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„The Queen’s Cartoonists“

Zeichentrickfilme im Baden-Badener Festspielhaus: Erreicht man so junge Familien? 

Im Baden-Badener Festspielhaus begeisterten „The Queen’s Cartoonists“ aus New York mit einem seltenen Kunstgenuss: Live-Musik zu Trickfilmklassikern. Ein Abend voller Emotionen und Nostalgie.

Musiker auf der Bühne.
Jazz und Cartoons in Baden-Baden: „The Queens Cartoonists“ begeistern mit Live-Musik zu Trickfilmklassikern.  Foto: Ulrich Philipp

Zeichentrickfilme sind im Baden-Badener Festspielhaus eher selten zu sehen. Die Besucher kommen vor allem, um Konzerte zu genießen und nicht um sich Popeye, Bugs Bunny oder Bambi-Filme zu Gemüte zu führen.

Aber am Samstagabend machten viele eine Ausnahme. Aus New York war die Jazzformation „The Queen’s Cartoonists“ an die Oos gereist, um den Festspielhausbesuchern einen seltenen Kunstgenuss zu bereiten. Denn die Band präsentierte ein heutzutage eher rares künstlerisches Konzept, das zu Zeiten des Stummfilms zu Beginn des 20. Jahrhunderts entwickelt wurde.

Damals brachten Klavierspieler oder auch ganze Orchester die Zuschauer in Kinosälen in Stimmung, während auf der Leinwand Schwarz-Weiß-Filme wie „Metropolis“ von Fritz Lang oder „The Gentleman Tramp“ mit Charly Chaplin liefen. Ähnlich agieren auch die sechs Musikerinnen und Musiker aus der US-Metropole. Hinter ihnen wurden auf einer Leinwand wenige Minuten dauernde Sequenzen aus mehr oder weniger bekannten Trickfilmen gezeigt, die dann von ihnen live mit Musik untermalt und begleitet wurden.

Die Emotionen, die beim Betrachter entstanden wurden musikalisch verstärkt, zum Beispiel durch einen Trommelwirbel, wenn es spannend wird. Oder durch liebliche Flötentöne, wenn Bambi sorglos grasend auf einer Waldlichtung zu sehen ist. Das Besondere an diesem Konzept ist, dass es auch kleine Kinder anspricht und das war auch der Grund dafür, dass die Abteilung Partizipation des Festspielhauses die „The Queen’s Cartoonists“ eingeladen hat.

Ziel war es, Eltern und Kinder gemeinsam in den Konzertsaal zu bringen mit einem Programm, das beiden Generationen gerecht wird und für Jung und Alt gleichermaßen etwas bietet. Und das haben die Organisatoren auch erreicht. Am Ende musste die Band zwei Zugaben geben und bei dem langanhaltenden Beifall zum Schluss applaudierten die Kleinen genauso lautstark wie die Erwachsenen. „Mir hat es sehr gut gefallen“ erklärte der sieben Jahre alte Mathis nach dem Konzert gegenüber dieser Redaktion.

Für Mathis war es der erste Besuch im Festspielhaus und er kann es sich gut vorstellen, wieder einmal zu kommen. Wahrscheinlich auch deshalb, weil er gerne Comics liest. Besonders gut haben ihm die Zeichentrickfilme gefallen, in denen Katzen vorkamen, zum Beispiel der rosarote Panther. „Raubkatzen sind meine Lieblingstiere“, sagt Mathis.

Baden-Baden: auch Erwachsene begeistert von „The Queen’s Cartoonists“

Auch bei Erwachsenen ist die Vorstellung gut angekommen, mehrere Besucher lobten sie als ebenso kurzweilig wie unterhaltsam. Die Queen’s Cartoonists, das sind Joel Pierson (Klavier), Mark Phillips (Klarinette, Sopransaxophon), Drew Pitcher (Tenorsaxophon, Flöte), Greg Hammontree (Trompete, Posaune, Tuba) Malik McLaurine (Bass) und Rossen Nedelchev (Schlagzeug). Joel Pierson führte auf Englisch durchs Programm und warnte die Zuschauer vor: „If you don’t like Cartoons, it will be a long evening for you!

Aber davon konnte keine Rede sein. Schon beim ersten Film „Popeye meets Sindbad the Sailor“ machte sich gute Laune unter den Zuschauern breit. Innerlich stark beteiligt fieberten wohl vor allem die Kleineren mit dem berühmten Seemann beim Kampf gegen seinen Widersacher. Die beiden geraten auf einer Insel aneinander, vor der Popeye mit seiner Freundin Olivia (die auch deshalb bekannt ist, weil sie Schuhgröße 57 hat) gerade einen Segeltörn unternimmt. Möglicherweise geraten Sindbad und Popeye wegen ihr aneinander, jedenfalls sieht es zunächst gar nicht gut aus für den glatzköpfigen und eher schmächtigen Matrosen Popeye, obwohl er ja über beachtliche Unterarme verfügt.

Erst als es ihm schließlich gelingt eine Dose Spinat zu verspeisen, wendet sich das Blatt und er kann sichtlich gestärkt Sindbad in die Flucht schlagen. Die Musiker unterstrichen dabei die verschiedenen Stimmungen des Films sehr virtuos.

Auch tragikomische Momente wurden gezeigt und vertont, beispielsweise in dem Film „Bambi meets Godzilla“, in dem das berühmte Rehkitz von dem Riesenaffen einfach übersehen und totgetrampelt wird. Ein Höhepunkt war sicherlich der mit reichlich schwarzem Humor gespickte Trickfilm „Runaway“. Darin geht es um eine turbulente Zugfahrt, bei der es zu dramatischen aber auch sehr heiteren Zwischenfällen kommt. Die jungen und alten Konzertbesucher spendeten am Ende begeistert Applaus und entließen die Band erst nach zwei Zugaben. 

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