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Bürgerinitiative schickt Schreiben

Umstrittenes Bauprojekt Aumatt in Baden-Baden: Kritik an Abweichung von Bebauungsplan

Eines der ehrgeizigsten und umstrittensten Bauprojekte Baden-Badens, das „Urbane Gebiet Aumatt“, hat erneut den städtischen Gestaltungsbeirat beschäftigt.

Ehrgeiziges Projekt: Dieses Modell zeigt die Bebauung, die man an der Aumattstraße (unten) realisieren will.
Ehrgeiziges Projekt: Dieses Modell zeigt die Bebauung, die man an der Aumattstraße (unten) realisieren will. Foto: Henning Zorn

Am Mittwoch zeigte sich, dass die jetzt ohnehin nur noch für einen Teilbereich des Bebauungsplangebiets „Urbanes Gebiet Aumatt“ vorgesehene Realisierung auf Probleme stößt. Der Beirat war auf jeden Fall mit der jetzt veränderten Planung nicht einverstanden.

Ursprünglich hatte sich die Stadt von der Überplanung des Aumatt-Geländes einen großen Wurf erhofft. Zwei Investoren schienen bereitzustehen, um hier eine Mischform aus Bürolandschaft und Wohnen zu schaffen. Gerade das Ausmaß der gewerblichen Nutzung hatte allerdings im Vorfeld schon zu heftigen Debatten geführt.

Kurt Armbruster, Leiter des Fachgebiets Stadtplanung, machte in der Sitzung des Gestaltungsbeirats auf die entstandene schwierige Situation aufmerksam. Der Architektenwettbewerb, auf dem der jetzige Bebauungsplan fußt, sei veranlasst worden, weil Investor Martin Dietrich versichert habe, dass er die Grundstücke für die Gesamtfläche in die Hand bekomme.

Von dessen Seite habe besonders das Interesse an einer Dienstleistungsnutzung im Vordergrund gestanden. Bei Informationsveranstaltungen der Stadt sei das Vorhaben aber von den Bürgern als „erdrückend“ empfunden worden.

Problematik des Zusammenspiels von Wohn- und Gewerbenutzung

Auf die Problematik des Zusammenspiels von Wohn- und Gewerbenutzung im ursprünglichen Planungsverfahren wies auch Beiratsmitglied Annette Rudolph-Cleff hin: „Das Aumatt-Areal wurde als eines der letzten Gewerbegebiete Baden-Badens bezeichnet.“ Mit diesem Argument sei der Wohnbau bei dem Vorhaben zurückgedrängt worden.

Doch nachdem sich Investor Martin Dietrich überraschend zurückgezogen hat und ein Grundstücksverkauf stattfand, haben sich die Vorzeichen geändert. Es geht jetzt nur noch um die Realisierung eines der drei Gebäudekomplexe aus dem Siegerentwurf des Architektenwettbewerbs am Beginn der Aumattstraße (von der Jagdhausstraße her). Die aktuelle Planung der Viva Baden-Baden GmbH stellte Bastian Wieland (Archis Architekten) nun dem Gestaltungsbeirat vor.

Nun doch mehr Wohnnutzung:  Auf diesem Areal im Aumattgebiet soll ein Gebäudekomplex entstehen.
Nun doch mehr Wohnnutzung: Auf diesem Areal im Aumatt-Gebiet soll ein Gebäudekomplex entstehen. Foto: Henning Zorn

Sollte auf diesem Gelände früher eine weitgehende Dienstleistungsnutzung (Büros) umgesetzt werden, so will der neue Investor hier einen Wohnanteil von 50 bis 60 Prozent haben. Mit anderen Worten: Man geht hier von der klassischen Kombination aus mit gewerblicher Nutzung vor allem im Erdgeschoss, während die Wohnungen darüber liegen.

Ein noch höherer Wohnungsanteil sei nicht möglich, erklärte Wieland. Dies liege an den architektonischen Vorgaben aus dem Architektenwettbewerb. Die Veränderung der Nutzung habe auch Auswirkungen auf die Fassadengestaltung und -struktur. So sei die vorher geplante doppelte Glasfassade nicht für Wohnungsbau geeignet. Im Innenbereich des Baukomplexes solle ein überdachter Platz entstehen.

Die Fassadenänderungen wurden auch vom Gestaltungsbeirat begrüßt, doch ansonsten konnte sich das Gremium mit dem vorgelegten Konzept nicht so recht anfreunden. Sprecherin Stefanie Eberding kritisierte Abweichungen von Grundlagen des Architektenwettbewerbs und des Bebauungsplans.

Sie erinnerte zum Beispiel daran, dass zur ursprünglichen Planung des Baugebiets Durchlässe in Richtung der Oos gehörten. Bei dem jetzt vorgestellten Projekt gebe es diese Öffnungen nicht, da Baukörper verlagert worden seien. Auch Annette Rudolph-Cleff vermisste die Öffnungen und sprach davon, dass sich die „hochkomplexen“ Baukörper nun überschneiden.

Eberding forderte, sich an den ursprünglichen Bebauungsplan zu halten, oder aber man müsse komplett „zurück auf Los“. Man will nun auf eine Stellungnahme der Bauherren warten, die beim Treffen des Gestaltungsbeirats am Mittwoch nicht anwesend waren.

Baden-Badener Beirat befasst sich nicht mit Schreiben von Aumatt-Bürgerinitiative

Nicht diskutiert wurde bei dieser Sitzung über das dem Beirat vorher zugeschickte Schreiben der Aumatt-Bürgerinitiative. Darin wurde unter anderem gefragt, ob der bestehende Bebauungsplan im „Campusstil“ für Büros überhaupt geeignet sei für eine überwiegende Wohnungsnutzung.

Sei es nicht besser, so heißt es darin, die bisherige baurechtliche Ausweisung des Aumattgeländes als Mischgebiet beizubehalten?

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