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Nach Generalsanierung

Die neue Merkurbergbahn in Baden-Baden fährt leiser und schneller

Knapp acht Millionen Euro haben die Stadtwerke Baden-Baden in die Generalsanierung der Merkur-Bergbahn investiert. Damit wurde die Konzession der Bahn auf den Hausberg der Kurstadt gesichert. Sie soll künftig bis zu 300.000 Passagiere pro Jahr befördern.

Im Retrolook fährt die neue Merkur-Bergbahn auf den Baden-Badener Hausberg Merkur.
Im Retrolook fährt die neue Merkur-Bergbahn auf den Baden-Badener Hausberg Merkur. Foto: Bernd Kamleitner

Die Corona-Krise hat auch zu Verzögerungen bei der Wiederinbetriebnahme der Merkurbergbahn nach einer Generalsanierung geführt. Rund sechs Wochen später als ursprünglich geplant hat die Standseilbahn auf den 669 Meter hohen Baden-Badener Hausberg Merkur an diesem Montag (8. Juni 2020) den Betrieb offiziell wieder aufgenommen.

Auf ein großes Fest mit Freifahrten für alle Besucher und auf weitere Aktionen wurde wegen der Corona-Einschränkungen verzichtet. Es soll zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt werden.

Probebetrieb der Merkurbahn lief störungsfrei

Seit einigen Tagen läuft die Bergbahn im Probebetrieb, um die Abläufe im Alltag zu testen. Allein am Sonntag wurden 70 Fahrten absolviert. „Alles störungsfrei“, freut sich Helmut Oehler, Chef der Stadtwerke Baden-Baden, die für den Betrieb der Bahn zuständig sind. Ohne die fast acht Millionen Euro teure Generalsanierung hätte die Touristenattraktion der Kurstadt keine neue Konzession bekommen.

Zuletzt war die Bahn im Jahr 1979 erneuert worden. Sie fährt seit dieser Zeit fahrerlos – die Passagiere setzen auch künftig die Wagen per Knopfdruck selbst in Bewegung. Maschinen- und Elektrotechnik wurden komplett erneuert, eine neue Überwachungstechnik installiert und außerdem zwei neue Wagen im Retrodesign bei einem Schweizer Hersteller bestellt. Das Stahlseil ist nun 30 Millimeter dick, das alte hatte 26.

Anlage ist in Tal- und Bergstation barrierefrei

Mit zusätzlichen Anbauten und entsprechenden Rampen sowie Aufzügen sind Berg- und Talstation der Merkurbergbahn nun barrierefrei zugänglich. Etwa ein Drittel der Investition fiel auf diese Neuerung, betont Oehler. Jetzt können auch Menschen mit Handycap bequem mitfahren und auf dem Merkur unter anderem die fantastische Aussicht auf den Nordschwarzwald und die Rheinebene genießen.

Barrierefrei ist künftig auch der Zugang zum Restaurant auf dem Merkur. Allerdings dauert es wohl noch etwa drei Wochen, bis die Sanierung des „Merkurstüble“ abgeschlossen sein wird und das Restaurant öffnen kann.

Bei großem Andrang kann die Geschwindigkeit der Bahn auf bis zu acht Meter pro Sekunde gesteigert werden. Dann legt der Wagen die fast 1.200 Meter mit einem Höhenunterschied von rund 370 Meter in dreieinhalb Minuten zurück - und das mit deutlich geringeren Geräuschen als die Vorgänger. Die alte Bahn schaffte maximal sechs Meter pro Sekunde, erläutert Oehler.

Mit dem Neustart wurde zudem das Kassensystem erneuert. Zuletzt wurden jährlich bis zu 280.000 Fahrgäste registriert. Mit der neuen Bahn wollen die Stadtwerke künftig die 300.000 er Marke knacken. „Wir gehen davon aus, dass mehr Menschen kommen“, betont der Stadtwerkechef.

Wegen Corona dürfen derzeit nur 20 Personen in eine Bahn

Wegen Corona dürfen aktuell allerdings nur maximal 20 Personen in eine Bahn. Es besteht Maskenpflicht. Die eigentliche Kapazität im Normalbetrieb liegt bei 38 Fahrgästen.

Im Zuge der Sanierung wurde außerdem das Bahnhofsgebäude erneuert. Der Anstrich erfolgte in dem Farbton, den die Immobilie zum Start der Bergbahn im Jahr 1913 hatte: ein warmes Beige. Es löste die dunkelgrüne Fassadenfarbe ab, die der Bahnhof zuletzt hatte.

Betreiber empfiehlt Anfahrt mit dem Bus

Der neue Anstrich war eine Vorgabe des Landesdenkmalamtes, das bei der Sanierung der Anlage ein Wörtchen mitzureden hatte. Im Innern des Gebäudes kommt unter anderem auch die historische Decke wieder besser zur Geltung. „Man sieht wieder, wie schön es von den Gründungsvätern gemacht wurde“, stellt Oehler fest.

Weil die Parkplätze an der Talstation begrenzt sind, empfiehlt der Stadtwerkechef die Anfahrt mit dem Bus der Baden-Baden-Linie (BBL). Die Linien 204/205 steuern die Talstation im Halbstundentakt an. Bus- und Bergbahnkarte gibt es nach Stadtwerkeangaben auch als vergünstigte Kombikarte.

Mit einer Steigung zwischen 23 und 54 Prozent zählt die im Jahr 1913 in Betrieb genommene Merkur-Bergbahn in Baden-Baden zu den längsten und steilsten Standseilbahnen in Deutschland. Noch älter ist die Turmberg-Bahn in Durlach. Mit Betriebsstart im Jahr 1888 gilt sie als älteste Standseilbahn Deutschlands. Die Turmberg-Bahn überwindet auf der 315 Meter langen Strecke 100 Höhenmeter bei einer maximalen Steigung von 36,2 Prozent. Die Merkur-Bergbahn überwindet auf 1.200 Metern 370 Höhenmeter. Eröffnet wurde sie am 16. August 1913. Aus Sicherheitsgründen wurde ihr Betrieb zum 1. November 1967 eingestellt. Nach einer aufwändigen Sanierung nahm sie am 27. April 1979 wieder die Fahrt auf – fernüberwacht und fahrerlos.

Heute kaum zu glauben: Von 1912 bis 1949 war die Talstation an die Straßenbahn angebunden, von 1950 bis 1970 übernahmen das Oberleitungsbusse. Inzwischen bringen die Stadtbuslinien 204 und 205 die Menschen zur Talstation. kam

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