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Ausmaß wird ermittelt

Verdacht hat sich bestätigt: Grundstücke im Baden-Badener Ooswinkel sind mit PFC belastet

Der besorgniserregende Anfangsverdacht hat sich inzwischen bestätigt: Bei allen 27 Grundstücken im Ooswinkel, auf denen in den Jahren 2002 beziehungsweise 2004 ein Bodenaustausch vorgenommen worden ist, wurde damals mit PFC-Schadstoffen belastetes Erdmaterial abgelagert. 

Probeentnahme im Ooswinkel: Der Bohrstock wird in einem der Gärten rund 30 Zentimeter in die Tiefe getrieben. Das so gewonnene Material muss in den nächsten Wochen auf PFC-Belastung untersucht werden.
Probeentnahme im Ooswinkel: Der Bohrstock wird in einem der Gärten rund 30 Zentimeter in die Tiefe getrieben. Das so gewonnene Material muss in den nächsten Wochen auf PFC-Belastung untersucht werden. Foto: Daniel Noyes/Stadt Baden-Baden

Begonnen hat daher jetzt eine Bodenuntersuchung, die die aktuelle Situation klären soll. Diese wurde am Donnerstag bei einer Bürgerinformation der Stadtverwaltung in der Fahrzeughalle der Feuerwehrzentrale bekannt.

Eigentlich war es ein Zufallsfund im Rahmen einer Aktenrecherche, der der Stadtverwaltung und etlichen Bewohnern des Ooswinkels im Juni einen gehörigen Schreck einjagte.

Die Stadt war von einem Grundstückseigentümer um eine Altlastenauskunft gebeten worden, denn auf dem Gelände der Siedlung, die zu einem großen Teil der Baugenossenschaft Baden-Baden gehört, befand sich früher einmal (zwischen 1900 und 1920) eine Deponie.

Aus alten Unterlagen der Verwaltung geht hervor, dass in einzelnen Bereichen des Ooswinkels Belastungen durch Blei und PAK (Polyzyklische Aromatische Kohlenwasserstoffe) im Boden sowie durch Arsen im Grundwasser festgestellt wurden.

Bürgerinformation im Baden-Badener Ooswinkel

Auf insgesamt 27 Grundstücken, die sich über die Siedlungsfläche verteilen, hatte man vor rund 20 Jahren eine Sanierung durch Bodenaustausch durchgeführt. Dieses eingebrachte Erdmaterial stammte von einer regionalen Kompostanlage. Damals wurden auch Proben dieses Materials eingelagert, die man nun herausgeholt und hinsichtlich einer möglichen PFC-Belastung untersucht hat.

Daniel Noyes vom Fachgebiet Umwelt berichtete nun den etwa 25 erschienenen Ooswinkel-Bewohnern bei der Bürgerinformation, dass sich der nach ersten Tests entstandene Verdacht bestätigt hat und alle vorhandenen Proben eine PFC-Belastung aufweisen. Allerdings liegt dieser Anteil mit 0,16 Milligramm je Kilogramm deutlich unter den derzeit zur Belastungsbemessung gültigen „Prüfwerten“ von 14 Milligramm.

Auch das Grundwasser im Ooswinkel wurde daraufhin unter die Lupe genommen. Dabei registrierte die Stadt an einer von acht Messstellen eine geringe PFC-Prüfwertüberschreitung. Hier sieht man aber im Rathaus keinen akuten Handlungsbedarf, da eine Grundwassernutzung im Siedlungsgebiet ohnehin unzulässig ist.

So rückt nun zunächst einmal die Bodensituation in den Blickpunkt. Nach jetzigem Kenntnisstand ist nämlich zu erwarten, dass auch heute auf allen damaligen Bodenaustauschflächen im Ooswinkel eine PFC-Belastung besteht. Um das tatsächliche Ausmaß des Problems feststellen zu können, hat die Stadt als Gutachterbüro die HPC AG aus Freiburg eingeschaltet, denn, so Bürgermeister Roland Kaiser, „wir wollen hier Klarheit so schnell wie möglich“.

Wie groß ist die Belastung mit PFC?

Thomas Schöndorf von HPC informierte auf der Bürgerversammlung darüber, dass man bereits mit der Probenentnahme im Ooswinkel begonnen hat. Untersucht werden dabei nicht nur die 27 Parzellen, auf denen der erwähnte Bodenaustausch stattgefunden hat. Zusätzlich will man auch wissen, ob die PFC-Belastung möglicherweise noch größere Dimensionen erreicht.

Daher werden auch Stichproben auf sechs bis acht unmittelbar angrenzenden Grundstücken sowie auf sechs bis acht weiteren Parzellen aus dem gesamten Siedlungsgebiet erfolgen. Pro Parzelle müssen mit einem Bohrstock etwa 15 bis 20 Proben entnommen werden.

Bis Oktober sollen die Ergebnisse vorliegen, wobei die jeweiligen Eigentümer Einzelgutachten für ihr jeweiliges Grundstück erhalten. „Von der Höhe der dabei festgestellten PFC-Belastung wird es abhängen, ob weitere Maßnahmen erforderlich sind“, betonte Roland Kaiser. Wenn man genau wisse, welche Substanzen im Boden sind, sei auch die Frage von Blutuntersuchungen bei den Bewohnern zu prüfen, meinte Ernst Antusch von der Baugenossenschaft.

Ulrike Verspohl, Geschäftsführerin der Baugenossenschaft, lobte die schnelle Reaktion der Stadt und bat die Verwaltung: „Verfahren Sie zum Schutz der Siedlung weiter so zügig.“ Die Nutzung der Gärten mache ja auch einen besonderen Reiz des Ooswinkels aus.

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