helga Decker (links) und Raphaela Riedmiller-Kuttnick-Wicht, Initiatorinnen der Bio-Musterregion Mittelbaden+, begrüßen die Kooperation mit dem Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord. Foto: Beatrix Ottmüller

An einem Sonntagnachmittag auf der Terrasse entstand die Idee zur Bio-Musterregion Mittelbaden+. Raphaela Riedmiller-Kuttnick-Wicht, lange Jahre im Kreistag für die Grünen aktiv und Vorsitzende des Gemeinwohl Forum Baden (GFB), und Helga Decker vom Biohof Decker in Bühl-Weitenung diskutierten die Frage, warum in der Region eigentlich so wenig Bio-Produkte angebaut werden.

„Die Frage werfen meine Kunden immer wieder auf. Warum müssen so viele Bio-Nahrungsmittel importiert werden?“, sagt Helga Decker, die vier Bio-Läden betreibt und vorwiegend Obst und Gemüse auf Märkten und im Direktvertrieb anbietet.

Mittelbaden sei Schlusslicht in Baden-Württemberg, wenn es um die Herstellungen von Bio-Erzeugnissen gehe. 70 Prozent der Bio-Ware würde importiert.

Wir leben eigentlich im Paradies hier, man kann alles anbauen.
Helga Decker, Mitinitiatorin der Bio-Musterregion Mittelbaden+

Dabei verfüge die Region über genügend Ackerland, gute Böden und das ideale Klima, um Lebensmittel naturnah zu kultivieren. „Wir leben eigentlich im Paradies hier, man kann alles anbauen“, sagt Decker.

Aber viele Flächen würden für den Export und Tierfutter verwendet, sodass kaum Platz für den regionalen Anbau von Nahrungsmitteln bleibe.

Schnell war daher der Entschluss der beiden Frauen gefasst: 100 Prozent Bio müsse her, in der Region solle etwas passieren. „Wir haben sofort angefangen zu recherchieren“, erzählt Riedmiller-Kuttnick-Wicht.

Um zu testen, ob ihre Idee für mehr Bio-Anbau in der Region auch Unterstützer finden würde, stellten sie ihre Vision öffentlich vor und gaben bekannt, dass sie eine Initiative gründen und mit der Unterstützung des GFB eine Bio-Musterregion Mittelbaden+ ausrufen wollten.

„Der Zuspruch kam aus dem Stand heraus. Die Leute haben sofort erkannt, dass man mit der Initiative etwas ändern kann. Das hat uns bestärkt“, betont Decker. Bei einer Pressekonferenz am 17. Juni 2020 gaben sie die Gründung der Initiativgruppe Bioregion Mittelbaden+ bekannt.

Der nächste Schritt war die Antragstellung beim Land auf eine Bio-Musterregion Mittelbaden+. „Wir haben die Landkreise und den Stadtkreis Baden-Baden dazu eingeladen, mitzumachen“, so Riedmiller-Kuttnick-Wicht.

Die Unterstützung von Erzeugern, Händlern, Gastronomen, Umweltinitiativen und Verbrauchern in der Region hatten sie bereits. Das Projektmanagement kristallisierte sich schnell auf einen harten Kern von zwölf Ehrenamtlichen heraus, es wurden Ziele und Projekte formuliert, die die Richtung der Bio-Musterregion vorgeben.

Am 20. November 2020 stellte die Bürgerinitiative den Förderantrag mit Unterstützung der Stadt Bühl und Unterstützungszusagen von sieben Kommunen im Landkreis Rastatt, neun Kommunen im Ortenaukreis und der Stadt Baden-Baden.

Am 10. Dezember 2020 wurde die Bio-Musterregion Mittelbaden+ vom Ministerium für ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg anerkannt.

Bio-Musterregion Mittelbaden+ will zum Verein werden

Als nächster Schritt soll aus der Bürgerinitiative Bioregion Mittelbaden ein Verein werden. „Wir haben einen klaren Auftrag von der Landesregierung erhalten und müssen uns dafür eine rechtliche Form geben“, erklärt Riedmiller-Kuttnick-Wicht.

Der Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord wurde als Lead-Kooperationspartner gewonnen. Dort wird die neue Stelle des Regionalmanagements für die Bio-Musterregion Mittelbaden+ angesiedelt sein.

Durch diese Kooperation sollen positive Synergien entstehen. „Die Bio-Musterregion ist nahe an den Produzenten und ihren Problemen. Wir können notwendige Prozesse in Gang setzen und die Kommunikation erleichtern“, erklärt Riedmiller-Kuttnick-Wicht.

Naturpark Schwarzwald will von Netzwerk der Bio-Musterregion profitieren

Für den Naturpark sieht sie die große Chance der Kooperation darin, dass die Engagierten der Bioregion Kompetenzen von der Basis mitbringen und gut vernetzt sind.

Der Naturpark ist ein wichtiger Verbindungspartner und Vermittler zwischen der Initiative und seinen Mitgliedern, den Landkreisen, Städten und Gemeinden und bietet die rechtlichen Rahmenbedingungen für das zukünftige Regionalmanagement für die Bio-Musterregion.

Mit Verhandlungsgeschick erreichte er bereits, dass die Landkreise Rastatt und Ortenaukreis sowie die Stadt Baden-Baden die Initiative bei der Mitfinanzierung der vom Land zu 75 Prozent bezuschussten Regionalmanagementstelle unterstützen.

„Wir können durch unsere Zusammenarbeit den demokratischen Prozess durch die Bürgerbeteiligung stärken und damit auch notwendige und zukunftsfähige Klimaschutzstrategien anpacken“, erklärt die Mitinitiatorin.

Das bedeutet auch: „Die Bürgerinitiative betreut das Gesamtprojekt in enger Kooperation mit dem Naturpark“, so Riedmiller-Kuttnick-Wicht.

Naturpark Schwarzwald könnte bei Suche nach Flächen für Bio-Anbau unterstützen

Die Ziele der Bio-Musterregion Mittelbaden+ sind klar umrissen, sie wurden bereits im Antrag formuliert, genauso wie 30 Projektvorschläge, die bei der Umsetzung helfen können.

„Das ist unsere Bibel, das wollen wir umsetzen“, sagt Decker. Ein elementares Ziel ist, dass bis zum Jahr 2030 mindestens 40 Prozent der Fläche in der Region biologisch bewirtschaftet wird.

Dazu müssten weitere geeignete Flächen gefunden oder andere umgenutzt werden. Auch hier könne der Naturpark gut unterstützen.

Einige Projekte der Bio-Musterregion+ sind bereits angelaufen, wie der Beraterstammtisch, bei dem Fachberater konventionellen Landwirten bei der Umstellung auf Bio helfen oder der Staffellauf der Nachhaltigkeit, der vorbildhafte Beispiele auszeichnet sowie das Elsass-Projekt, das die grenzüberschreitende Zusammenarbeit in der Bioregion fördern will.

„Wir planen auch ein Beratungsteam, das zusammen mit dem Naturpark für die Kooperation mit der Bioregion und um Mitarbeit in unseren Projekt-Werkstätten wirbt. Gemeinsam haben wir die Chance, die Region enkeltauglich auf die Beine zu stellen“, sagt Riedmiller-Kuttnick-Wicht.



Mehr Infos unter www.bioregion-mittelbaden.de

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