Skip to main content

Gemeinderat will sparen

Bühler Stadtteilfriedhöfe sind zu teuer: Zentralfriedhof als billigere Lösung?

Die Bühler Stadtkasse ist leer. Der Gemeinderat will sparen. Jetzt hat er die elf Stadtteilfriedhöfe entdeckt. Ein Zentralfriedhof soll die billigere Lösung sein.

Stadtfriedhof Bühl
Im Stadtgebiet Bühl gibt es elf Friedhöfe. Der Bühler Stadtfriedhof ist der größte. Im Gemeinderat wird über einen Zentralfriedhof diskutiert, um das Defizit zu deckeln.  Foto: Ulrich Coenen

Nicht einmal der Tod ist umsonst, denn er kostet das Leben. Das ist ein geflügeltes Wort, an das die Mitglieder des Verwaltungsausschusses des Bühler Gemeinderates bei ihren Haushaltsberatungen ganz sicher gedacht haben. Im Stadtgebiet gibt es insgesamt elf Friedhöfe, von denen aber nur noch neun für Bestattungen geöffnet sind. Die sind extrem defizitär.

Bühler Gemeinderat sucht Einsparpotenziale

Die Stadt hat im Jahr 2024 große Probleme, einen ausgeglichenen Haushalt vorzulegen. Der Verwaltungsausschuss sucht deshalb in verschiedenen Bereichen nach Einsparpotenzial und hatte dabei, übrigens nicht zum ersten Mal, die Friedhöfe im Auge.

Das Geld fehlt uns für Kindergärten und Schulen.
Walter Seifermann
Stadtrat (GAL)

„Wir leisten uns ein knappes Dutzend Friedhöfe“, stellte Walter Seifermann (GAL) fest. „Gleichzeitig klagen die Bürger über hohe Grabgebühren.“ Die zahlreichen dezentralen Friedhöfe in den Ortsteilen sind nach Ansicht von Seifermann nicht mehr zeitgemäß. „Sie kosten viel Geld“, meinte er. „Das fehlt uns für Kindergärten und Schulen.“

Seifermann räumte ein, dass der Bau eines Zentralfriedhofs sich auf die aktuelle Finanzlage der Stadt nicht positiv auswirke. „Wegen der Liegezeiten auf dem Friedhof von 25 Jahren ist das eine undankbare Aufgabe.“

Friedhöfe können also nicht aufgelöst werden, bevor diese Liegezeiten der Verstorbenen enden. Die Stadt muss allerdings auch die sogenannten Nachhaltezeiten beachten. Insgesamt geht es um einen Zeitraum von einem halben Jahrhundert.

Zwei Friedhöfe in Kappelwindeck sind für Walter Seifermann der „Gipfel“

Der „Gipfel“ der Bühler Friedhofsstruktur sind für Seifermann der Bühler Stadtfriedhof und der Kappelwindecker Friedhof, die sich beide auf Kappler Gemarkung befinden. „Wir haben das Thema auf dem Schirm“, erklärte Oberbürgermeister Hubert Schnurr (FW). Einen offiziellen Antrag und eine Abstimmung gab es allerdings nicht.

Lutz Jäckel (FDP) hakte nach. „Die Fachleute müssen sich zusammensetzen“, forderte er. Er verwies auf die neuen Bestattungsformen. Einen Friedwald in Forbach-Herrenwies brauche die Stadt nicht, das sei auch in Bühl möglich. Auf der anderen Seite seien die Friedhofsgärtner permanent überlastet. „Es ist an der Zeit, mittel- und langfristig etwas zu unternehmen“, meinte Jäckel.

Die Anzahl unserer Friedhöfe ist ein Anachronismus.
Pit Hirn
SPD-Fraktionsvorsitzender

„Steter Tropfen höhlt den Stein“, erklärte Peter Hirn (SPD). Er erinnerte damit an die zahlreichen Diskussionen der vergangenen Jahre über die teuren Bühler Stadtteilfriedhöfe. „Die Anzahl unserer Friedhöfe ist ein Anachronismus. Walter Seifermann hat völlig Recht.“

Schnurr erzählte zum Abschluss der Diskussion eine Anekdote, die ihm einer seiner Vorgänger zum Besten gegeben hat. Dieser ungenannte Vorgänger hatte im Gespräch mit einem Friedhofsgärtner zu hören bekommen: „Es sollte regelmäßig gestorben werden.“

Bestattungskultur ist ein kommunalpolitischer Dauerbrenner

Friedhöfe und Bestattungskultur sind in der Bühler Kommunalpolitik ein Dauerthema. Barbara Thévenot, Abteilungsleiterin Stadtplanung im Rathaus, hatte zuletzt 2021 dem Technischen Ausschuss eine Übersicht über die Entwicklung der elf Friedhöfe seit 2008 gegeben. Damals hatte der Gemeinderat die neue Friedhofskonzeption beschlossen.

„Mit der neuen Friedhofskonzeption haben vor 13 Jahren neue Grabarten Einzug gehalten“, berichtete Thévenot. „Die Bestattungskultur hat sich seitdem grundlegend geändert.“ Alle neun Friedhöfe bieten neue Grabarten an und verfügen über ausreichende Flächenreserven. Das hängt damit zusammen, dass es immer mehr Urnenbestattungen gibt. Ende 2009 registrierte die Stadt einen Anteil von 19 Prozent für neue Grabarten, Ende 2020 waren es bereits 32 Prozent.

Grundlage einer Überplanung der Bühler Friedhöfe ist für Thévenot der Gedanke, diese Orte der Begegnung, Erholung und Kommunikation umzugestalten. Gleichzeitig sollen sie als ökologische und ästhetische Orte an Bedeutung gewinnen.

Das ist teuer. Fünf der neun Friedhöfe wurden bis 2021 von der Abteilung Stadtplanung überplant. Gesamtplanungen gibt es für Moos, Altschweier, Neusatz, Vimbuch und Eisental, wobei der letztgenannte Friedhof noch in Bearbeitung ist. Teilplanungen liegen für Oberbruch, Kappelwindeck, Weitenung und Bühl vor. Insgesamt hat die Stadt von 2008 bis 2021 940.000 Euro investiert.

nach oben Zurück zum Seitenanfang