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Arbeitsplätze werden nach Osteuropa verlagert

Bosch in Bühl: 1.000 Mitarbeiter sollen ihre Jobs verlieren

Bei Bosch in Bühl sollen 1.000 Mitarbeiter ihre Jobs verlieren. Der Konzern plant eine Verlagerung von Arbeitsplätzen nach Osteuropa. Der Betriebsrat kündigt Widerstand an.

Bosch Bühl
Dunkle Wolken über dem Bosch-Neubau in Bühl: Die Werkleitung gab auf einer Pressekonferenz am späten Mittwochnachmittag bekannt, dass 1000 Stellen abgebaut werden sollen. Betriebsrat und IG Metall kündigten Widerstand an. Foto: Ulrich Coenen

Der Bosch Standort Bühl/Bühlertal will 1.000 Stellen abbauen. Dies erklärte Ulrich Vogel, kaufmännischer Werkleiter, am späten Mittwochnachmittag auf einer Pressekonferenz im International Simultaneous Engineering Campus (ISEC). Der 35 Millionen Euro teure Neubau auf dem Bühler Werksgelände wurde erst im vergangenen Jahr fertiggestellt.

Betriebsratsvorsitzender Klaus Lorenz und Ahmet Karademir, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Offenburg, die ebenfalls an der Pressekonferenz teilnahmen, waren damit nicht einverstanden und kündigten harte Verhandlungen an.

Die Mitarbeiter waren zuvor auf einer Betriebsversammlung informiert worden. Eine erste Informationsveranstaltung zum Thema im Juli endete im Eklat und musste abgebrochen werden.

3.800 Menschen arbeiten in Bühl und Bühlertal

Vogel berichtete, dass der Standort Bühl/Bühlertal wegen struktureller Probleme defizitär sei. Bühl ist Hauptsitz des Geschäftsbereichs Electrical Drives und Hersteller elektrischer Antriebe für Fahrzeuge aller Antriebsarten. Laut Vogel ringt dieser Bereich schon seit einigen Jahren in einem hart umkämpften Markt um die Verbesserung seiner Ertragskraft.

Als Folge sollen am Standort Bühl/ Bühlertal bis Ende 2025 700 Vollzeitstellen abgebaut werden. Weil auch Teilzeitkräfte betroffen sind, sollen insgesamt 1.000 Mitarbeiter betroffen sein.

Aktuell arbeiten bei Bosch in Bühl und Bühlertal 3.800 Menschen. Gehen sollen 330 Mitarbeiter im Werk Bühl, 50 in Zentralfunktionen und weitere 330 in Verwaltung, Vertrieb und Entwicklung. Von diesen sind alleine 240 in der Entwicklung beschäftigt. Gleichzeitig gab Vogel eine Garantie für den Standort Bühl/Bühlertal ab, der aber kleiner und innovativer werden solle.

Er sei laut geworden, als er von diesen Zielen des Unternehmens erfahren habe, berichtete Betriebsratschef Klaus Lorenz. „Ich habe kein Verständnis dafür, was im Moment im Konzern abgeht“, sagte er. Lorenz forderte das Management auf, sich an den Werten des Firmengründers Robert Bosch zu orientieren, der den Acht-Stunden-Tag eingeführt habe. Er betonte, dass es wegen des gültigen Standortentwicklungsplans bis 2025 keine betriebsbedingten Kündigungen geben dürfe.

Wir sind nicht bereit die Zeche für Fehlentscheidungen des Managements zu tragen“
Klaus Lorenz, Betriebsratsvorsitzender

Auch Ahmet Karademir zeigte sich entsetzt. „Das geht mir an die Nieren“, erklärte er. „Wir sprechen hier über Menschen mit Betriebszugehörigkeiten von 20 und mehr Jahren. Die Belegschaft hat das Vertrauen in die Führungsmannschaft verloren.“ Karademir kritisierte, dass die Manager im Gegensatz zum bodenständigen Stammpersonal in Bühl und Bühlertal in schnellen Intervallen wechseln.

Man müsse die Manager für ihre Entscheidungen haftbar machen. Wegen des geplanten Stellenabbaus befürchtete der IGM-Funktionär einen erheblichen Imageschaden für Bosch in Bühl, der sich auch negativ auf die Bewerbung von besonders qualifizierten Fachkräften auswirken könne.

Jobs werden nach Osteuropa verlagert

Die Jobs, die in Bühl und Bühlertal verschwinden, werden nach Osteuropa verlagert. Dies gilt sowohl für die Fertigung der Fensterheber-Motoren, die nach Serbien gehen soll, als auch für die Entwicklung. Warum die 20 Millionen Fensterheber, die in Bühl jährlich produziert werden, defizitär sind, erläuterte Lorenz. In Mittelbaden wird ein bereits 18 Jahre altes Modell produziert, drei neue Generationen ließen sich nicht erfolgreich am Markt positionieren.

Unser Qualifikationsprofil wird sich signifikant ändern.
Ulrich Vogel, kaufmännischer Werkleiter

Ein Drittel der Mitarbeiter in der Produktion ist nach Auskunft von Vogel Facharbeiter, zwei weitere Drittel ungelernte Kräfte. „Unser Qualifikationsprofil wird sich signifikant ändern“, berichtete der Werkleiter. Bosch werde deshalb auch weiterhin Facharbeiter ausbilden.

Trotz dieser Qualifizierungsoffensive sind vom Jobverlust aber auch Ingenieure und Techniker betroffen. Der Stellenabbau soll durch Fluktuation, Abfindungen, Altersteilzeit und vorgezogenen Ruhestand gelingen. Die „essenzielle Entwicklung“ soll laut Vogel weiterhin in Bühl und nicht in Osteuropa stattfinden.

Lorenz und Karademir kündigten einen heißen Herbst an. „Wir sind nicht bereit, die Zeche für Fehlentscheidungen des Managements zu tragen“, stellte Lorenz fest. „Wir haben noch gar nicht angefangen richtig zu verhandeln.“ Für den 19. November kündigte er einen großen Aktionstag an.

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